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Störche

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Störche

Riesenstorch (Ephippiorhynchus asiaticus)

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Ciconiiformes
Familie: Störche
Wissenschaftlicher Name der Ordnung
Ciconiiformes
Bonaparte, 1854
Wissenschaftlicher Name der Familie
Ciconiidae
Sundevall, 1836

Die Störche (Ciconiidae, althochdeutsch storh[1]) sind die einzige Familie der Ciconiiformes und mit sechs Gattungen und 20 Arten in allen Kontinenten außer Antarktika verbreitet. Charakteristisch für diese Vögel sind der lange Hals, die langen Beine und der große, oft langgestreckte Schnabel. Alle Störche sind Fleischfresser, die Ernährung variiert aber je nach Art. Der in Europa bekannteste Storch ist der Weißstorch (Ciconia ciconia), andere bekannte Vertreter dieser Gruppe sind beispielsweise die Marabus (Leptoptilos) und der Nimmersatt (Mycteria ibis).

Störche sind mittelgroße bis sehr große Vögel. Die Größe reicht von 75 cm (Abdimstorch) bis 150 cm (Sattelstorch, Marabus), das Gewicht von 1 kg (Klaffschnäbel) bis 9 kg (Marabus). Kennzeichnend sind die langen Beine und der lange Hals, während der Schwanz sehr kurz ist. Äußerlich ähneln sie somit den verwandten Reihern, wirken aber meistens massiger und schwerer.

Der Schnabel ist stets groß, aber in der Form sehr verschiedenartig. Einen langen schlanken Schnabel findet man nur bei der Hauptgattung Ciconia. Hingegen ist er bei Sattelstorch, Riesenstorch und Jabiru mächtig und leicht aufwärts gebogen, besonders groß und voluminös aber bei den Marabus, bei denen er zeitlebens wächst und 35 cm Länge erreichen kann; es scheint, dass dieser Schnabel hauptsächlich dazu dient, Nahrungskonkurrenten von Kadavern zu vertreiben. Der Nimmersatt und seine Verwandten haben einen leicht abwärts gebogenen Schnabel, an dessen Spitze Sinneszellen sitzen, die beim Aufspüren von Nahrung im trüben Wasser hilfreich sind. Die Klaffschnäbel haben beidseits eine Lücke zwischen Ober- und Unterschnabel; dieser Schnabel dient dem Öffnen von Schneckengehäusen.

Nimmersatt (Mycteria ibis)

Beim Storchenfuß zeigt die erste Zehe nach hinten und die übrigen drei nach vorn (anisodactyl). Schwimmhäute finden sich nur verkümmert an der Zehenbasis. Die langen Beine ermöglichen ein langsames Schreiten. Nur selten bewegen sich Störche über kurze Strecken auch mit schnellen Schritten.

Die Flügel sind groß und breit. Sie sind gut für den Segelflug geeignet, der nur zwischendurch von langsamen Flügelschlägen unterbrochen wird. Mit einer Spannweite von 320 cm werden die Marabus im Vogelreich nur von einigen Albatrossen und Pelikanen übertroffen. Marabus fliegen wie Reiher mit eingezogenem Hals, während für alle anderen Störche ein Flugbild mit gestrecktem Hals typisch ist, das auch Laien als sicheres Unterscheidungsmerkmal zu den Reihern dienen kann. Fliegen Störche in Gruppen, bilden sie keine Formationen.

Das Gefieder besteht aus Schwarz- und Weißtönen, die je nach Art unterschiedlich verteilt sind. Die schwarzen Gefiederteile haben oft einen metallischen Glanz. Dieser verstärkt sich zur Brutzeit, in der auch weißes Gefieder leuchtender wirkt. Umso mehr gilt das noch für die unbefiederten Teile. Viele Arten haben ein gänzlich unbefiedertes Gesicht, bei den Marabus reichen diese nackten Teile weit den Hals herab. Der Nimmersatt und seine Verwandten schützen sich damit vor Verschmutzung des Gefieders, wenn sie im Schlamm nach Nahrung suchen; die Marabus können ihre Köpfe tief in Kadaver stecken, ohne dass das Gefieder in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ein geringfügiger Größendimorphismus zugunsten der Männchen besteht bei allen Arten, auffallend ist dieser nur bei Sattel- und Riesenstorch.

