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Donnerstag, 2. Mai 2024

Ochsenmaulsalat mit Kapern

 

Ochsenmaul ist Nose to Tail für Anfänger. 

Milder Geschmack, angenehme Konsistenz und preislich in der unteren Liga. 

Ausprobieren. Husch, husch.

Für 2-3 Personen:

  • 3 El Öl (io: halb Erdnuss, halb Olivenöl)
  • 3-4 El Weissweinessig 
  • 1 Tl milder Senf
  • je 1/4 Tl geräuchertes Paprikapulver und getrocknete Majoranblättchen
  • wenig Kräutersalz und reichlich schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 2 dicke Frühlingszwiebeln, in dünne Ringe geschnitten
  • 15 Cherrytomaten, in Rädchen
  • 1 gehäufter Esslöffel Kapern aus der Essiglake, abgetropft
  • 350 gr Ochsenmaulscheiben, in max. kleinfingerbreite Streifen geschnitten.

Alle Zutaten der Reihe nach in einer Salatschüssel vermischen. Abdecken. Mindestens eine Stunde bei Zimmertemperatur oder mehrere Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen. Eventuell nachsalzen und -säuern. Mit getoasteten und/oder gebutterten Brotscheiben geniessen. Bon appétit.

Sonntag, 8. Januar 2023

Würzige Linsen-Rotwein-Bolognese

 

Schon weiss, ich schulde euch noch den Jahresrückblick 2022. Bloss nicht hetzen. Bin momentan im locker-flockigen, fläzig-faulen Ferienmodus. Zur Überbrückung folgt das Rezept für eine feine - und zufällig auch vegane - Linsenbolognese, die nicht nur Pasta sondern auch Polenta, Couscous, Bulgur und Gnocchi alla romana veredelt. Oder in Pfannkuchen einrollen und mit einer Béchamelsauce überbacken. Njamm!

Für vier Portionen:

  • 1 Tl Paprikaflocken/Pul biber, mild
  • 1 Tl geräuchertes Paprikapulver, mild
  • 1 Tl Bohnenkrautblättchen
  • 1/2 Tl getrocknete Dillspitzen
  • 1/2 Tl Majoranblättchen
  • 1/2 Tl Oreganoblättchen und -blüten
  • 1/2 Tl Korianderpulver
  • ein gehäufter 1/4 Tl Zimtblatt- oder Lorbeerpulver (Ersatz: ein Zimt- oder Lorbeerblatt, eingerissen)
  • je ein gehäufter 1/4 Tl Piment- und Zimtpulver

Gewürze in einer kleinen Schüssel vermischen, abgedeckt zur Seite stellen.

  • 150 gr braune Berglinsen, über Nacht eingeweicht*
  • 2 El Olivenöl
  • 1 grosse rote Zwiebel
  • eine 400 gr Dose Pelati, zerkleinert 
  • eine Dosenfüllung Wasser
  • eine Dosenfüllung kräftiger Rotwein, z.B. Merlot
  • 1 Tl geräuchertes Paprikapulver, mild oder scharf
  • Salz
  • Pfeffer aus der Mühle

Linsen in ein Sieb schütten. Unter fliessendem Wasser gründlich abspülen, abtropfen lassen. Öl im Bräter erwärmen, nebenbei die Zwiebel klein hacken. Zwiebelwürfel auf mittlerer Stufe anbräunen. Gewürze zugeben, eine Minute rührbraten. Linsen und Pelati unterrühren. Die leere Tomatendose randvoll mit Wasser füllen, in die Pfanne giessen. Mit dem Wein wiederholen. Salzen und offen kochen, bis die Flüssigkeit stark eingedickt ist. Falls die Linsen nicht schnell genug weich werden, Deckel auflegen und/oder hahnenheisses Wasser nachgiessen. Wenn die Linsen gar sind und die Sauce die Konsistenz einer Bolognese erreicht hat, Paprikapulver und Pfeffer unterrühren. Hitze ausschalten, Deckel auflegen und der Linsenbolognese auf der heissen Platte Zeit zum Durchziehen gönnen. Erst jetzt das Pastawasser aufsetzen. Nudeln nach Packungsanleitung kochen. Abgiessen und mit einem grosszügigen Stück Butter vermischen (optional, Herr C. besteht darauf). Geriebener Sbrinz ist ebenfalls optional, passt aber wie die Faust auf's Auge.

*Funktioniert auch ohne vorheriges Einweichen, Kochzeit und Wassermenge entsprechend anpassen.

Sonntag, 6. März 2022

Härdöpfelgulasch mit Silberzwiebeln


Auf der obersten Ablage im Kühlschrank tummeln sich diverse angebrochene Gläser und Flaschen. Unter anderem mit Sambal Manis, Currypasten, Miso, Dijonsenf, Austernsauce, Mushroom Ketchup, Worcestershiresauce, fermentierter Salsa, Gewürzgurken und eingelegten Silberzwiebeln aus vier verschiedenen Ländern. Die Silberzwiebeln waren, zu meinem Verdruss, alles Fehlkäufe. Vor einigen Monaten wurde unsere Lieblingssilberzwiebelmarke (ohne Süssstoff und Zusätze) klammheimlich gegen das, wohl billigere, Erzeugnis eines anderen Herstellers ausgetauscht (metallischer Geschmack und extrem sauer, trotz Süssstoffzusatz). Seither sind wir auf der Suche nach einem neuen Lieferanten. Bislang leider erfolglos. Direkt aus dem Glas sind alle getesteten Sorten zu sauer, aber gründlich abgespült und mitgekocht, verwandeln sie sich in eine knackige Bereicherung für deftige Suppen und Eintöpfe. Das Erdäpfelgulasch schmeckt übrigens auch mit eingelegten Maiskölbchen oder Mixed Pickles, die vom letzten Racletteabend übrig geblieben sind.

Für zwei hungrige Fasnächtler als Hauptgericht:

  • 2 El Butterschmalz
  • 1 Kilo Kartoffeln, vorwiegend festkochend
  • 1 rote Blockpaprika, gerne auch angeschrumpelt
  • 1 mittelgrosse Zwiebel
  • 1 El Paprikamark (io: mildes ungarisches Paprikamark aus der Tube)
  • ein gehäufter 1/2 Tl gemahlener Kümmel*
  • 2 Tl geräuchertes Paprikapulver, mild 
  • ca. 600 ml hahnenheisses Wasser
  • Salz oder ein Bouillonwürfel 
  • ein knapper Tl Majoranblättchen
  • 100 gr eingelegte Silberzwiebeln, gut abgebraust
  • Crème fraîche und Schnittlauch, optional

Butterschmalz in einem Kochtopf zerlassen. Kartoffeln schälen und in grosse, mundgerechte Stücke zerteilen. Im Butterschmalz bei mittlerer Hitze anbräunen (io: Stufe 6 von 9). Unterdessen die Paprikaschote rüsten, grob zerkleinern und in den Mixbecher legen. Die Zwiebel schälen, ebenfalls grob zerkleinern und mit den Paprikastücken zu einem glatten Brei zermixen. Wenn die Kartoffelstücke stellenweise braun angebraten sind, Gemüsebrei zusammen mit Paprikamark und Kümmelpulver zugeben. Kurz rührbraten, bis der rohe Zwiebelgeruch verflogen ist. Paprikapulver untermischen. Mit dem heissen Wasser ablöschen, kräftig salzen. Das Wasser sollte die Kartoffeln knapp bedecken, Menge entsprechend anpassen. Zuletzt Majoran und Silberzwiebeln unterrühren. Deckel auflegen und das Härdöpfelgulasch etwa 25 Minuten köcheln, bis die Kartoffeln weich sind und die Sauce schön eingedickt ist. Topf vom Herd ziehen und das Kartoffelgulasch, wenn möglich, eine halbe Stunde - gerne auch länger - durchziehen lassen. Vor dem Servieren wieder aufwärmen. Herr C. besteht auf einen grossen Klacks Crème fraîche dazu, ich begnüge mich mit Schnittlauchröllchen.

* Zwei Esslöffel Kümmelsaat in einer Pfanne kurz anrösten, bis es fein nussig duftet. Auf einem Teller auskühlen lassen und anschliessend in der Kaffeemühle fein mahlen. Restliches Kümmelpulver in einem kleinen Gläschen aufbewahren und zum Beispiel Kartoffelsuppen, Linsen- und Kohlgerichte damit würzen.

