Macht es euch bequem, denn heute folgt der dritte und letzten Teil meiner Ankarsrum-Testreihe, in der wir das Zubehör genauer unter die Lupe nehmen. Der Generalimporteur
Avissa AG hat mir dafür den Mahlaufsatz, den Mixer, den Gemüseschneider, den Fleischwolf und die Spritzgebäckpresse zugeschickt. Beginnen wir direkt mit dem Mahlaufsatz mit Stahlkegelmahlwerk, der gegen meine Salzburger MT5 Getreidemühle mit Granitsteinen antrat. Anfänglich hatte ich einige Skrupel. Ist es überhaupt fair, eine leistungsstarke Haushaltsmühle gegen einen popeligen Maschinenaufsatz antreten zu lassen? Das wäre ja etwa so, als ob man einen Fiat Cinquecento gegen einen Lamborghini ins Rennen schicken würde, dachte ich. Oder Chanel mit H&M vergleicht. Doch schon nach dem ersten Durchlauf musste ich meine Meinung grundlegend revidieren.
Mahlleistung des Aufsatzes (gegen den Uhrzeigersinn): Feines Mehl (nicht ausgesiebt), feiner Schrot, grober Schrot aus Weizen
Im Mahlaufsatz der Ankarsrum können nebst Getreide auch Ölsaaten, Kaffee, Pilze und Gewürze gemahlen bzw. zerkleinert werden. Das Einsatzgebiet der Salzburger Mühle beschränkt sich hingegen auf Getreide, Pseudogetreide und Hülsenfrüchte. Ölhaltige Samen oder Gewürze dürfen nur in geringen Mengen zusammen mit Getreide vermahlen werden, weil sie sonst die Mahlsteine komplett verkleben würden. Dafür verwandelt die Salzburger alles, was man ihr anvertraut, in puderfeines Mehl. Das Mehl aus dem Mahlaufsatz ist spürbar grober und enthält sichtbare Kleiestückchen, die vor der Verwendung für Feingebäck ausgesiebt werden sollten. Beim Schrot hat der Aufsatz dann wieder deutlich die Nase vorne. Die Getreidekörner werden gleichmässiger zerteilt und der Mehlanteil ist geringer als bei der Salzburger. Die Mahlleistung der Salzburger liegt bei ca. 100 Gramm pro Minute, der Mahlaufsatz benötigt etwa 2,5 Minuten für die gleiche Menge feines Weizenmehl. Hobbybäcker sind mit dem vergleichsweise günstigen Aufsatz (CHF 149.00 / MT5: CHF 750.00) also gut bedient.
Für den weiteren Testverlauf schickte ich die Salzburger Mühle auf die Tribüne und holte stattdessen die kleine, uralte Stahlkegelmühle von Rotel/Jupiter aus dem Schrank. Das Maschinchen hat bei uns nur ein Bleiberecht, weil es in der Lage ist, Mohn zu mahlen. Leider lassen die Bedienung und das Endergebnis zu wünschen übrig. Um 250 Gramm Mohn anzuquetschen, benötigt die Rotel etwa 10 Minuten reine Laufzeit. Währenddessen müssen die Zufuhrschnecke und/oder der Kegel mehrmals gereinigt werden, weil alles mit zermatschtem Mohn verstopft ist. Je länger die Maschine läuft, desto wärmer wird sie und das wirkt sich nachteilig auf Konsistenz und Geschmack des zerkleinerten Mohns aus. Wenn Herr C. nicht süchtig nach Mohnstriezeln wäre, hätte ich die Rotel schon lange ins Brockenhaus abgeschoben. Und nach Weinachten wird sie auch voraussichtlich dort landen, denn ich bin fest entschlossen, mir den Mahlaufsatz der Ankarsrum zu gönnen. Warum? Weil er der König der Mohnmühlen ist! In maximal vier Minuten zermahlt der Aufsatz ein Päckchen Mohnsamen in feines Mohnmehl. Kein Verstopfen, keine Erwärmung, keine Zicken! Auch Sesam, Sonnenblumenkerne, Lein- und Chiasamen sind für den Aufsatz keine ernstzunehmenden Gegner. Absolut coole Sache! Kleiner Tipp am Rand: Zur Reinigung eine handvoll Vollkornreis auf mittlerer Einstellung durch die Maschine bzw. den Aufsatz jagen. Eventuelle Überbleibsel mit einem Pinsel oder einem Zahnstocher entfernen.