Anders als oft behauptet sind Störche nicht stimmlos. Krächzende, quiekende und muhende Laute kommen vor. Die Arten der Gattung Ciconia geben pfeifende Laute von sich; diese sind besonders ausgeprägt beim Schwarzstorch, sehr viel weniger beim Weißstorch. Bekannter als diese Laute ist das Schnabelklappern, das beim Weißstorch am weitesten entwickelt ist.

Verbreitung und Lebensraum

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Schwarzstorch (Ciconia nigra)
Weißstörche und Schwarzstörche ziehen jährlich über weite Strecken in ein Winterquartier

Störche sind in weiten Teilen Eurasiens, Afrikas, Australiens und Südamerikas verbreitet; in Nordamerika bewohnen sie hingegen nur den äußersten Süden. Die meisten Arten sind in den Tropen beheimatet; nur drei Arten leben in den gemäßigten Zonen.

An Wasser und temporär feuchte Habitate sind Störche in sehr unterschiedlichem Maße gebunden. So sind der Nimmersatt und die Klaffschnäbel zeitlebens in Ufernähe anzutreffen, während Marabus und Abdimstörche sich oft fernab vom Wasser in der offenen Savanne aufhalten. Die meisten Arten leben jedoch zumindest in der Nähe von Sümpfen, Seen oder Flussufern.

Da der Zug der Weißstörche so berühmt ist, mag es überraschen, dass die meisten Angehörigen der Familie der Störche keine Zugvögel sind. Sie bleiben in der Nähe ihrer Brutgebiete und ziehen außerhalb der Brutzeit relativ kleinräumig umher. Dagegen gehört der Weißstorch zu den ausgesprochenen Langstreckenziehern. Vertreter einiger nordeuropäischer Populationen legen jährlich 20.000 km zurück, um die afrikanischen Winterquartiere zu erreichen und wieder in die Brutgebiete zurückzukehren. Auch der Schwarzstorch und der Schwarzschnabelstorch brüten in der gemäßigten Zone und ziehen im Winter in tropische Regionen. Mit dem Abdimstorch ist aber auch eine tropische Art ein echter Zugvogel: Er brütet in den Steppen und Halbwüsten nördlich des Äquators und überwintert in den ost- und südafrikanischen Savannen.

Sattelstörche (Ephippiorhynchus senegalensis) im Okawango-Delta

Störche sind tagaktive Vögel. Nur den Waldstorch hat man auch nachts beim Fischfang beobachtet, die anderen Arten ruhen nachts. In den Tropen sind Störche besonders in den Morgen- und Abendstunden aktiv, während sich die Aktivität in den gemäßigten Breiten über den ganzen Tag verteilt.

Viele Störche sind sehr anfällig für wechselhafte Wetterbedingungen. Regen und Kälte können beispielsweise den Weißstorch zur Aufgabe seiner Brut bewegen. Als Mittel gegen Wärmeverlust wird das Stehen auf einem Bein interpretiert, bei dem ein Bein am Gefieder gewärmt wird und so weniger unbefiederte Haut der Kälte ausgesetzt ist. Einen ebensolchen Zweck könnte das Stecken des Schnabels in das Halsgefieder haben.

In den meisten Lebensräumen der Störche ist jedoch Hitze ein größeres Problem als Kälte. Das Ausbreiten der Flügel, das Aufrichten der Federn und Defäkieren auf die eigenen Füße sind Mittel, die gegen die Hitze eingesetzt werden.

Nimmersatt fängt einen Fisch
Silberklaffschnäbel (Anastomus oscitans)

Störche sind Fleischfresser. Obwohl es große Unterschiede im Nahrungsspektrum der einzelnen Arten gibt, bilden Fische, Frösche und Nagetiere neben Insekten für die meisten Störche die Hauptnahrung.

