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Freie Software ist jetzt sogar noch wichtiger
Eine im Wesentlichen gleiche Fassung dieses Artikels ist in der Zeitschrift Wired im September 2013 erschienen.
Seit 1983 setzt sich die Free Software Foundation (FSF) für die Freiheit von Rechnernutzern ein, damit diese die von ihnen genutzte Software kontrollieren, und nicht umgekehrt. Wenn ein Programm Freiheit und Gemeinschaft von Nutzern respektiert, nennen wir es “Freie Software.”
Manchmal nennen wir sie auch Libre Software, um hervorzuheben, dass wir über Freiheit sprechen, nicht über den Preis. Einige proprietäre ‑ unfreie ‑ Programme, wie Photoshop, sind sehr teuer; andere, wie Flash Player, sind gratis verfügbar ‑ aber das ist nur ein unwichtiges Detail. So oder so geben sie dem Programmentwickler Macht über die Nutzer, Macht, die niemand haben sollte.
Diese beiden unfreien Programme haben noch etwas anderes gemein: beide sind Schadsoftware. Das heißt, beide verfügen über Funktionen, um den Nutzer schlecht zu behandeln. Proprietäre Software ist heutzutage häufig Schadsoftware, weil die Macht der Entwickler sie dazu verleitet. Diese Übersicht führt rund 400 verschiedene bösartige Funktionen auf (Stand: April 2019), aber es ist sicherlich nur die Spitze des Eisbergs.
Mit freier Software kontrollieren Nutzer das Programm sowohl individuell als auch kollektiv. Damit kontrollieren sie also, was ihre Rechner tun (vorausgesetzt diese Rechner verhalten sich loyal und tun das, was die Programme der Nutzer ihnen vorgeben).
Bei proprietärer Software kontrolliert das Programm die Nutzer und eine andere Entität (der Entwickler oder „Eigentümer“) kontrolliert das Programm. Somit gibt das proprietäre Programm seinen Entwicklern Macht über deren Nutzer. Das an sich ist schon ungerecht und verleitet Entwickler außerdem dazu, Nutzer auch auf andere Weise schlecht zu behandeln.
Selbst wenn proprietäre Software nicht gerade bösartig ist, haben ihre Entwickler einen Anreiz, sie süchtig, kontrollierend und manipulativ.zu machen. Man kann sagen, wie der Autor dieses Artikels, dass die Entwickler eine ethische Verpflichtung haben das nicht zu tun, aber im Allgemeinen folgen sie eigenen Interessen. Damit das nicht geschieht, sollte man sicherstellen, dass das Programm von seinen Nutzern kontrolliert wird.
Freiheit bedeutet, die Kontrolle über das eigene Leben zu haben. Wenn man ein Programm verwendet, um damit Aktivitäten im Leben zu verrichten, hängt die eigene Freiheit davon ab, dass man die Kontrolle über das Programm hat. Jeder verdient die Kontrolle über genutzte Programme, und das umso mehr, wenn sie für wichtige Lebensbereiche benutzt werden.
Die Nutzerkontrolle über das Programm erfordert vier wesentliche Freiheiten.
(0) Die Freiheit, das Programm auszuführen wie man möchte, für welchen Zweck auch immer.
(1) Die Freiheit, den Quellcode des Programms zu untersuchen und zu ändern, sodass das Programm die Datenverarbeitung so vornimmt wie man möchte. Programme werden von Programmierern in einer Programmiersprache geschrieben ‑ wie Englisch in Verbindung mit Algebra ‑ und diese Programmform ist der Quellcode. Wer sich mit Programmierung auskennt und das Programm in Form von Quellcode vorliegen hat, kann den Quellcode lesen, seine Funktionsweise verstehen und ebenso ändern. Wenn alles, was man erhält, die ausführbare Form ist, eine Zahlenreihe, für den Betrieb des Rechners effizient, für einen Menschen jedoch extrem schwer verstehbar, sind Verstehen und Programmänderung unerhört schwer.
(2) Die Freiheit, exakte Kopien zu erstellen und zu verteilen, wenn man möchte. (Das ist keine Verpflichtung, es ist Ihre Entscheidung. Wenn das Programm frei ist, bedeutet das noch lange nicht, dass jemand eine Verpflichtung hat, Ihnen eine Kopie anzubieten, oder dass Sie eine Verpflichtung haben, jemanden eine Kopie anzubieten. Ein Programm an Benutzer ohne Freiheit zu verteilen, behandelt sie schlecht. Allerdings kann die Entscheidung, das Programm nicht zu verteilen ‑ es privat zu benutzen ‑ niemanden schlecht behandeln.