Über den Mixaufsatz habe ich eigentlich schon alles in diesem Post gesagt:
KLICK
Der Gemüseschneider wird mit drei verschiedenen Trommeleinsätzen geliefert: Scheiben, Röstiraffel und Rohkostraffel. Getestet wurde mit Kartoffeln, Randen, Rüebli und Topinambur. Die Ergebnisse waren durchgehend gut, allerdings ist das Einfülloch eher klein geraten und nur die Karotten passten unzerschnitten der Länge nach hindurch. Wie bei Trommelraffeln üblich, sollte bei einer längeren Laufzeit bzw. grossen Mengen das Innere der Trommel zwischendurch mit einem Löffel gereinigt werden. Besonders Kartoffelscheiben bleiben wegen der austretenden Stärke gerne haufenweise im Innern kleben. Als Ergänzung sind noch drei weitere Trommeln erhältlich: Feinreibe, Julienneraffel und die Kartoffelreibe. Alle Teile dürfen in die Geschirrwaschmaschine, aber den Aufsatz habe wegen seiner Sperrigkeit lieber von Hand abgewaschen.
Pleiten, Pech und Pannen überschatteten den Testlauf des Fleischwolfes und am Ende habe ich statt Fleisch nur eingeweichte Kichererbsen für Falafel durchgepresst. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, einmal selber Hackfleisch herzustellen. Blöderweise gab es bei der Bestellungsaufgabe ein Verständigungsproblem und der Biobauer händigte mir schlussendlich drei Kilo fixfertiges Rindshackfleisch statt Rinderfleisch für Hackfleisch aus. Noch mehr Hackfleisch hätte unsere Tiefkühltruhe nicht verkraftet, darum wich ich auf Falafel aus. Kicherbsen über Nacht eingeweicht und am nächsten Tag durch den Fleischwolf gejagt. Am meisten hat mich erstaunt, wie gleichmässig das Hülsenfrüchtepüree wurde. Die Bällchen liessen sich dadurch angenehm formen und hielten beim Frittieren besser zusammen. Zum Fleischwolf-Set gehören noch drei Wurstfüllaufsätze, die auf meinen Wunsch hin aber nicht mitgeschickt wurden. Herr C. hat zwar sein Interesse an der Wurstherstellung bekundet, aber dagegen habe ich Einspruch eingelegt. Sobald er einen Wurstkurs besucht hat, darf er sich im Wurstmachen üben. Und keine Sekunde vorher!
Um ihn zu versöhnen, durfte er bei der Herstellung von Schokozigarren und Wiener Kringeln mit dem Spritzgebäckvorsatz helfen. Tatsächlich ist es einfacher, sich zu zweit ans Werk zu machen. Eine Person stopft den Teig durch den Fleischwolf und die andere Person hält das mit Backpapier belegte Tablett oder Backblech drunter. Dies verhindert unerwünschte Verformungen und zerdrückte Teigberge. Wenn man den Dreh mal raus hat, lässt sich innerhalb von wenigen Minuten ein ganzes Blech mit Keksteiglinien füllen. Wer Kreise, Herzen oder andere Formen bevorzugt, muss von Hand nachformen. Der Vorsatz ist praktisch für Spritzteig, der zu kompakt für einen Spritzsack ist. Ein nettes Spielzeug und Must-have für Spritzkeksjunkies.
Mein Fazit:
Die
Ankarsrum Assistent ist einsame Spitze als Knetmaschine, dank dem umfangreichen Zubehör eine richtig tolle Allrounderin und auch für Anfänger uneingeschränkt empfehlenswert. Einzig ihre Leistung als Rührmamsell fällt dagegen ab, was vor allem an der speziell geformten Rührschüssel liegt. Wenn eine möglichst vielfältige Nutzung angepeilt wird, ist das
Deluxe-Paket von Vorteil. Es besteht aus der Maschine samt Grundzubehör, Mixaufsatz, Zitruspresse, Fleischwolf, je vier Nudel- und Lochscheiben, drei Wurststopfern, Passiersatz, Reibsatz und Spritzgebäckvorsatz. Fünf Jahre Garantie auf das Gerät und zwei Jahre auf das Zubehör sind für Schweizer Kunden natürlich inklusive. Ich bin absolut glücklich mit meiner neuen Assistentin und kann sie euch nur wärmstens ans Herz legen.
Folge 1:
Ankarsrum or not Ankarsrum & Brotteige
Folge 2:
Rührschüssel & Schlagwerk
Und nun noch das übergrosse Kleingedruckte: Einen ganz herzlichen Dank an Herrn Vogel von der Avissa AG, dem Schweizer Generalimporteur der Ankarsrum Assistent. Ohne ihn und seine Firma wäre dieser Gerätetest nicht möglich gewesen. Als Gegenleistung darf ich die Maschine inkl. Grundausstattung & Mahlaufsatz behalten, das andere hier erwähnte Zubehör wurde mir leihweise überlassen. Ich erhalte keinerlei Bezahlung oder Vergünstigungen für meine Berichte. Alle drei Posts geben ausschliesslich meine persönliche Meinung wieder und sind ohne jegliche Einflussnahme von Aussenstehenden (Ausnahme: Herr C.) entstanden.