Der Weißstorch und der Wollhalsstorch sowie deren Verwandte der Gattung Ciconia, mit Ausnahme des Abdimstorchs, sind Nahrungsopportunisten. Auch wenn im Volksglauben Frösche die wichtigste Nahrung eines Weißstorchs zu sein scheinen, bilden sie in Wahrheit nur einen kleinen Teil der Nahrung. Den größeren Anteil bilden Fische, Kaulquappen, Schlangen, Eidechsen, Wühlmäuse, Maulwürfe und Hamster, ebenso wie große Insekten – so sind Weißstörche in den afrikanischen Winterquartieren für den Verzehr von Heuschrecken bekannt. Die Erbeutung von Wieseln, jungen Ziegen und Katzen ist belegt, kommt aber nur in seltenen Fällen vor. Gewöhnlich schleichen diese Eigentlichen Störche sich mit langsamen Schritten an ihre Beute heran und stoßen dann blitzschnell mit dem Schnabel zu.

Auf ähnliche Weise ernähren sich die Großstörche und der Jabiru, doch vornehmlich von größeren Beutetieren. Die Beute eines Jabiru reicht bis zur Größe eines jungen Kaimans. Auch der Kleine Adjutant (Sunda-Marabu) ist vorwiegend ein Fischfresser.

Der Abdimstorch, ein enger Verwandter des Weißstorchs, hat eine abweichende Ernährungsweise. Er ist ein Vogel der offenen Savanne ohne Bindung an das Wasser. Seine Nahrung besteht fast ausschließlich aus Insekten, vor allem Heuschrecken und Schmetterlingsraupen. Statt sich an die Beute anzuschleichen, bewegt er sich beim Schnappen und Fressen sehr schnell.

Die Nimmersatte sind darauf spezialisiert, in sehr flachem Wasser zu jagen, das oft schlammig und trüb ist. Da ihre Augen in diesem Wasser nichts zu erkennen vermögen, bewegen sie sich mit eingetauchtem Schnabel durch das Wasser. Mit ihren Füßen wühlen sie den Schlamm auf, um Beute aufzuscheuchen. Kommt ein Beutetier mit dem Schnabel in Berührung, packt der Storch sofort zu. Nahrung sind kleine Fische, Krebstiere und Wasserinsekten. Eine Besonderheit ist in dieser Gattung der Milchstorch, der sich darauf spezialisiert hat, in den Mangroven Schlammspringer auszugraben.

Klaffschnäbel haben sich ganz auf Wasserschnecken spezialisiert, vor allem Apfelschnecken. Andere Nahrung nehmen sie so gut wie nie. Das Lösen des Schneckengehäuses geschieht unter Wasser. Mit dem Oberschnabel wird die Schnecke gegen den Grund gedrückt, während der scharfe Unterschnabel in das Operculum eindringt und den Muskel auftrennt, der die Schnecke im Gehäuse hält. Danach wird die Schnecke aus dem Gehäuse gezogen und gefressen. Dass die Schnecke in der namengebenden Öffnung des Schnabels wie in einem Nussknacker aufgeknackt wird, ist hingegen ein Mythos.

Eine andere Ernährungsweise verfolgen der Marabu und der Große Adjutant (Argala-Marabu), die sich als Aasfresser betätigen. Ihr Schnabel ist zum Öffnen eines Kadavers ungeeignet, so dass diese Aufgabe von anderen Tieren übernommen werden muss. Dann wird das Fleisch aus dem Aas gezogen, bis zu 1 kg schwere Stücke werden in einem Stück verschlungen. Am Kadaver konkurrieren Marabus mit Geiern, Hyänen und Schakalen. Ihr mächtiger Schnabel dient dabei vor allem als Waffe, um sich gegen die Konkurrenten durchzusetzen. Marabus sind aber nicht ausschließlich Aasfresser – sie erbeuten ebenso wie andere Störche auch Fische, Amphibien und Nagetiere. In Afrika überfallen Marabus manchmal Flamingokolonien, um Eier und Junge zu erbeuten, doch auch Altvögel. Diese werden ertränkt, indem der Kopf unter Wasser gedrückt wird. Dauerhafte Präsenz von Marabus kann eine ganze Flamingokolonie bewegen, die Brut aufzugeben und zu fliehen.