(3) Die Freiheit, Kopien eigener modifizierter Versionen zu erstellen und zu verteilen, wenn man möchte.
Die ersten beiden Freiheiten bedeuten, dass jeder Nutzer individuelle Kontrolle über das Programm ausüben kann. Mit den anderen beiden Freiheiten kann jede Nutzergruppe zusammen kollektive Kontrolle über das Programm ausüben. Mit allen vier Freiheiten kontrollieren die Nutzer das Programm gänzlich. Falls irgendeine von ihnen fehlt oder unzureichend ist, ist das Programm proprietär (unfrei) und ungerecht.
Andere Arten von Werken werden auch für praktische Tätigkeiten benutzt, einschließlich Kochrezepte, pädagogische Werke wie Lehrbücher, Nachschlagewerke wie Wörterbücher und Enzyklopädien, Schriftarten zum Anzeigen von Textpassagen, Schaltpläne von Hardware zum Nachbauen und Muster zur Herstellung nützlicher (nicht nur dekorativer) Objekte mit einem 3D-Drucker. Da es sich nicht um Software handelt, erstreckt sich die Freie-Software-Bewegung streng genommen nicht auf sie, doch die gleiche Überlegung gilt und führt zu dem gleichen Ergebnis: diese Werke sollten die vier Freiheiten mit sich bringen.
Ein freies Programm ermöglicht es daran herumzubasteln, damit es tut, was man möchte (oder aufhört etwas zu tun, was man nicht mag). An Software herumzubasteln mag sich lächerlich anhören, wenn man proprietäre Software als versiegelten Kasten gewohnt ist, doch in der freien Welt ist es üblich und ein guter Weg das Programmieren zu lernen. Sogar der traditionelle amerikanische Zeitvertreib, an Autos basteln, ist gehemmt, da Autos nun unfreie Software enthalten.
Die Ungerechtigkeit von Proprietät
Wenn die Nutzer nicht das Programm kontrollieren, kontrolliert das Programm die Nutzer. Bei proprietärer Software gibt es immer jemanden, den Entwickler oder „Eigentümer‘ des Programms, der das Programm kontrolliert ‑ und dadurch Macht über seine Nutzer ausübt. Ein unfreies Programm ist ein Joch, ein Instrument der ungerechten Macht.
In ausschreitenden Fällen (obwohl diese Ausschreitungen ganz normal geworden sind) werden proprietäre Programme entworfen, um die Nutzer auszuspähen, sie einzuschränken, sie zu zensieren und sie zu missbrauchen. Das Betriebssystem der Apple iDinger zum Beispiel tut all dies, und Windows macht es ebenso mit ARM-Chips auf mobilen Geräten. Windows-Smartphone-Firmware und Google Chrome für Windows beinhalten eine universelle Hintertür, die einem Unternehmen erlaubt, das Programm aus der Ferne zu ändern, ohne um Erlaubnis zu fragen. Der Amazon Kindle hat eine Hintertür, die Bücher löschen kann.
Die Nutzung unfreier Software im „Internet der Dinge“ macht sie sowohl zum „Internet der Telefonverkäufer“ als auch zum „Internet der Schnüffler“.
Mit der Absicht, die Ungerechtigkeit von unfreier Software zu beenden, entwickelt die Freie-Software-Bewegung freie Programme, so dass Nutzer sich befreien können. Wir begannen 1984 mit der Entwicklung des freien Betriebssystems GNU. Heute führen Millionen von Rechnern GNU aus, vor allem in Kombination mit dem Systemkern Linux, allseits als GNU/Linux bekannt.
Ein Programm an Nutzer ohne Freiheit weiterzugeben, behandelt diese schlecht; die Entscheidung jedoch, das Programm nicht weiterzugeben, behandelt niemanden schlecht. Wenn man ein Programm schreibt und es privat benutzt, tut man anderen gegenüber nichts Falsches (man verpasst eine Gelegenheit etwas Gutes zu tun, doch das ist nicht das selbe wie etwas Falsches zu tun). Wenn wir demnach sagen, dass jede Software frei sein muss, meinen wir, dass jede Kopie mit den vier Freiheiten ausgestattet sein muss, doch wir meinen nicht, dass jemand die Pflicht hat, Ihnen eine Kopie anzubieten.
Unfreie Software und SaaSS
Unfreie Software war für Unternehmen der erste Weg, Kontrolle über die Datenverarbeitung der Menschen zu erlangen. Heutzutage gibt es einen anderen Weg namens Service-as-a-Software-Substitute (SaaSS). Das bedeutet, eigene Datenverarbeitungsaufgaben auf einem Server von jemand anderem zu erledigen.