Sonntag, 6. Februar 2022

Zwiebel-Majoran-Senf

 

Roh zusammengerührter Senf sollte vor dem ersten Einsatz mindestens zwei Wochen ruhen. Während der "Reifezeit" wird die Schärfe gemildert und die Aromen verbinden sich im Idealfall zu einem harmonischen Senferlebnis. Bei diesem Rezept wird der Senfbrei erhitzt, um die Schärfe abzumildern und die Geschmacksharmonie zu beschleunigen. Gönnt dem Zwiebel-Majoran-Senf trotzdem noch drei Tage zum Durchziehen, es lohnt sich.

Für zwei Gläser à 175 ml:

  • 50 gr Senfkörner (io: Gelbsenf aus der Migros)
  • 1 El Sonnenblumenöl
  • 100 gr Zwiebel, geschält gewogen
  • je ein gehäufter 1/4 Tl Kräutersalz und Zucker
  • 1/4 Tl Majoranblättchen, zwischen den Fingerspitzen fein zerrieben
  • 1/8 Tl Bohnenkrautblättchen, dito
  • 1 Prise Kurkumapulver 
  • 1,5 El Kräuteressig
  • 250 gr Wasser

Senfkörner in der Kaffeemühle puderfein mahlen. Darauf achten, dass das Senfmehl nicht zu warm wird (io: drei Intervalle, ca. 20 Sekunden). Öl in einem kleinen Topf erhitzen. Unterdessen die Zwiebel in kleine Stücke schneiden. Bei mittlerer Hitze anschmurgeln. Deckel auflegen, ein paar Minuten weiterschmurgeln. Zwischendurch umrühren und darauf achten, dass die Zwiebelstücke gleichmässig bräunen. Sie dürfen keinesfalls schwarz werden! Wenn die Zwiebelstücke herrlich duften, Salz, Zucker, Kräuter und Kurkuma unterrühren. Essig und die Hälfte des Wassers zugiessen. Senfmehl zügig mit einem Schwingbesen einrühren. Restliches Wasser unterrühren, die Masse mit dem Stabmixer im Topf glatt pürieren. Wieder auf die Herdplatte stellen und rühren, rühren, rühren, bis der Topfinhalt zu blubbern beginnt. Topf vom Herd ziehen, Senfbrei abschmecken. Sobald der Senf den eigenen Vorstellungen entspricht, in die vorgewärmten, sterilisierten Gläser füllen. Deckel zudrehen und abkühlen lassen. Wenn sich ein Vakuum gebildet hat, können die unangebrochenen Gläser bei Zimmertemperatur gelagert werden. Falls nicht, direkt in den Kühlschrank stellen. Mindestens einen Tag - besser drei Tage - durchziehen lassen. Der Zwiebelsenf ist so mild und aromatisch, dass man ihn pur auf einem Butterbrot geniessen kann. Nach dem Öffnen im Kühlschrank aufbewahren. 

Sonntag, 28. März 2021

Hafenbuletten II

 

Meine neue Lieblingsvariation: Würziger, saftiger, fleischiger. Njamm.

Für 12 Buletten:

  • 230 gr feine Vollkornhaferflocken
  • 20 gr Hirseflocken
  • 3 gehäufte El getrocknetes Suppengemüse 
  • 1 gehäufter El getrocknete Salatkräuter 
  • 1 El Steinpilzpulver
  • 1 Tl Braten- oder Fleischgewürzmischung
  • 1/4 Tl Kräutersalz
  • je ein 1/4 Tl grob gemahlener Pfeffer & getrockneter Majoran
  • 270 gr Milch, kühlschrankkalt

Vermischen und eine Stunde abgedeckt quellen lassen.

  • 2 Eier Grösse L
  • 3 El fein geriebener Parmesan
  • 1 gehäufter El grober Senf
  • 1 gehäufter El Buchweizenmehl

Eier mit Käse, Senf und Buchweizenmehl gründlich verquirlen. Gesamte Haferflockenmischung unterrühren. Abschmecken. Schüssel abdecken und dem Inhalt mindestens 10 Minuten zum Nachquellen gönnen. Nach der Einweichzeit bleibt die Bulettenmasse ein bisschen klebrig, aber das muss so sein. In einer grossen Pfanne 2 El Rapsöl und 1 El Butter erwärmen. Haferflockenmasse mit feuchten Händen zu Buletten formen oder, wenn die Masse zu feucht ist, direkt mit dem Löffel in die Pfanne befördern. Auf beiden Seiten braun braten (io: Stufe 6 von 9, jede Seite ca. 4-5 Minuten). Die Buletten lassen sich unfallfrei wenden, wenn sich auf einer Seite eine Kruste gebildet hat. Auf Küchenpapier entfetten und heiss oder zimmerwarm geniessen. Übrige Hafenbuletten im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von drei Tagen verputzen.

Sonntag, 28. Februar 2021

Hafenbuletten & Hafenbulettenmix für den Vorrat (vegetarisch)


Die Frikadellen der Frau Mama waren legendär. Ihr Geheimnis? Gemischtes Hackfleisch, viele Zwiebeln und reichlich Fett zum Braten. Meine Frikadellen sind sosolala. Aber Hackbraten, das kann ich. Und wie! Doch was ist ein Hackbraten ohne gesellige Tafelrunde? Ein Trauerspiel. Jammern hilft nix, dann gibt's halt vegetarische Klopse. Die bei uns, btw, nicht Frikadellen heissen dürfen, denn Frikadellen bestehen aus Fleisch. Punkt. In diesem Fall versteht Herr C. keinen Spass. Tätschli oder Bratlinge als Namenszusatz sind ebenfalls aus dem Rennen. Klingt für ihn zu bio, zu körnig, zu gesund. Also gab's Haferbuletten. Die mochte er. Er kürte sie sogar zur besten vegetarischen Klopsalternative ever. Später stellte sich heraus, dass er irrtümlich Hafenbulette verstanden hatte. Es blieb bei dem Namen. Klingt so schön schnodderig und in keinster Weise bio, körnig oder gesund. Sagt der Herr, der Haferbuletten nur mag, wenn sie Hafenbuletten heissen. Männer.

Grundmischung für 12 Buletten:

  • 250 gr feine Vollkornhaferflocken
  • 3 gehäufte El getrocknetes Suppengemüse (CH: Gemüsegarten Tradition, Coop)
  • 1 gehäufter El getrocknete Salatkräuter 
  • 1 gehäufter El Ruchmehl
  • je ein 1/4 Tl Kräutersalz, grob gemahlener Pfeffer, getrockneter Majoran & geröstetes Currypulver*

Alle Zutaten verrühren. Falls der Haferbulettenmix nun in den Vorratsschrank oder als Geschenk auf einen Gabentisch soll, in ein dicht schliessendes Einmachglas umfüllen. Trocken und dunkel gelagert, hält er sich theoretisch bis zum MHD der verwendeten Haferflocken. Aber weil die Gewürze mit der Zeit an Geschmack verlieren, würde ich die Mischung nicht länger als drei oder vier Monate aufbewahren. 


Zum Fertigstellen:

  • 2 Eier Grösse L
  • 3 El fein geriebener Hartkäse (io: Pecorino)
  • 1 gehäufter El mittelscharfer Senf
  • 240 gr Milch, kühlschrankkalt
  • reichlich frisch geriebene Muskatnuss
  • Kräutersalz 

Eier mit Käse, Senf, Milch, Muskatnuss und einer grosszügigen Prise Kräutersalz gründlich verquirlen. Gesamte Haferflockenmischung unterrühren. Abschmecken. Schüssel abdecken und dem Inhalt mindestens 45 Minuten zum Quellen gönnen. Nach der Einweichzeit sollte sich die Bulettenmasse mit feuchten Händen problemlos rund formen lassen. Sie bleibt ein bisschen klebrig, aber das muss so sein. Falls sie zu feucht scheint, teelöffelweise Mehl untermischen. Falls sie zu trocken/bröselig ist, einen Schuss Milch unterrühren und nochmals ein paar Minuten quellen lassen. Wenn die Konsistenz stimmt, aus der Masse 12 golfballgrosse Portionen formen und auf einen flachen Teller legen. In einer grossen Pfanne 2 El Rapsöl und 1 El Butter erwärmen. Die Klopse flach drücken, bis sie etwa fingerdick sind. Auf beiden Seiten braun braten (io: Stufe 6 von 9, jede Seite ca. 4-5 Minuten). Die Buletten lassen sich unfallfrei wenden, wenn sich auf einer Seite eine Kruste gebildet hat. Auf Küchenpapier entfetten und heiss oder zimmerwarm geniessen. Ketchup und Mayonnaise für die Kleinen nicht vergessen. Übrige Hafenbuletten im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von drei Tagen verputzen.