Ei eines Storches
Nestlinge des Riesenstorchs
Weißstorchpaar mit Jungvogel im Nest

Mehrere Storcharten brüten in Kolonien, die bis zu einige tausend Individuen umfassen können. Das gilt vor allem für die Klaffschnäbel, die Nimmersatte, die Marabus und den Abdimstorch. Auch der Weißstorch und einige weitere Arten der Gattung Ciconia brüten oft in losen Kolonien, in denen die Nachbarn aber einander weitgehend ignorieren. Manchmal kommen gemischte Kolonien vor, in denen Störche vergesellschaftet mit Pelikanen, Ibissen, Reihern oder anderen Storcharten brüten. Neben diesen Koloniebrütern gibt es unter den Störchen auch strikte Einzelgänger, zum Beispiel den Schwarzstorch und den Sattelstorch.

Für gewöhnlich nisten Störche auf Bäumen. Nur der Maguaristorch brütet überwiegend zu ebener Erde, bei allen anderen Störchen überwiegen hoch gelegene Nistplätze, obwohl zum Beispiel beim Weißstorch die Dächer von Gebäuden inzwischen Bäume als bevorzugte Nistplätze abgelöst haben. Bei ausgeprägten Koloniebrütern erkämpft das Männchen nach seiner Ankunft im Brutgebiet zunächst ein Territorium; dabei kann es auch zu ernsten Kämpfen kommen. Alljährlich bilden sich neue Paare. Dagegen pflegen die einzelgängerischen Arten lebenslange Paarbindungen.

Der Bau eines neuen Nestes ist oft nicht nötig. Einzelgängerische Arten nutzen ohnehin meist alljährlich dasselbe Nest, die Koloniebrüter besetzen ein vorhandenes Nest innerhalb der Kolonie, aber selten das des Vorjahres. Dennoch wird stets frisches Nistmaterial hinzugefügt. Ein Storchennest besteht hauptsächlich aus Ästen und Zweigen. Oft dient es kleineren Vögeln ebenfalls als Brutstätte; diese bauen außen ihre eigenen Nester und verfestigen das Storchennest somit mit eigenem Material.

Die Zeit von der Befruchtung bis zur Eiablage dauert ca. 2 Tage. Im Abstand von 2–3 Tagen werden meistens drei bis fünf, selten ein bis sieben Eier gelegt. Die Größe eines Eis schwankt zwischen 5,5 cm (Abdimstorch) und 8,5 cm (Marabu), das Gewicht zwischen 58 und 146 g. Die Eier werden 25 bis 38 Tage von beiden Partnern bebrütet. Die geschlüpften Jungen tragen für gewöhnlich ein weißes Daunenkleid, beim Maguaristorch ein schwarzes. Die Jungen sind untereinander friedlich, so dass oft die gesamte Brut durchgebracht werden kann. Beide Partner sind für die Beschaffung von Nahrung zuständig. Nach fünfzig bis hundert Tagen sind die Jungstörche flügge.

Die potenzielle Lebenserwartung von Störchen beträgt über zwanzig Jahre. Ein beringter Weißstorch wurde nachweislich 33 Jahre alt. In Gefangenschaft können Störche noch älter werden; der Rekord liegt hier bei 48 Jahren.

Stammesgeschichte

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Fossil sind Störche seit dem Oligozän überliefert. Älteste bekannte Art ist Palaeoephippiorhynchus dietrichi, der fossil in Ägypten gefunden wurde; beim noch älteren Eociconia sangequanensis (Eozän, China) bestehen Zweifel, ob es sich wirklich um einen Storch handelt.[2] Aus dem Miozän sind bereits die rezenten Gattungen der „echten“ Störche (Ciconia), der Marabus (Leptoptilos) sowie der Sattel- und Riesenstörche (Ephippiorhynchus) bekannt.