SaaSS bedeutet nicht, dass die Programme auf dem Server unfrei sind (obwohl sie es oft sind). Vielmehr verursacht SaaSS die gleichen Ungerechtigkeiten wie ein unfreies Programm: es sind zwei Pfade zum selben schlechten Ort. Nehmen wir das Beispiel eines SaaSS-Übersetzungsdienstes: der Nutzer sendet Text an einen Server, der Server übersetzt es (etwa aus dem Englischen ins Spanische) und sendet die Übersetzung an den Nutzer zurück. Jetzt ist die Aufgabe des Übersetzens unter der Kontrolle des Serverbetreibers anstatt beim Nutzer.
Wenn man SaaSS benutzt, kontrolliert der Serverbetreiber die Datenverarbeitung. Es erfordert, dem Serverbetreiber alle relevanten Daten anzuvertrauen, welcher gezwungen sein wird, es dem Staat ebenso zu zeigen ‑ wem dient dieser Server letztendlich wirklich?
Primäre und sekundäre Ungerechtigkeiten
Wenn man proprietäre Programme oder SaaSS benutzt, schadet man sich in erster Linie selbst, weil es irgendjemanden ungerechte Macht über einen gibt. Um seiner selbst Willen sollte man dem entfliehen. Es schadet auch anderen, wenn man ein Versprechen gibt, nicht zu teilen. Solch ein Versprechen ist ein Übel und das geringere Übel ist, es zu brechen. Für wahrhafte Aufrichtigkeit sollte man das Versprechen erst gar nicht geben.
Es gibt Fälle, in denen das Benutzen unfreier Software direkten Druck auf andere ausübt es gleichzutun. Skype ist ein gutes Beispiel: wenn eine Person die unfreie Skype-Client-Software nutzt, erfordert es eine andere Person, die auch diese Software benutzt ‑ folglich treten beide ihre Freiheit ab (Google Hangouts hat das gleiche Problem). Es ist sogar falsch die Nutzung solcher Programme zu empfehlen. Wir sollten uns weigern, sie auch nur kurzzeitig, sogar auf dem Rechner einer anderen Person, zu benutzen.
Ein weiterer Schaden durch unfreie Programme und SaaSS ist, dass der Übeltäter den Lohn erntet, die Weiterentwicklung des Programms oder des „Dienstes‘ ermutigend, was wiederum zu noch mehr Personen führt, die unter dem Daumen des Unternehmens beherrscht werden.
Alle Formen des indirekten Schadens werden verstärkt, wenn der Nutzer eine öffentliche Einrichtung oder eine Schule ist.
Freie Software und der Staat
Öffentliche Einrichtungen gibt es für die Menschen, nicht für sich selbst. Wenn sie Daten verarbeiten, tun sie es für die Menschen. Sie haben die Pflicht, die vollständige Kontrolle über die Datenverarbeitung aufrechtzuerhalten, so dass sie versichern können, dass sie richtig für die Menschen erledigt wird (hierbei handelt es sich um die Souveränität des Staates bei der Datenverarbeitung). Man darf auf keinen Fall zulassen, dass die Kontrolle des Staates über die Datenverarbeitung in private Hände fällt.
Um die Kontrolle über die Datenverarbeitung der Menschen zu behalten, dürfen öffentliche Einrichtungen dies nicht mit proprietärer Software tun (Software, die unter der Kontrolle eines anderen als dem Staat ist). Und sie dürfen sie nicht einem Dienst anvertrauen, der von einem anderen als dem Staat programmiert und betrieben wird, denn das wäre SaaSS.
In einem entscheidenden Fall bietet proprietäre Software überhaupt keine Sicherheit ‑ gegen seinen Entwickler. Und der Entwickler könnte anderen zu Angriffen verhelfen. Microsoft zeigt Windows-Programmfehler der NSA (der digitalen Spionagagentur der US-Regierung), bevor es sie behebt. Wir wissen nicht, ob gleiches für Apple gilt, aber sie stehen unter dem gleichen Druck der US-Regierung wie Microsoft. Wenn die Regierung irgendeines anderen Landes solche Software benutzt, gefährdet es die nationale Sicherheit. Möchten Sie, dass die NSA in die Rechner Ihrer Regierung einbricht? Siehe unsere Maßnahmen die Regierungen ergreifen können, um Freie Software zu fördern.
