Vom Erotik-Unternehmer zum Wikipedia-Guru
Ein weiterer Sitz ist laut Satzung für den Wikipedia-Gründer Jimmy Wales vorgesehen. Dieser Guru von Wikipedia ist nicht nur das weltweit bekannte Gesicht des nicht kommerziellen Inhalteprojekts. Seine herausragende Rolle ist auch formell festgeschrieben.
Wales war ursprünglich ein klassisch kommerzieller Internetunternehmer. Seine Firma Bomis hatte sich auf Werbe- und Abo-finanzierte Inhalte für eine heterosexuelle, männliche Zielgruppe spezialisiert: Autos, Sport und vor allem Erotik. Wie sich in englischsprachigen Wikipedia-Eintrag zu Bomis nachlesen lässt, hatte sein Unternehmen unter anderem eine Softcore-Bilderplattform namens Bomis Babes im Angebot. Bomis Premium bot Hardcore-Pornografie gegen Bezahlung an, The Babe Engine war eine Erotik-Suchmaschine.
Nupedia, ein gescheitertes weiteres Bomis-Produkt, sollte eine werbefinanzierte Enzyklopädie mit klassischem Konzept werden, bei der ausgewählte Expertinnen und Experten Artikel schreiben. Wikipedia.com war als experimentelle Spielwiese gedacht – verlinkt auf Nupedia.com als "lustiges Projekt", auf dem sich normalsterbliche User ausprobieren können.
Das Nupedia-Konzept ging betriebswirtschaftlich nicht auf. Wikipedia hingegen hob weltweit ab. Das Projekt emanzipierte sich von Bomis und verpasste sich eigene Strukturen. Der Rest ist Geschichte.
Bis heute kann Jimmy Wales im Führungsgremium mitentscheiden. Allerdings gesteht die Satzung Wales zwar einen Sitz zu, der Stiftungsrat hat aber die Möglichkeit, den Gründerposten nicht zu besetzen.
Eine nicht kommerzielle Familie
Wikipedia ist das mit Abstand bekannteste, aber nicht das einzige Projekt der Wikimedia Foundation. Zur Wikimedia-Familie gehören noch zehn weitere Schwesterprojekte mit Mitmachcharakter, etwa das Wörterbuch Wiktionary, die Bilderdatenbank Wikimedia Commons, die Sach- und Lehrbuchsammlung Wikibooks oder der freie Reiseführer Wikivoyage, der nach einem dramatischen Fork im Jahr 2013 Teil von Wikimedia wurde.
Viel Lob und viel Kritik
Man könnte von den "Vereinten Nationen von Wikipedia" sprechen. Hinter dem immens einflussreichen Inhalteprojekt steht ein komplexes Gebilde, bestehend aus mehr als 300 Sprach-Communitys und mehreren Dutzend Organisationen.
Wikipedia wird breit genutzt und erhält viel Lob, aber auch viel Kritik. Die einen kritisieren eine unnütz große Wasserkopfstruktur, andere die vor allem männliche Zusammensetzung der Community, die mitunter toxischen Umgangsformen, die kaum zu kontrollierende Dominanz von PR oder wie auch immer geartete tendenziöse Inhalte. Zugutehalten muss man dem Projekt, dass es sich ernsthaft um offene Strukturen bemüht, um verantwortungsvoll mit der Macht des wichtigsten Mediums der Weltgeschichte umzugehen.
Nicht kommerzielles Franchise-System |
Großartiger Sarkasmus.
Finde ich auch, danke für den schönen Artikel.
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