*Die Buletten sind mit der angegebenen Gewürzmenge eher auf der neutralen Seite, d.h. kein Gewürz sticht hervor. Für mehr Umami: Majoran- und Senfmenge verdoppeln. Tipp: Zusätzlich 2 Esslöffel Steinpilz- oder Shiitakepulver unterrühren. Die gequollene Masse kann problemlos mit einer fein gehackten Zwiebel ergänzt werden. Auch eine handvoll fein geraspeltes/gehacktes Gemüse ist nicht verkehrt, z.B. Petersilienwurzel, Broccoli, Pastinake, Karotte, Lauch, Pilze oder Paprika. Zwiebel- und Gemüsestückchen nach Belieben vor der Zugabe anbraten. Eventuell mit fein geriebenem Knoblauch, Ingwer, Miso und/oder getrockneten Bockshornkleeblätter würzen. Für ein bisschen Schärfe sorgen Piment d'Espelette, Harissa oder Sambal Oelek. 

Freitag, 12. Februar 2021

Erbsensuppe mit Garam Masala aus dem Slow Cooker

                        
  

Früher hatte Herr C. die Qual der Wahl: Restaurants, Kantinen, Imbissbuden, Migi Gourmessa oder ein Lunchpäckchen. Freudig entschied er sich immer öfter für die hausgemachte Variante und umso grösser wurde das Sammelsurium an Brotdosen für Sandwiches, auslaufsicherer Tupperware für Salate, Tiffins aus Edelstahl für Reste vom Vortag und Click-Clack-Boxen für gerüstetes Obst. Nur eines fehlte: Thermogeschirr. Bis letzte Woche bestand in unserem Haushalt auch kein Bedarf danach. Wenn's eiskalt war, verbrachte Herr C. seine Mittagspausen stets in einem wohlig warmen Restaurant. Und dann kam Corona... Und mit dem Kroppzeug der Shutdown. Die Restaurants sind zu und Take-away ist bei Minusgraden ziemlich reizlos. Kantinen sind für Aussenstehende geschlossen, und ohne Herd oder Mikrowelle am Arbeitsplatz, sieht's essenstechnisch düster aus. Um dem Mann unnötiges Leid zu ersparen, umgehend zwei Thermobehälter beim Grossverteiler besorgt. Mein neuer Tagesablauf seither: Um 06:00 Suppe aufwärmen, Brote streichen und Apfelviertel eintuppern. Yeah.


Für vier Portionen Erbsensuppe:

  • 250 gr getrocknete, halbierte grüne Erbsen
  • 1,2 Liter hahnenheisses Wasser
  • 3 Selleriestangen
  • 1 grosse Karotte
  • 1 mittelgrosse Zwiebel
  • 2 grosse festkochende Kartoffeln
  • 2 Lorbeerblätter
  • 1 gehäufter El Gemüsebrühepulver (io: Alnatura ohne Hefeextrakt) 
  • 1/2 Tl getrockneter Majoran
  • 1/2 Tl Garam Masala 
  • Salz, Pfeffer

Den 3,5 Liter Slow Cooker auf HIGH vorheizen. Die Erbsen in ein Sieb schütten, gründlich abbrausen. Zusammen mit dem heissen Wasser in den Einsatz geben. Stangensellerie putzen, der Länge nach dritteln und in feine Scheiben schneiden. Karotte putzen und in zentimetergrosse Stücke zerteilen. Zwiebel schälen und fein hacken. Kartoffeln schälen und in mirabellengrosse Stücke schneiden. Alle Gemüsestücke zusammen mit den angeknickten Lorbeerblättern, Brühepulver, Majoran und Garam Masala ins Erbsenwasser einrühren. Deckel auflegen und 3-4 Stunden auf HIGH oder 6-7 Stunden auf LOW garen, bis die Erbsen zu zerfallen beginnen. Falls gewünscht, kurz den Stabmixer reinhalten und einen Teil der Suppe pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Heiss mit oder ohne (Seitan)Würstchen servieren bzw. abfüllen.

P.S. Wie auf dem Foto ersichtlich, klappt der Transport zur Not auch in einem dickwandigen Konfiglas. 

Freitag, 1. Januar 2021

Happy New Year: Bigos aus dem Slow Cooker



Na? Gut gerutscht?  Ein fröhliches neues Jahr, y'all!

Und wie sah euer Silvester aus? Bei uns gab's Bigos mit Spätzli, zwei Folgen Ein Herz und eine Seele, und anschliessend Moulin Rouge in voller Lautstärke, um die Böllerei in unserer Strasse zu übertönen. Später wurde die Bude exzessiv mit Weihrauch gräuchlet. Um Mitternacht stiessen wir zu den Klängen der Rocky Horror Picture Show mit Moscato an, und nachdem die Feierwütigen sich verzogen hatten, wurde das Schweinwoll noch einmal spaziert. That's it. Heute essen wir den Rest Bigos mit angebratenen Spätzli zum Zmittag und vielleicht spendiere ich dazu noch eine Schüssel Salat. Aber nur vielleicht, denn mein Motto für 2021 lautet: 

Take it easy.

In diesem Sinn: Herzlichen Dank fürs Mitlesen und Kommentieren.
Schön, dass es euch gibt.

Je nach Hunger - und Beilagen - reicht das Bigos für vier bis acht Personen: 

  • 2 Saucisses de Montbéliard, ca. 300 gr
  • 2 grosse Zwiebeln
  • 150 gr dünne Schwarzwälder Schinkenscheiben
  • gehäufter 1/4 Tl Kümmelsamen

Saucisses de Montbéliard (oder eine andere grobe, geräucherte Schweinswurst mit essbarer Pelle) in ca. 2 cm dicke Scheiben schneiden. Einen grossen Bräter warm werden lassen, die Wurstscheiben beidseitig ohne Fettzugabe bei mittlerer Hitze anbräunen. Die Zwiebeln schälen und fein hobeln. Wenn die Wurstscheiben rundherum eine nette Farbe angenommen haben, die Zwiebelstreifen unterrühren. Schwarzwälder Schinken in ca. 4 x 4 cm grosse Quadrate zerteilen, die Stücke auseinanderzupfen und mit dem Kümmel in die Pfanne geben. Alles rundherum bräunen.

  • ein kleiner Weisskrautkopf, ca. 650 gr
  • gehäufter 1/2 Tl mildes Paprikapulver
  • gehäufter 1/4 Tl getrocknete Majoranblättchen

Unterdessen den Krautkopf halbieren und ebenfalls fein hobeln. Portionsweise unter den Pfanneninhalt mischen, leicht anbraten. Wenn die Kohlstreifen ein wenig Farbe angenommen haben, Paprikapulver und Majoran unterrühren. Zwei Minuten rührbraten, dann den Bräter vom Herd ziehen. Slow Cooker auf HIGH vorheizen.

  • 500 gr Sauerkraut (io: Elsässer Art mit Riesling & Graisse de canard)
  • 2 grosse, säuerliche Äpfel (io: zehn kleine verschrumpelte Gartenäpfel)
  • 100 gr gedörrte Zwetschgenhälften 
  • 5 frische Lorbeerblätter
  • 5 Pimentkörner
  • 5 Wacholderbeeren
  • Kräutersalz

Sauerkraut eventuell in einem Sieb kurz abbrausen, falls es sehr salzig ist. Abgetropft unter den Pfanneninhalt mischen. Äpfel schälen, vierteln. Fliege, Stiel und Kerngehäuse wegschneiden. Spalten in nicht zu kleine Stücke zerteilen, sie sollen schliesslich nicht komplett zu Matsch verkochen. Zusammen mit den Zwetschgenhälften, allen Gewürzen und wenig (!) Kräutersalz unter den Kohl rühren.

