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20. September 2016

Gewohnheiten

[English version below] Gewohnheiten machen mich skeptisch. Routinen rufen in mir häufig  reflexartigen Widerstand hervor - bei aller Verehrung alter Handwerkskünste, Pflege von Rhythmen, trotz Sinn für Geschichte und Suche nach Ursprung. Ein "das macht man so...." oder gar "... haben wir immer schon so...." und ich steige innerlich aus. Nicht immer zu meinem Besten, denn sicher muss man nicht alles neu erfinden. Aber ich erfinde eben gern. Und was ich nicht wenigstens ein bisschen selbst erfunden und gefunden habe, hält nicht dieselbe Freude für mich und nicht dasselbe Verständnis. 

Und so kann ich weder Rezepten noch Strickmustern folgen. So fällt es mir schwer, bei meinen Leisten zu bleiben. So probiere ich andauernd (für mich) Neues aus. Und ich mache den 'Pflichtteil' meiner Arbeit häufig nachts und auf den letzten Drücker während ich in den besten Schaffenszeiten spontan-unvernünftigen Ideen folge. 

In meinen Notizbüchern türmen sich die Skizzen. In meinem Strickkorb liegen unzählige Maschenproben und neue Muster. Wie gut für diesen ausufernden Tatendrang, dass Puppenkleidung schnell gestrickt ist und mir ein gutes Alibi bietet, wieder eine neue Garnkombination, ein neues Maschenbild auszuprobieren. 

Dieser Tage rief mich die innere Stimme zurück zu den Wurzeln: Raglan von oben, glatt rechts oder kraus rechts, nur eine leichte Struktur über die Gestaltung der Raglanlinie, erdige Farben und die Maschenzahlen selbst ausrechnen. Diese kleinen Jacken (sowie unzähliges hier noch nicht gezeigtes der vergangenen Woche) sind Fingerübungen für ein Geschenk an mich selbst, dass ich mir diesen Herbst machen möchte. Mal sehen, ob ich dabei bleibe oder mir dann doch wieder mannigfaltige Ideen dazwischen hüpfen. Wünscht mir Glück (oder Beharrlichkeit)!

Nach dem Spätsommerglühen ist hier nun doch Herbsteskühle eingezogen und die kleinen sammeldenden Hände schleichen sich sogar in meine Bilder und wollen auch dort weiter sortieren und ordnen.

Herzlichst, Lena

PS: Ich lese (endlich) T.C. Boyles 'World's End' - was für ein Buch. Ich staune und genieße - die Sprache, die unglaubliche Einfallskraft, die groteske szenische Lebendigkeit...



I'm pretty skeptical of all things 'proven' and 'well-tried'. It's like a reflex. I just like to try for myself. Somehow I need to fully understand a matter by my own means. Therefore, I have a hard time following recipes or knitting patterns. I rather make them up myself. But that takes a lot of time. How lucky doll's clothes are so tiny and give me such a perfect alibi to fiddle around. This week it has been 'back to the roots': raglan top down, earthy colours, simple stitch patterns, calculating my own sizes and shapes. These serve as exercises for a gift to myself I'm planning for this autumn. Wish me luck!
I'm reading World's End by T.C. Boyle (finally) and it is such a rich story!

23. August 2016

Geburtstagsjacke



 


I've made this little cardigan for my baby girls second birthday. We love it and it has been in constant use. It is warm yet light and very soft due to the perfect mix of cotton and wool. And I adore the subtle colours of this yarn (Geilsk Bomuld ug Uld). 

Do you have a birthday tardition in your family? We go for little day-trips to give the day a special feel and add some birthday sparcle. After cake for breakfast and a few handmade presents we sing a song and start telling stories of the birth, previous birthday outings and special memories of the early years. It is always amazing to see how it adds up to a very colorful picture. Our girls love hearing 'their story' over and over again.

Normalerweise stricke ich Raglan von oben. Weil es praktisch ist, schön aussieht und sich 'unterwegs' die Weite, die länge der Ärmel und die Gesamtlänge ganz einfach passgenau stricken lassen. Doch dann hatte ich diese leichte Mischung aus Wolle und Baumwolle in der Hand und zweifelte plötzlich am Altbewährten. Vielleicht könnten Nähte etwas mehr Struktur und Form liefern? Vielleicht wäre es fein, nur einzelene Teile und nicht sehr bald ein 'großes' Werkstück mit mir herum zu tragen? Vielleicht wäre es Zeit, etwas anderes zu probieren? Nun ja. Das Stricken verlief noch ganz nach diesem Plan. Aber ohje, das Zusammennähen! Was für eine Puzzelei! Am Ende ist es doch alles zusammengekommen, aber eines ist gewiss: Ich stricke fortan wieder Raglan von oben!