Freie Software und Bildung
Schulen (und dazu gehören alle Aktivitäten im Bildungsbereich) beeinflussen die Zukunft der Gesellschaft durch das, was sie lehren. Sie sollten ausschließlich freie Software lehren, um ihren Einfluss für das Gute zu verwenden. Ein proprietäres Programm zu lehren bedeutet, Abhängigkeit einzuimpfen, was gegen den Bildungsauftrag verstößt. Durch Schulung beim Gebrauch von freier Software werden Schulen die Zukunft der Gesellschaft in Richtung Freiheit leiten und damit talentierten Programmierern helfen, das Handwerk zu meistern.
Sie werden Schülern auch die Gewohnheit zur Zusammenarbeit lehren, anderen helfend. Jede Klasse sollte diese Regel haben: “Liebe Schülerschaft, diese Klasse ist ein Ort, an dem wir unser Wissen teilen. Wenn zum Unterricht Software mitgebracht wird, darf sie nicht für sich behalten. Vielmehr müssen Programmkopien einschließlich -quellcodes mit dem Rest der Klasse geteilt werden, falls jemand anderes davon lernen möchte. Daher ist das Mitbringen proprietärer Software zum Unterricht nicht erlaubt, es sei denn, sie wird zur Nachkonstruktion benötigt.”
Proprietäre Entwickler würden uns die Schülerschaft bestrafen lassen, die im Innersten gut genug sind, um Software zu teilen, und diejenigen zu durchkreuzen, die neugierig genug sind, um es ändern zu wollen. Dies bedeutet eine schlechte Bildung. Siehe https://www.gnu.org/education/ für mehr Diskussionen über die Freie-Software-Nutzung an Schulen.
Freie Software: Mehr als “Vorteile”
Ich werde oft darum gebeten, die „Vorteile“ freier Software zu beschreiben. Doch das Wort Vorteile ist nicht aussagekräftig genug, wenn es um Freiheit geht. Ein Leben ohne Freiheit heißt Unterdrückung, und das gilt für die Datenverarbeitung genauso wie auch für jede andere Tätigkeit in unserem Leben. Wir müssen uns dagegen wehren, den Programmentwicklern oder Datenverarbeitungsdiensten die Kontrolle über unsere Datenverarbeitung zu überlassen. Aus egoistischen Gründen ist das der richtige Schritt, aber nicht nur aus egoistischen Gründen.
Freiheit schließt die Freiheit ein, mit anderen zusammenzuarbeiten. Diese Freiheit leugnen bedeutet sie gespalten zu halten, welches der Anfang eines Schemas ist, sie zu unterdrücken. In der Freie Software-Gemeinschaft ist uns die Wichtigkeit der Freiheit zur Zusammenarbeit deutlich bewusst, weil unsere Arbeit aus organisierter Zusammenarbeit besteht. Wenn ein Freund oder eine Freundin zu Besuch kommt und Sie ein Programm benutzen sieht, könnte er oder sie um eine Kopie bitten. Ein Programm, das davon abhält es weiterzugeben oder „eigentlich nicht“ sagt, ist unsozial.
In der Datenverarbeitung schließt Zusammenarbeit die Weitergabe exakter Kopien eines Programms an andere Nutzer ein. Es schließt auch die Verteilung von selbst geänderten Versionen ein. Freie Software fördert diese Formen der Zusammenarbeit, während proprietäre Software sie verbietet. Sie verbietet die Weitergabe von Kopien und dadurch, dass sie Nutzern den Quellcode versagt, hindert es sie, Änderungen vorzunehmen. SaaSS hat die gleichen Auswirkungen: erfolgt die Datenverarbeitung über das Internet auf dem Server bei jemand anderem, durch eine von jemand anderem gemachte Kopie eines Programms, ist die Software dahinter, die die Datenverarbeitung vornimmt, weder einseh- noch greifbar, man kann sie also nicht weitergeben oder ändern.
Fazit
Wir verdienen es, Kontrolle über unsere eigene Datenverarbeitung zu haben. Wie können wir diese Kontrolle gewinnen? Durch Zurückweisen unfreier Software auf den Rechnern, die wir besitzen oder regelmäßig benutzen, und Zurückweisen von SaaSS. Durch das Entwickeln freier Software (für diejenigen unter uns, die Programmierer sind). Durch die Weigerung, unfreie Software oder SaaSS zu entwickeln oder zu fördern. Durch das Verbreiten dieser Ideen an Andere.
Wir und Tausende von Nutzern haben dies seit 1984 gemacht, so wie wir nun das freie GNU/Linux-Betriebssystem haben, das jedermann ‑ Programmierer oder nicht ‑ benutzen kann. Schließen Sie sich unserer Sache an, als Programmierer oder Aktivist! Machen wir alle Rechnernutzer frei.