  • 250 ml hahnenheisses Wasser

Wenn alles gründlich durchmischt ist, den Bräterinhalt in den Einsatz des Slow Cookers umfüllen. Wasser zugiessen, Deckel auflegen. Das Bigos zuerst 3 Stunden auf HIGH und danach noch 1-2 Stunden auf LOW garen. Zwischendurch mal vorsichtig umrühren, falls man zufällig in der Nähe ist. Heiss mit Salzkartoffeln, Semmelknödeln, Kartoffelstock oder Spätzli servieren. 

Die Zutatenliste & die lange Garzeit wirken abschreckend, aber das polnische Nationalgericht ist total praktisch:
1. Die Zubereitung erfolgt am Vortag. Oder zumindest Stunden bevor die Gäste eintrudeln. Kein Stress, keine Hektik, keine Saucenflecken auf dem seidenen Festtagsgewand. 2. Garen im Slow Cooker benötigt keinerlei Überwachung. 3. Das Bigos lässt sich problemlos ein, zwei Stunden warm halten, falls der Apéro mehr Zeit in Anspruch nimmt oder Tante Thusnelda den Zug verpasst hat. 4. Reste können mehrmals auf dem Herd aufgewärmt werden und gewinnen dabei sogar an Aroma. Wichtig: Den Eintopf zwischendurch im Kühlschrank aufbewahren. Oder ist jemand scharf auf eine Lebensmittelvergiftung? 5. Die Zutaten stammen (fast) alle aus der Region und lassen sich, ganz nach Vorlieben und Verfügbarkeit, locker anpassen. Zum Beispiel: Keine Zwetschgenhälften? Pruneaux d'Agen oder gewöhnliche Trockenpflaumen tun's auch. Schwarzwälder Schinken ist aus? Nehmt Tessiner Rohschinken. Im Keller steht selbst fermentiertes Sauerkraut? Prima! Immer her damit. Und so weiter und so fort. Nach 2020 sind wir wohl alle ein bisschen Bluna flexibler.

Sonntag, 1. November 2020

Nussiger Dinkelbraten im Dinkelblätterkleid



Herr C. nahm den Teller in Empfang, stach einen Teil des Dinkelbratens mit der Gabel ab, beäugte ihn kritisch und bemerkte nach der ersten Kostprobe: So wie du grinst, ist es kein Hackbraten.
Vegetarisch oder vegan?.... Hmmm?.... Egal. Schmeckt.


Geschmack: Umamibombe. 
Konsistenz: Locker und trotzdem saftig. 
Nachbackempfehlung: Ist das eine ernsthafte Frage?

Für 4-6 Personen:

  • 320 gr Gemüsebouillon
  • 1 mittlere Karotte
  • 1 grosse Zwiebel
  • 1 Selleriestange
  • 1 riesiger Zweig glatte Petersilie
  • je 1/2 Tl getrocknetes Bohnenkraut und Majoran
  • je ein gehäufter 1/4 Tl getrocknete Thymian- und Oreganoblättchen
  • 1 Tl Worcestershiresauce

Brühe in einem Topf zum Kochen bringen. Unterdessen das Gemüse schälen, putzen und in kleine Würfelchen zerteilen. Petersilie entlauben, den Stiel in dünne Röllchen schneiden. Gemüsewürfel und Stielröllchen zur Bouillon in den Topf kippen und etwa zwei Minuten kochen, bis die Karottenwürfel knapp gar sind. Den Topf zur Seite ziehen und die Bouillon ein paar Minuten abkühlen lassen. Unterdessen die Petersilienblätter abbrausen und fein hacken. Alle Kräuter und die Sauce in die warme Suppe einrühren.

  • 200 gr Paranüsse
  • 175 gr hartes Dinkelbrot (io: halb Vollkorn)
  • 15 gr getrocknete Shiitake
  • 15 gr getrocknete Steinpilze
  • bunter Pfeffer aus der Mühle

Während die Bouillon abkühlt, die Nüsse im Mixer fein mahlen. In eine Salatschüssel umfüllen. Das trockene Dinkelbrot mit einem scharfen Messer grob zerkleinern. Zuunterst die Pilze, darüber die Brotstücke in den Mixaufsatz legen und zusammen klein mixen. Das Paniermehl zu den gemahlenen Nüssen in die Schüssel schütten. Kräftig pfeffern und mit einem Gummischaber verrühren.

  • 75 gr Pecorino, fein gerieben
  • 2 Eier Grösse L
  • Kräutersalz
  • ein rechteckig ausgewallter Dinkelblätterteig (24 x 40 cm, 275 gr)
  • 2 El Milch 

Den Ofen auf 180 Grad vorheizen. Die lauwarme Gemüsebouillon über die Brot-Nuss-Mischung giessen, gut durchmischen. Der Schüsselinhalt sollte nun feucht-krümelig sein, ähnlich wie ein Couscoussalat. Den geriebenen Käse zugeben und die Masse äusserst sparsam mit Salz abschmecken. Wichtig: Lieber unter- statt übersalzen. Die Eier aufschlagen und gründlich untermischen. Die Masse muss am Schluss ausreichend feucht sein, damit sie gut zusammenhält. Sie sollte deshalb beim Formen noch minimal an den angefeuchteten Händen kleben. Falls sie zu trocken scheint, esslöffelweise lauwarmes Wasser unterkneten. Ist sie zu feucht, mehr Brotbrösel untermengen. Den Blätterteig auf dem mit Backpapier belegten Blech entrollen. Mit der Nussmasse in der Mitte des Teiges der Länge nach einen etwa handbreiten, flachen Hügel formen. Die Längsseiten des Teiges schräg bis zur Füllung in etwa daumenbreite Streifen schneiden. Die Teigstreifen abwechselnd über die Füllung legen, Überlappungen leicht andrücken. Die Teigoberfläche mit Milch oder einem verquirlten Ei bepinseln. Das Blech auf der untersten Schiene einschieben. Den Braten 45 Minuten backen. Danach noch 10 Minuten auf der mittleren Schiene zum Bräunen gönnen. Vor dem Anschneiden fünf Minuten ruhen lassen. Zum Beispiel mit Lauch in Sahnesauce und reichlich Randensalat servieren. Reste eignen sich hervorragend für die Lunchbox.

Next time: Walnüsse statt Paranüsse verwenden und den Pecorino durch Sbrinz ersetzen. Von wegen Swissness und so. Weisswein oder Verjus anstatt Worcestershiresauce wäre auch einen Versuch wert.

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Völlig unspektakulär: Hühnerherzenbouillon



Yep, diese Suppe aus Hühnerherzen ist, wie im Titel angekündigt, komplett unspektakulär. Es werden keine ausgefallenen Zutaten benötigt - von den Herzen einmal abgesehen -, keine ausgefallenen Kochtechniken angewendet, keine ausgefallenen Utensilien eingesetzt. Dafür gibt's viel Geschmack für wenig Geld und den Vorteil, dass man nicht stundenlang ein ganzes Suppenhuhn für zwei Personen auskochen muss, um eine feine Hühnersuppe geniessen zu können. P.S. Keine Angst, die Herzen verleihen der Bouillon keine strenge oder an Leber/Innereien erinnernde Note, wie viele Leute glauben. Probiert's aus.


Zutaten für ca. 1,2 Liter:

  • 1 kleine Sellerieknolle
  • 1 grosse Pastinake oder Petersilienwurzel
  • 2 grosse, fette Karotten
  • 1 Lauchstange
  • 1 kleine Fenchelknolle

Gemüse abbrausen und, wenn nötig, gründlich abschrubben. Sellerie, Pastinake und die Karotten schälen, in kleine Würfel schneiden. Der weisse Teil der Lauchstange der Länge nach halbieren und in nicht zu dünne Halbringe zerteilen. Fenchelknolle ebenfalls in mundgerechte Würfel schneiden. Gemüsestücke abgedeckt zur Seite stellen. Die ganzen Rüstabfälle, d.h. Sellerie -, Pastinaken-, Karottenschalen, Abschnitte, der grüne Teil der Lauchstange, Fenchelröhren und -grün, in einer anderen Schüssel sammeln. Es versteht sich von selbst, dass angematschte oder vergammelte Stellen nicht für die Suppe verwendet werden, gell?