Die kleine Jacke zum zweiten Geburtstag der Jüngsten wird sehr geliebt. Sie bietet dank des Wollanteils wunderbare Wärme, obwohl sie so leicht ist. Die Baumwolle macht sie gleichzeitig auch auf nakter Haut problemlos tragbar. Die Knöpfe (umgedrehte Perlmuttknöpfe, weil mir hier die raue und interessante Seite stets besser gefällt als die polierte) werde ich noch ein kleines Stück weiter nach innen setzen, damit die Knopfleiste weniger aufspringt. Hier wird auch meine nächste Veränderung ansetzen - ich werde die nächste Knopfleiste nachträglich anstricken und sehen, ob sie dann etwas mehr Stabilität hat. Wie sind eure Erfahrungen damit?

Wir feiern unsere Geburtstage gern mit einem kleinen Ausflug. Für uns hebt dieses gemeinsame Erlebniss den Tag hervor und lässt ihn glänzen. Unterwegs erzählen wir uns Geschichten und Erinnerungen an die Geburt an die anderen Geburtstage und an die besonderen Momente des vergangenen Lebensjahres. Es ist interessant, wie jeder die eigene Erinnerung zu einem dann sehr facettenreichen Bild beiträgt. Die Kinder wollen die Geschichte iherer Geburt immer und immer wieder hören und auch kleine Begebenheiten aus ihrer Babyzeit. Zum ersten Geburtstag der Kleinen hatten wir vor einem Jahr eine stürmische und unvergessliche Wanderung an der Felsenküste in der Bretagne gemacht. Dieses Jahr waren wir mit der Fähre an der Elbe.

Herzlichst, Lena

Strickmuster: Eigenes
Garn: Geilsk Bomuld og Uld
Nadeln: 3,5
Garnverbrauch: 150 Gramm


9. August 2016

Gleichzeitigkeit

Knitting between the dunes and the sea, listening to the wind and the waves. The time of harvest has started, we are eating the first plums and the wild geese are starting their journey back south - autumn is coming. But there are still the bluest of days and a lot of swimming and ice cream eating. This is August in far north Denmark. 

I'm knitting a cardigan for the big girl - a mix of danish wool and alpaca for cooler days to come. I'm reading Martin Suter 'Die Zeit, die zeit'. How are you spending your summer?

An der Nordsee.

Der Dünen- und Heideduft, das Licht, der Wolkenzug, die sich sammelnden Stare und Wildgänse, die Stürme und Stoppelfelder, das Blaubeerensuchen und Pilzefinden - all das atmet in mir, begleitet von Gefühlen zwischen Melancholie und Erleichterung angesichts des nun deutlich überschrittenen Sommer-Zenits.

Ich fühle mich hier beheimatet. Es ist eine Gewissheit in Seele, Herz und Bauch, genau am richtigen Ort zu sein. Möglicherweise ist dies nicht geographisch begründet, sondern im verringerten Tempo, dem Schweigen und langsam Sprechen, dem Nachsinnen- und Spüren, dem Wolken beobachten und die Sinne sich füllen lassen mit Natur- und Menschenbegegnungen zu finden.

Eine Gleichzeitigkeit stellt sich ein, wenn wir in loser Reihenfolge an Orte zurückkehren, die uns lange vertraut sind. Ich entdecke mich selbst im Spiel meiner Kinder. Meine Großmutter zeigt mir die besten Pfifferlingsplätze. Plötzlich steht sie dort im Wald neben mir und deutet mit dem Stock ins lichte Gesträuch unter den Birken. Ich höre ihr kleines Auflachen, als ich ihren Spürsinn bewundere. Ich sehe ihre kleinen warmen Hände mit den schwarzen Linien auf den Daumenkuppen das Moos auflockern. Ich schaue mit ihren Augen. Und meine Kinder lernen durch mich von ihr.

Bei all dem bleibt viel Zeit, an der Jacke für die Große zu stricken. Das Garn habe ich zweifädig genommen - Geilsk Tynd Uld und Monika Desgn Cuzco - für Wärme und Weichheit und den ganz genau richtigen Farbton nach Tochtervortsellung.