  • 1 grosse Zwiebel, ungeschält
  • 300 gr Hühnerherzen, abgebraust (putzen & Fett entfernen entfallen)
  • 6 schwarze Pfefferkörner
  • 4 Lorbeerblätter, angeknickt
  • 3 Gewürznelken
  • 1 haselnussgrosser Knubbel Ingwer, ganz
  • 1 kleinfingergrosses Kurkumarhizom, der Länge nach halbiert

Zwiebel abbrausen, Wurzeln so kurz wie möglich zurückschneiden. Die Zwiebel der Länge nach halbieren, so dass sie am Wurzelansatz noch zusammenhält. Einen grossen Kochtopf auf den Herd stellen. Die Zwiebelhälften mit den Schnittseiten nach unten reinlegen, auf mittlerer Stufe ohne Fett anbräunen. Dieser Vorgang sorgt für ein bisschen Röstgeschmack und eine schöne Grundfarbe. 1,5 Liter hahnenheisses Wasser zugiessen. Hühnerherzen reingeben, aufkochen lassen. Grauen Schaum abschöpfen. Wenn sich kein neuer Schaum mehr bildet, die Rüstabfälle und alle Gewürze in den Topf geben. Salzen. (Ich salze die Brühe allerdings erst später, damit das Schweinwoll die Hühnerherzen uneingeschränkt geniessen kann). Fünf Minuten ohne Deckel kochen. Nochmals Schaum abschöpfen, falls nötig. Hitze reduzieren, Deckel auflegen. Herzen und Gemüsereste mindestens 30 Minuten auskochen. 

  • vorbereitete Gemüsewürfel
  • je ein gehäufter 1/4 Tl Garam Masala, getrocknete Bohnenkraut- und Majoranblättchen
  • ein grosszügiger Schuss trockener Weisswein
  • (Kräuter)Salz

Probieren, und wenn die Flüssigkeit mit Poulet- und Gemüsegeschmack gesättigt ist, alle festen Bestandteile mit einem Sieb herausfischen. Die restlichen Zutaten in den Topf geben und spätestens jetzt die Suppe kräftig salzen. So lange kochen, bis das Gemüse die gewünschte Konsistenz angenommen hat. Abschmecken und heiss servieren. Wer Zeit und Lust hat, kann während dem Auskochen noch Griesswölkchen herstellen. Die passen hervorragend zur Suppe.

P.S. Man kann die Hühnerherzen natürlich auch klein schneiden und wieder in die Suppe geben. Bei uns landen sie immer gehackt im Hundefutter, weil das Schweinwoll komplett verrückt danach ist.

P.P.S. Hühnerherzen sind frisch in grossen Coop-Filialen, und gefroren in fast jeder Migros, für etwa einen Franken pro hundert Gramm erhältlich. Manchmal wird man auch auf dem lokalen Wochenmarkt fündig, beispielsweise in Lörrach. Leider noch nirgends in Bio-Qualität erspäht, bin für Hinweise dankbar.

Samstag, 7. Dezember 2019

One-Pot-Soulfood: Zweierlei Kartoffelgratin mit Sardellen



Dieses Gratin wird sicherlich nie einen Schönheitspreis gewinnen. 
Kratzt uns das? 
Nö.
Es ist deftiges, unkompliziertes Soulfood für eiskalte Winterabende.
Und nur das zählt.

Für 4 Personen:

  • 600 gr Vollmilch
  • 7 Sardellenfilets
  • 2 Knoblauchzehen, zermust
  • je 1/4 Tl getrocknete Thymian-, Bohnenkraut- und Majoranblättchen
  • reichlich frisch geriebene Muskatnuss und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • knapper Teelöffel Kräutersalz 

Man nehme eine gusseisernen Topf mit etwa vier Litern Fassungsvermögen und vermische darin alle oben stehenden Zutaten. Auf mittlerer Stufe erwärmen. Die Flüssigkeit soll recht salzig, aber nicht versalzen sein.

  • 600 gr festkochende Kartoffeln, geschält gewogen
  • 300 gr Süsskartoffeln, dito (io: eine weisse Sorte)
  • 1 mittlere Zwiebel, geschält
  • 4 El geriebener Pecorino oder Parmesan
  • 1 El Butter
  • eine kleine handvoll geschälte, gehackte Haselnüsse

Ofen auf 200 Grad vorheizen, Gitter auf der untersten Schiene einschieben. Kartoffeln und Zwiebel in dünne Scheiben hobeln. In den Topf geben, Hitze hochdrehen. Unter ständigem Rühren 3-4 Minuten köcheln, bis die Milch leicht angedickt ist und die Kartoffelscheiben fast gar sind. Topf in den Ofen verfrachten, 30 Minuten backen. Oberfläche des Gratins mit dem Käse bestreuen, Butterflöckchen darüber verteilen und mit den Nüssen garnieren. Gitter auf der mittleren Schiene einschieben und das Gratin weitere 10 Minuten backen, bis der Käse geschmolzen und stellenweise gebräunt ist. Heiss mit Chicoréesalat servieren.

Sonntag, 17. März 2019

Gebackener Urkohl(salat) mit Apfeldressing



Mal wieder ein Gericht aus der Rubrik: Unspektakulär, aber fein. Die Idee für den Salat habe ich bei Arthurs Tochter gemopst, allerdings benötigte der Kohlkopf in unserem Ofen eine merklich längere Backzeit. 

Für den Salat:

  • 1 Urkohl, ca. 1 kg
  • 1 rote Zwiebel, ca. 90 gr

Strunk kürzen, Kohlkopf kurz abbrausen und tropfnass in eine passende Backform (io: Brownieblech) legen. Gitter auf der untersten Schiene einschieben. Kohl mittig platzieren und bei 180 Grad etwa eine Stunde backen, bis die Kerntemperatur 70 Grad überschritten hat bzw. beim Anstechen mit einem Messer kein harter Kern mehr spürbar ist. Auf ein Kuchengitter stellen und vollständig auskühlen lassen. Äusserstes Blatt entfernen, restlichen Kohlkopf fein hobeln. Zwiebel schälen und ebenfalls fein hobeln. Mit reichlich Apfeldressing vermischen. Wenn irgendwie möglich, vor dem Servieren noch ein paar Stunden zum Durchziehen gönnen.


Ergibt ca. 500 ml Apfeldressing, ausreichend für den Kohlsalat und eine Wochenration Blattsalat:

  • 1 säuerlicher Apfel, ca. 150 gr (io: Braeburn)
  • 200 gr kräftige Gemüsebouillon
  • 100 gr naturtrüber Apfelessig
  • 1/8 Tl scharfes Currypulver

Apfel waschen. Ungeschält in dünne Schnitze schneiden, Kerngehäuse und Fliege entfernen. Mit Brühe, Essig und Currypulver in einem kleinen Topf 3-4 Minuten zugedeckt kochen, bis die Apfelstücke butterweich sind. 

  • knapper 1/2 Tl getrocknete Majoranblättchen
  • 1/2 Tl getrocknete Gartenzwiebelstückchen oder 1/4 Tl Zwiebelpulver  
  • 1/8 Tl scharfes Paprikapulver

Topf vom Herd ziehen, Gewürze unterrühren. Unbedeckt auf Zimmertemperatur abkühlen lassen.