Herzlichst, Lena 




9. Mai 2016

Sommer-Mütze

We went from snowsuits to sunhats this past week. So there isn't much use for a knitted spring hat. But the temperatures are forecasted to drop considerably next weekend. Also, we are going to Denmark to spent one week at the sea. For now the big girl is wearing her new hat only in the mornings and resitantly takes it off once it gets too hot. I don't really find the time for reading but I'm still listening to old episodes of Melody's podcast.

Gerade hatten wir noch die Schneeanzüge an und nun ist es plötzlich sommerlich warm. Dass wir von dicken Wintermützen direkt auf Sonnenhüte umsteigen - damit habe ich nicht gerechnet! Die Frühlingsmütze für die Große wird zurzeit nur dekorationshalber auf dem morgenkühlen Balkon getragen. Dort leben wir dieser Tage, wenn wir überhaupt einmal zu Hause sind. Nach Tagen auf dem Land und in den Boberger Dünen und langen Grillnachmittagen mit Freunden kann man nun in der selbstgebauten Tragetuch-Hängematte entspannen. Man muss sich nur zu helfen wissen - oder eine fünfjährige Tochter haben.
 
Mein neues Projekt ist die Jacke für die Jüngste. Alles schien so einfach, wie bei der Mütze. Doch nun ziehen die Zöpfe - oder besser, Kordeln? - das Gestrick relativ stark zusammen und verändern die Maschenprobe. Natürlich habe ich erst gemessen, als beide Vorderteile bereits fertig waren. Auch nach dem Waschen und trocknen bleibt es knapp. Und Kinder wachsen. Meist schneller, als man denkt, gell? Also werde ich wohl wieder von vorn beginnen. Der Weg ist das Ziel.
 
Mütze: Garn Quince & Co Tern in Petrol, eigenes Muster
Jacke: Garn Geilsk Bomul ug Uld in Lila, eigenes Muster
Und was treibt euch um?
 
Herzlichst, Lena












2. Mai 2016

Frühlingsschwirren

Spring makes me plan far too many projects - I wish I could knit night and day! I've finally settled on one hat for my five year old, two cardigans for the girls and maybe a jumper for myself. I'm in love with so many patterns lately - Laflor, Flaum... how to choose? And you probably know Melody and her Manderine's Podcast? Isn't she adorable? She is a huge inspiration for me this spring!

Der Frühling ist zurück! Im Frühling plane ich gern. Ich habe Lust auf Neues. Meine Kraft scheint unendlich. Ich bin impulsiv und neige zu selbstüberschätzenden Strickvorhaben und spontanen Großeinkäufen in meinem Lieblingswollladen. Doch dann kann es mir passieren, dass meine Kraft plötzlich erschöpft ist, Zeit und Tempo nicht ausreichen, meine Pläne umzusetzen und ich mit einem Haufen wunderschöner Wolle dasitze, während es draußen zu heiß wird, um diese zu tragen.

Ich versuche mich also zu beherrschen. Aber ich plane und tüftle, träume und probiere. Den ganzen Tag könnte ich stricken und neue Garne testen. Besonders fasziniert bin ich von kleinen Spinnereien und Garnmanufakturen, die sortenreine Wolle verarbeiten. Wundervolle Sachen gibt es da, zum Beispiel Titus von Baa Ram Ewe. Dieses Garn besteht aus Wensleydale Longwool, British Alpaka und Blueface Leicester und wird in einer kleinen Spinnerei in Yorkshire hergestellt. In der Nähe hat die Schwester meiner Großmutter gelebt - eine faszinierende Gegend mit vielen alten Gewerken.
 
Damit ich später - wenn ich einmal mehr Zeit haben werde (in ferner Zukunft?) - noch weiß, was heute alles in meinen Kopf herumschwirrt, schreibe ich meine Erfahrungen mit den Garnen ins Notizbuch. Das Schreiben darin ist mir inzwischen genauso wichtig, wie das Stricken. Natürlich weiß ich, dass viele Ideen dort bleiben werden. Immerhin.
 
Und kennt ihr Mandarine's von Meldody Hoffman - ihr Podcast schwebt wohltuend ruhig daher. 
 
Was strickt ihr denn dieses Frühjahr (für euch selbst)? Habt ihr ein Lieblingsgarn? Oder einen Lieblings-Podcast? Schreibt ihr Tagebuch?
 