  • 100 gr Rapsöl
  • 2 Tl milder Senf
  • 1/2 Tl getrocknete Salatkräuter (io: gedörrter Schnittlauch & Peperoniflocken)
  • reichlich weisser Pfeffer
  • Salz

Topfinhalt in einen Mixbecher giessen, mit den restlichen Zutaten eine Minute auf höchster Stufe vermixen. Abschmecken und in eine saubere Glasflasche umfüllen. Ohne Deckel vollständig abkühlen lassen. Mit Deckel im Kühlschrank lagern und innerhalb eines Monats verbrauchen. Idee: Migusto

Mittwoch, 13. Februar 2019

Beschwipste Linsenpâté



Leberwurst war noch nie mein Ding. Weder gekocht noch als Aufstrich. Bis auf eine Ausnahme: Die schlachtfrische Leberwurst, die wir letzten Herbst von einem Appenzeller Bauern bekamen. Es war schlicht und ergreifend die beste Leberwurst meines bisherigen Lebens. Aber auch eine ziemlich spezielle Erfahrung, denn einen Tag zuvor hatte ich die zwei Schweinchen namens Hanni und Nanni noch liebevoll hinter den Ohren gekrault... Von der Geburt eines Tieres bis hin zum Produkt im Kühlregal liegt oft viel Leid und Qual, ganz zu schweigen vom obligatorischen Tod irgendwo dazwischen. Diese Tatsachen müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Die Zahl der Mastschweine, die, wie Hanni und Nanni, ihr kurzes Leben lang artgerecht eine Weide umpflügen dürfen, wird weiterhin im einstelligen Prozentbereich bleiben, so lange viele Konsumenten nicht bereit sind, den Kartoffelsalat zwischendurch ohne Billigschnitzel als Beilage zu verzehren. Biofleisch für alle ist eine Illusion, schon alleine, weil Ethik nicht nur eine Frage der Denkweise sondern auch eine Frage des Einkommens ist. Aber jeder kann den Entschluss treffen, ab und zu - gerne auch öfter - auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Tut nicht weh, ruft keine Mangelerscheinungen hervor und der Kartoffelsalat schmeckt übrigens auch mit Gewürzgurken statt Speck. Ach herrje, ich bin wieder einmal ins Schwafeln geraten. Darum kurz und bündig der Kommentar von Herrn C. zur Blindverkostung der Linsenpâtéstulle: Schmeckt fleischig. Pürierte Wurst?  Damit wurde alles Wichtige gesagt.


Für ein Weckglas mit 500 ml Fassungsvermögen:

  • 100 gr ganze, geschälte rote Linsen
  • 4 grosse Lorbeerblätter
  • 1/3 Tl Herbamare Kräutersalz
  • 1/3 Tl schärfliches Currypulver (io: Madras aus der Migros)
  • 450 gr Wasser

Alle Zutaten in einen Topf geben und ca. fünf Minuten vorkochen.

  • 100 gr Knollensellerie, klein gewürfelt
  • 50 gr rote Zwiebel, fein geschnitten 
  • 1 riesengrosse Knoblauchzehe, fein gescheibelt

Zugeben und weiter kochen, bis die Linsen fast weich sind.

  • 100 gr Rotwein (io: Bio Nero d'Avola aus Sizilien)
  • 20 gr Malzessig
  • 1 Tl Ketjap Manis 
  • 1/2 Tl getrocknetes Bohnenkraut
  • 1/4 Tl getrocknete Thymianblättchen
  • 1 Prise gemahlene Gewürznelken

Unterrühren und so lange kochen, bis die Linsen zerfallen. In ein Sieb schütten, Flüssigkeit auffangen. Flüssigkeit zurück in den Topf leeren. 

  • 3 El Sherry
  • gehäufter 1/4 Tl getrocknete Majoranblättchen
  • grüner Pfeffer aus der Mühle

Sherry und Majoran in den Topf geben und die Flüssigkeit unter ständigem Rühren auf die Hälfte reduzieren bzw. bis sie sirupartig ist. Linsen wieder untermischen. Auf der heissen Platte zwei Minuten rührkochen. Kräftig pfeffern. Zur Seite stellen und etwa 10 Minuten abkühlen lassen, bis die Masse warm aber nicht mehr heiss ist.

  • 75 gr kühlschrankkalte Butter oder Alsan, in fünf Stücke geschnitten
  • Salz 

Linsenmus und Butter abwechselnd in den Mixbecher geben, zuoberst Linsen einfüllen. Mit dem Stabmixer zu einem feinen Brei pürieren. Abschmecken. In ein sauberes Einmachglas umfüllen, unbedeckt ein paar Stunden abkühlen lassen (z.B. auf der Terrasse). Dann mit Brot/Crackern/Gemüsesticks servieren oder den Deckel befestigen und die Linsenpâté im Kühlschrank aufbewahren. Innerhalb von 10 Tagen verbrauchen.

P.S. Für den perfekten Imitationslook, aka Vegi-Leberwurst, noch einen Teelöffel fein gehackte, gekochte Mu-Err Pilze nach dem Pürieren unterrühren. 

Freitag, 28. Oktober 2016

Risotto del Grotto con Salsiccia



Herr C. hat vor langer Zeit in einem Tessiner Grotto ein Risotto gegessen, welches ihn nachhaltig beeindruckte. Nach seiner Rückkehr schwärmte er pausenlos in den höchsten Tönen davon und verlangte umgehende Aufnahme in unser Repertoire. Typisch Herr C., konnte er sich aber weder an den Standort des Grottos, den Namen des Risottos oder an weitere Zutaten erinnern. Einziger sachdienlicher Hinweis: Hellrot mit vielen Wurstknubbeln. Super... Nach ein paar Experimenten mit Stangensellerie, Knoblauch oder Peperoni als Zugabe, hat sich herausgestellt, dass die Basisversion ohne jeden Schnickschnack einfach nicht zu toppen ist. 


Für 4 Personen:

  • 400 gr Salsiccia con finocchietto selvatico*
  • 2 El Butter
  • 1 mittlere Karotte, in kleine Stücke geschnitten
  • 1 grosse rote Zwiebel, fein gehackt
  • 250 gr Risottoreis
  • 2 Stängel frischer Majoran (oder 1/3 Tl getrocknete Majoranblätter)
  • 1 Stängel Bohnenkraut (oder knapper 1/4 Tl getrocknete Bohnenkrautblätter)
  • 250 ml kräftiger Rotwein
  • 850 ml kochende, milde Gemüsebrühe
  • 1 Handvoll geriebener Sbrinz
  • Pfeffer, Salz
  • fein abgeriebene Zitronenschale oder frisch gepresster Zitronensaft

Ofen auf 180 Grad vorheizen, Gitter auf der mittleren Schiene einschieben. Wurstmasse vorsichtig aus dem Darm befreien und zu walnussgrossen Bällchen formen. In einem Bräter die Hälfte der Butter zerlassen und die Wurstbällchen darin anbräunen. Rüebli- und Zwiebelstücke zugeben, zwei Minuten mitbraten. Reis und Majoran unterrühren. Mit dem Wein ablöschen. Drei Minuten kochen, dann die heisse Brühe zugiessen. Umrühren, Deckel auflegen und in den Ofen verfrachten. Nach 30 Minuten zum ersten Mal probieren. Wenn der Reis noch zu hart ist, die Backzeit um 5-10 Minuten verlängern. Restliche Butter, Sbrinz, Pfeffer und Zitronenschale/-saft unterrühren. Abschmecken, Deckel wieder auflegen und vor dem Servieren noch 5 Minuten ziehen lassen.

* Ersatz: Tessiner Salsicce oder vier grobe Schweinsbratwürste (z.B. von Pro Montagna mit Kräutern).

Gute Ergänzung: Eine Handvoll glatte Petersilie & 4 Knoblauchzehen, geschält und in dicke Scheiben geschnitten. Stiele & Knoblauch mitschmoren. Blätter fein hacken und mit dem Käse unterrühren

Samstag, 27. August 2016

Bulgarische Tarte



Bei dieser Affenhitze ist fast jeden Abend Salat angesagt. Mir reicht dazu ein Stück Brot, doch der Herr des Hauses wünscht sich regelmässig ein Steak als Beilage. Oder ein Entrecôte. Oder eine Bistecca Fiorentina. Der hart ausgehandelte Kompromiss: Eine salzige Tarte. Lässt sich gut vorbereiten, macht kaum Arbeit und allfällige Reste sind am nächsten Tag gern gesehene Gäste in seiner Lunchbox. 


Für eine rechteckige Tarte- oder Brownieform (30 x 20 cm):

  • 250 gr Feta
  • 2 rote Spitzpaprika
  • 1 Schalotte
  • 2 lange Zweige Oregano
  • 2 Zweige Zitronenthymian
  • 1 Zweig Majoran
  • 1 Ei Grösse L
  • leicht gehäufter 1/4 Tl Sumach
  • ein bisschen Zitronenabrieb
  • Pfeffer
  • 1 rechteckig ausgewallter Blätterteig

Ofen auf 200 Grad vorheizen, das Gitter auf der untersten Schiene positionieren. Feta mit den Fingern über einer Salatschüssel fein zerkrümeln. Paprika waschen, putzen und in kleine Stücke hacken. Schalotte schälen und in feine Ringe schneiden. Kräuter entstielen und die Blätter grob hacken. Alles in die Schüssel zu dem Käse geben. Ei in einem Schüsselchen verquirlen, zusammen mit Sumach, Zitronenschale und einer grosszügigen Portion Pfeffer unterrühren. Form mit dem Blätterteig auslegen, überstehende Ränder abschneiden bzw. umbiegen. Füllung auf dem Teig verteilen und ab in den Ofen damit. Etwa 40 Minuten backen, bis der Blätterteig aufgeplustert und die Füllung leicht gebräunt ist. Mit reichlich Salat servieren.