Meine etwas konkreteren Pläne:
  • Mütze für die große Tochter, Quince & Co Tern, eigenes Muster
  • Sommerjacken für beide Mädchen, Geilsk Bommuld og uld, eigenes Muster
  • Puppenjacke für Liam, Lettlopi, eigenes Muster
  • Flaum? La Flor? Woolfever Jumper? Für mich???
 
Herzlichst, Lena
 

 
 
 




2. März 2016

Schlafen und Wachen



Sleep is being overrated. So I hear. Who sais so? Probably people who do get a decent amount. In my life sleep is crucial. My nerves, my happiness, my health, my creativity - everything seems to be fundamentally linked to sleep. I need about eight hours - which I never get. I just love the quietness and possibilities of my evenings too much. But at what costs? How do you deal with sleep deprivation?

I've finished the little shawl for my elder daughter (Quince & Co Tern and Malabrigo Sock) and swatching a bubble pattern for a hat. I love 'The Yaer of the Runaways' by Sunjeev Sahota and we are soaking up every little sun ray we can get - time for spring, please!!

Vor einigen Tagen hörte ich, Schlaf sei überbewertet.
 
Vielleicht von Menschen, die ausreichend davon bekommen?
Oder denjenigen, die schon nach fünf Stunden quicklebendig und munter sind - worum ich sie sehr beneide.
 
Bei mir hängt zu viel daran. Mein Schlaf entscheidet über meine Nervenstärke, mein Fähigkeit Glück zu empfinden, über meine Gesundheit, meine Kreativität, meine Lernfähigkeit. Dass ich zu den Vielschläfern gehöre, macht die Sache nicht einfacher. Unter neun Stunden pro Nacht bin ich unausgeschlafen. Derzeit schaffe ich sechs bis sieben. Ja, ich sollte früher ins Bett gehen. Aber ich will nicht. Ich liebe meinen Feierabend. Die Ruhe, die Ordnung und all die Dinge, zu denen ich erst Abends komme.
 
Doch die Kosten scheinen hoch.

Wäre es das größte Geschenk an mich selbst, einfach früher ins Bett zu gehen?
 
Im Schlaf lösen sich meine Fragen, habe ich die besten Ideen, träume ich Lösungen, regeneriert sich nicht nur mein Körper sondern auch mein Geist. Schlaf ist für mich so wichtig, wie das Nichts-tun. Ohne ihn, macht der ganze Rest keinen Sinn - und viel weniger Spaß.

Und im Grunde liebe ich den Schlaf - nur ich komme so wenig dazu.

Wie ist es bei euch?
 
Herzlichst,
Lena
 
P.S. Das Tuch für die Große ist fertig (Quince & Co Tern / Malabrigo Sock) und ich probiere an einem Bubble-Muster herum - eine Mütze für die Kleine? Derweil lese ich mit Vergnügen Sunjeeev Sahota: The Year of the Runaways und genieße jeden Sonnenstrahl, der sich zu und durchschlägt.
 

25. Januar 2016

Im Winkel

Eigentlich hatte ich ganz anderes vor. Vieles bleibt zu erledigen - in Haus und Werkstatt. Doch da schien die Morgensonne durchs Fenster. Im Winter erreicht sie in der ersten Tageshälfte nur diesen Winkel unter der Gaube. Also flugs umgeräumt, einiges aussortiert und eine kleine lichtdurchflutete Näh- und Leseecke geschaffen, an der ich mich nun täglich freue. Ganz neu fühle ich mich in unseren alten Wänden.
 
I made room to create this little sewing and reading nook flooded with morning light. A magical corner of my own. Here I create and ponder, read and become quiet - in-between all those long winter hours with sick children and chores that never seem to cease. Two dolls are in the making and embroidering their woolly knits makes me happy these days. I'm reading Arno Gruen 'Wider den Gehorsam'.

Sortieren, ordnen, weggeben, umdenken, neu machen, auf den Kopf stellen - es fällt mir grade leicht, in diesen frostigen, wieder länger werdenden Tagen. Zwischen den abwechselnd kranken Kindern, den schlaf-armen Nächten, den grauen Tagen, an denen ich grade so eben das Allernötigste zu schaffen meine, gibt es diese hellen Stunden: Ruhe, Licht, Blumen, Bücher (u.a. A. Gruen Wider den Gehorsam), Inspiration, meiner Hände Arbeit. In diesem Winkel für mich allein.
 
Zwei Puppenmädchen entstehen während draußen die Meisen schon kräftigere Lieder wagen. Und ich sticke in weit vorauseilender Vorfreude bereits Blumen auf Strickjacken.
 
Herzlichst, Lena