Dienstag, 8. Dezember 2015

Auberginenfrikassee



Zehn Minuten vor Ladenschluss fiel mir plötzlich ein, dass ich für den nächsten Tag noch einen Würfel Hefe besorgen musste. Also auf's Velo geschwungen, in Lichtgeschwindigkeit zum Laden geradelt und dort gleich die Richtung zum Kühlregal eingeschlagen. Dabei kam ich an der Gemüseauslage vorbei, wo viele Packungen zum halben Preis angeboten wurden. Der Blumenkohl sah schon recht lädiert aus, Lauch hatte ich noch, aber das Körbchen mit den Auberginen wollte unbedingt mit. Genau so wie der Rotkohl, rote Spitzpaprika und ein Schälchen Cherrytomaten. Die Rettungsaktion kostete mich knapp drei Franken und versorgte uns während den nächsten zwei Tagen mit Vitaminen. Aus dem Rotkohl wurde zusammen mit Randen und Lauch ein genialer Coleslaw, Paprika und Champignons ergaben ein nettes Pfannengericht. Nur die Tomaten und Auberginen lagen immer noch in der Obstschale. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich die Auberginen gebraten und mit Miso glasiert, aber wenn Herr C. mitisst, müssen sie immer schön unauffällig auf den Teller geschmuggelt werden. Die Lösung: Auberginenfrikassee, frei nach einem Rezept aus dem Hiltl-Kochbuch von 1998. Zusammen mit Polenta Taragna, verputzte auch der Chef des Hauses genüsslich eine doppelte Portion davon. Gutes Kind. :-)


Für 4 Personen:

  • 2 mittelgrosse Auberginen (ca. 800 gr)
  • 1,5 Tl Salz
  • 2 El Olivenöl
Auberginen waschen, putzen und in ca. 1,5 cm grosse Würfel schneiden. In ein Salatsieb geben, mit dem Salz bestreuen, durchmischen und 20 Minuten Wasser ziehen lassen. Sauberes Küchentuch oder -papier ausbreiten, Auberginenwürfel darauf verteilen und trocken tupfen. Öl in einer grossen Pfanne erhitzen, Auberginenwürfel darin rundum braun anbraten. Aus der Pfanne nehmen und zur Seite stellen.

  • 1 El Butter
  • 4 Schalotten, fein gehackt
  • je 1/2 Tl getrockneter Majoran, Thymian, Oregano & Bohnenkraut
  • 1,5 El Tomatenmark
  • 1,5 El Paprikapaste
  • 125 gr Cherrytomaten, in kleine Stücke geschnitten
  • 100 ml Weisswein
  • 1 Dose Pelati, zerkleinert (400 gr)
  • 250 ml Wasser
  • 1 Tl Roh- oder Kokosblütenzucker
  • 1 Tl Malzkaffeepulver
  • Salz, Pfeffer
  • 125 ml Sahne

Pfanne auswischen, Butter darin schmelzen. Schalottenstücke anschwitzen, Kräuter zugeben, kurz durchrühren. Paprika- und Tomatenpaste in die Pfanne geben, eine Minuten mitbraten. Tomatenwürfel dazu, ebenfalls eine Minuten braten. Mit Weisswein ablöschen, einkochen lassen und dann Pelatiwürfel samt Flüssigkeit, Wasser, Zucker und Kaffee einrühren. Salzen, Deckel auflegen und 15 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln lassen. Sahne und gebratene Auberginenwürfel unterrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Deckel wieder auflegen und auf der ausgeschalteten Platte noch 5 Minuten ziehen lassen. Heiss mit Reis, Couscous oder Polenta servieren.


Donnerstag, 16. Oktober 2014

Focaccia mit Kräutern und Käse (frei nach Ciril Hitz)



Ciril Hitz hat den Teig vorgegeben, von Lutz stammt die Idee mit dem Belag und den Rest habe ich nach meinem Gusto zusammengebastelt. Wurschteln auf hohem Niveau, sozusagen.


Für dieses rustikale Fladenbrot gilt: Je dunkler das Ruchmehl, desto besser wird die Focaccia.


Poolish:
  • 190 gr dunkles Ruchmehl
  • 200 gr Wasser
  • 1 gr frische Hefe
Hauptteig:
  • gesamter Poolish
  • 360 gr Weizenmehl Typ 550
  • 240 gr Wasser
  • 2 gr frische Hefe
  • 10 gr Salz
Kräuteröl:
  • 4 kleine Zweige Rosmarin
  • 4 Zweige Oregano oder Majoran
  • 4 Zweige Thymian
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein zermust
  • 4 El Rapsöl oder mildes Olivenöl
Extra:
  • 80 gr an der Bircherraffel geriebener Käse (io: Mutschli aus Leukerbad)

Die Poolish-Zutaten vermengen und 12 Stunden bei etwa 20°C reifen lassen. Zur gleichen Zeit das Öl mit den fein gehackten Kräutern und dem Knoblauchmus verrühren und über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Am nächsten Tag die Zutaten für den Hauptteig 5 Minuten auf niedriger Stufe, und 5 Minuten auf mittlerer Stufe in der Kitchen Aid kneten. Den Teig in einer geölten Schüssel mit flachem Boden 2 Stunden gehen lassen. Alle 30 Minuten ein Stretch & Fold Zyklus in der Schüssel durchführen. Den Teig anschließend auf ein mit Backfolie belegtes und mit Olivenöl bestrichenes Blech geben, mit dem Kräuteröl beträufeln und vorsichtig mit den Fingern in die Breite bzw. Länge ziehen, soweit es ohne grösseren Widerstand des Teiges möglich ist. 10 Minuten ruhen lassen. Anschließend erneut vorsichtig dehnen, damit der Teig möglichst auf dem gesamten Blech verteilt ist. Mit eingeölter Klarsichtfolie abdecken und weitere 30-40 Minuten aufgehen lassen. Unterdessen Ofen auf 250 Grad vorheizen. Focaccia auf der zweiten Schiene von unten 20 Minuten anbacken. Den Käse darüber verteilen, eine Schiene höher einschieben und in 7-10 Minuten fertig backen. Am besten lauwarm servieren.

Sonntag, 10. Februar 2013

Minestra di Legumi & Cereali



Legumi & Cereali ist eine in Italien weit verbreitete Mischung aus Hülsenfrüchten und Getreide für Suppen und Eintöpfe. Die Zusammensetzung ist variabel, doch die Hauptbestandteile sind normalerweise mehrere Bohnensorten, Linsen, Gerste, Dinkel und Erbsen. Wegen der langen Kochzeit von 90-120 Minuten ist sie leider etwas aus der Mode gekommen. Im Dampfkochtopf geht es zwar schneller, aber mangels einer dieser Höllenmaschinen, weiche ich sie einfach eine Nacht lang ein. Laut Packungsaufdruck nicht notwendig, aber erfahrungsgemäss sehr wirksam. Schmeckt, macht satt und zufrieden. Also genau das, was man bei eisigen Temperaturen braucht. Wenn der Hunger gar gross ist, noch zwei zerstückelte Kartoffeln mitkochen.


Für 4-6 Personen:

  • 250 gr Legumi & Cereali (io: Vivi Verde, Coop Italia)
  • 5 grosse Zweige Thymian
  • 8 Blätter Wirsing

Mischung in reichlich kaltem Wasser über Nacht einweichen. Am nächsten Tag gründlich abspülen und mit dem Thymian zusammen in einem grossen Topf fast weich kochen. Test: Grösste Bohne ist zu etwa 3/4 gar, d.h. noch ein bisschen zu bissfest. Kochdauer bei mir: Knappe 20 Minuten. Unterdessen Wirsing waschen, Mittelrippe entfernen und in breite Streifen schneiden. Zu den Bohnen in den Topf geben und eine Minuten blanchieren. Das verringert den Kohlgeschmack. Alles zusammen abgiessen und zur Seite stellen.

  • 2 El Butter
  • 2 Handvoll Gerstenflocken
  • 2 Zwiebeln oder Lauchstangen, fein geschnitten
  • 5 grosse Karotten, in Stücke geschnitten
  • 2 grosse Zweige Majoran
  • Salz und 2 El getrocknetes Suppengemüse oder Brühepulver
  • Pfeffer
  • Milch, Sahne und/oder Käse nach Belieben

Topf auswaschen und Butter darin zerlassen. Gerstenflocken in der Butter anrösten, bis sie leicht gebräunt sind. Zwiebeln und Karotten dazu, eine Minute mitbraten. 1,5 Liter Wasser zugiessen und mit Salz und Suppengemüse oder Brühepulver würzen. Zum Kochen bringen, dann Majoran, Bohnen und Wirsing wieder reingeben. Soviel Wasser nachgiessen, bis der Topfinhalt knapp bedeckt ist. Kochen, bis Bohnen und Karotten weich sind. Rechnet mit etwa 15-25 Minuten. Zum Schluss pfeffern und nach Wunsch mit Milch oder Sahne verfeinern. Geriebener Käse passt ebenfalls.

Mittwoch, 7. November 2012

Linsen-Paté nach Meret Bissegger


Fürs Foto in den Regen raus gerannt, fünf Bilder geknipst und dann die Schnitte genüsslich verdrückt

Nach dem würzigen Quittenkompott mit Kurkuma folgt der zweite Streich, eine Linsen-Paté. Ebenfalls nach einem Rezept von Meret Bissegger. Die Linsenmenge wurde mangels Verfügbarkeit reduziert, der Gemüsenanteil aber bewusst nicht gekürzt. Petersilienstiele sind ein Geheimtipp der Frau Mama. In Gemüsesuppen ganz mitkochen, vor dem Verzehr herausfischen. Kleingeschnitten, in Eintöpfen oder Schmorgerichten, werden sie selbstverständlich mitgegessen. Während der Saison friere ich Petersilienblätter und -stängel getrennt ein, so sind auch kleinste Mengen immer zur Hand. Wer keine Stängel vorrätig hat, kann sie hier auch weglassen. Bitte nicht durch Petersilienblätter ersetzen, deren Geschmack wäre zu dominant.


Für 6 Personen:

  • 4 grosse Petersilienstiele, fein geschnitten
  • 75 gr rote Linsen
  • 2 Lorbeerblätter
  • 300 ml Wasser

Linsen mit Petersilienstielen, Lorbeerblättern und Wasser in einem kleinen Topf zum Kochen bringen. Köcheln lassen, bis die Linsen verkocht sind. Ab und zu umrühren. Das Wasser wird dabei vollständig absorbiert. Im Topf befindet sich dann ein dicker Linsenbrei, aus dem die Lorbeerblätter nun entfernt werden. Zur Seite stellen.

  • 1 El Butter oder Alsan
  • 80 gr Schalotte, gehackt 
  • 80 gr Sellerie, in kleinen Würfeln
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1/2 Tl Thymian
  • 1 Gewürznelke
  • 2 Lorbeerblätter
  • 150 ml Weisswein
  • 150 ml Wasser
  • 1 El Malzessig
  • 1/2 Tl Majoran
  • 1/2 El Gemüsebrühepulver
  • 3 El Sherry
  • 60 gr Butter oder Alsan, in Stücke geschnitten
  • Pfeffer, Salz oder Sojasauce

Schalotte und Sellerie langsam in der Butter anbraten. Knoblauch zugeben, eine Minute mitbraten. Thymian, Nelke, Lorbeerblätter in die Pfanne geben, mit Weisswein ablöschen. Wenn der Weisswein kocht, Wasser und Essig zugiessen. Hitze hochdrehen und Flüssigkeit einreduzieren, bis fast nichts mehr übrig ist. Majoran und Brühepulver einrühren, Sherry zugiessen. Kochen, bis die Flüssigkeit fast verdampft ist. Linsen unterrühren, zwei Minuten erhitzen. Herd ausschalten, Nelke und Lorbeerblätter rausfischen, fünf Minuten stehen lassen. Dann mit dem Stabmixer oder im Cutter zu einer glatten Masse pürieren. Butter oder Alsan Stück für Stück unter das warme Linsenpüree rühren. Mit Pfeffer und evt. Salz oder Sojasauce abschmecken. Paté in eine Schüssel oder kleine Portionsförmchen füllen. Wenn die Paté ausgekühlt ist, mit Klarsichtfolie abdecken und mindestens 6 Stunden im Kühlschrank fest werden lassen. Mit Gemüse, Brot oder Crackern servieren.

Montag, 8. Oktober 2012

Lenticulam de Castaneis (Linsen mit Kastanien nach Apicius)



Wieder mal nur ganz leicht zu spät... Eigentlich wollte ich diesen Beitrag zeitlich passend zum Römerfest in Augusta Raurica veröffentlichen. Der Veranstaltungstermin war Ende August. *hüstel* Vor 17 Jahren fand das Römerfest zum ersten Mal statt. Damals noch einiges kleiner und unorganisierter, aber auch sehr viel gemütlicher, da weniger Besucherandrang herrschte. Kulinarisch wurden wir immer gut versorgt, zum Beispiel mit gegrillter Wildschweinwurst, Römerbrot, Pouletschenkel in Zitronentunke oder meinem Favoriten, Linsen mit Kastanien. Leider war das Linsengericht in den letzten Jahren schneller ausverkauft, als man "Hypocaustum" buchstabieren konnte. Dank des Originalrezepts kann ich dieses superleckere Soulfood für kalte Herbsttage nun auch zu Hause geniessen. Wenn möglich, daneben "Quo Vadis" gucken und sich an Sir Peter Ustinovs herrlich überzogener Darstellung des Kaisers Nero erfreuen. Und alle mitsingen: "....Rooohom breeehennt ...klimperklimper ...." 


Für 4 Personen als Beilage:

  • 150 gr blonde Linsen
  • 1 grosse Zwiebel, fein gehackt 
  • etwa 350 ml Wasser
  • 1 El frische Nanaminze, fein gehackt
  • 1 Tl Oreganoblättchen, fein gehackt
  • 1/2 Tl frischer Majoran, fein gehackt
  • 1/4 Tl Kümmelpulver
  • 1/4 Tl gemahlener Koriander
  • weisser Pfeffer, frisch gemahlen 
  • 1 El Gin oder weisser Martini
  • 1 El Honig
  • 1-2 El Fischsauce, je nach Salzgehalt
  • 150 gr gegarte Kastanien 
  • 1 El Malzessig
  • 2 El Olivenöl

Linsen über Nacht in reichlich kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag abspülen und im Sieb abtropfen lassen. Ein Esslöffel Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebelstücke darin anbraten. Linsen zugeben, mit Wasser auffüllen. Alle weiteren Zutaten bis und mit Fischsauce einrühren. Deckel auflegen und etwa 15 Minuten kochen, bis die Linsen fast gar sind. Je nach Linsensorte muss eventuell mehr Wasser zugegeben werden. Kastanien und Essig in den Topf geben, weitere 5 Minuten köcheln, bis die Linsen weich sind. Deckel abnehmen und die Hitze für etwa zwei Minuten hochdrehen, damit überschüssige Flüssigkeit verdampfen kann. Das Linsengericht sollte schön feucht sein, aber nicht in Sauce schwimmen. Restliches Olivenöl unterrühren, abschmecken und heiss oder zimmerwarm servieren.

Anmerkung: Ich verwende für dieses Gericht am liebsten Kastanien aus dem Glas. Keine Zusätze, sehr guter Geschmack, aber leider nur in Frankreich erhältlich bzw. bezahlbar. Ein Glas mit 400 Gramm Einwaage kostet im Supermarché etwa 3 Euro. In der Schweiz kann man sich mit Kastanien aus dem Tiefkühler behelfen, in Deutschland mit vakuumierten Exemplaren. Wer den Aufwand nicht scheut, kann natürlich auch frische oder getrocknete Marroni verwenden. Allerdings verlängert sich dadurch die Kochzeit.