Marabu (Leptoptilos crumeniferus)
Jabirus (Jabiru mycteria)
Afrikanischer Wollhalsstorch (C. microscelis) beim Baden

Die geläufigste Systematik der Störche beruht auf M. Philip Kahl, der in den 1970ern die noch heute gültige Zusammensetzung der Familie in folgende Gattungen festlegte:[3][4]

Nach einer im April 2023 veröffentlichten molekulargenetischen Analyse konnte die Monophylie aller Gattungen nachgewiesen werden. Die von Kahl eingeführten Tribus erwiesen sich jedoch nicht als monophyletisch.[5]

Die verwandtschaftlichen Beziehungen nach Corrêa de Sousa et al. (2023) werden in folgendem Kladogramm dargestellt:[5]

 Ciconiidae 
 Anastomus 

Glanzklaffschnabel (A. lamelligerus)


   

Silberklaffschnabel (A. oscitans)



   
 Leptoptilos 

Sunda-Marabu (L. javanicus)


   

Marabu (L. crumeniferus)



   
 Mycteria 

Waldstorch (M. americana)


   


Milchstorch (M. cinerea)


   

Buntstorch (M. leucocephala)



   

Nimmersatt (M. ibis)




   

 Ephippiorhynchus 

Sattelstorch (E. senegalensis)


   

Riesenstorch (E. asiaticus)



   

Jabiru (Jabiru mycteria)



 Ciconia 




Weißstorch (C. ciconia)


   

Schwarzschnabelstorch (C. boyciana)



   

Maguaristorch (C. maguari)



   

Schwarzstorch (C. nigra)



   


Wollhalsstörche (C. episcopus + C. microscelis)


   

Höckerstorch (C. stormi)



   

Abdimstorch (C. abdimii)








Störche und Menschen

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Wechselbeziehungen

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Storchenfigur als Symbolisierung einer Geburt im Salzburger Flachgau

Zu manchen Storcharten haben Menschen schon lange eine sehr positive Beziehung.

In Europa wird der Weißstorch gerne auf den Dächern von Gebäuden geduldet, Gleiches gilt in Afrika für den Abdimstorch und in Indien für den Buntstorch. Im Zusammenhang mit dem Weißstorch gibt es in Europa die Legende, dass er die Babys bringt. Im Mittelalter war der Begriff „des Mannes Storch“ noch eine Umschreibung für den Penis.[6] In vielen Gegenden Europas wird nach der Geburt eines Kindes als deren Symbolisierung vor dem Haus eine Storchenfigur angebracht.

Der Abdimstorch trägt in Afrika auch den Namen Regenstorch, da seine Ankunft in den Brutgebieten mit dem Beginn der Regenzeit zusammenfällt. Der Glaube an einen Zusammenhang ist mancherorts so fest, dass in Dörfern rund um den Tschadsee Podeste aufgebaut werden, die dem Storch als Nistplatz dienen sollen.

Großer Adjutant (Leptoptilos dubius) auf einer Müllkippe in Assam

Weniger hoch angesehen sind hingegen die Marabus. Mit ihren großflächigen Partien unbefiederter, nackter Haut gelten sie als hässlich, zudem leben sie zu einem Großteil von Aas und suchen nahe der afrikanischen und asiatischen Städte Müllhalden auf, um dort nach Essbarem zu suchen. In Kalkutta soll sich noch im 19. Jahrhundert der Argala-Marabu an Leichen gütlich getan haben, die in den Straßen lagen.

Störche werden mancherorts auch gegessen. Im antiken Rom galt der Weißstorch noch als Delikatesse und war keineswegs geschützt. Heute noch werden der Milchstorch auf Sumatra und der Maguaristorch in Venezuela gegessen.

Bedrohung und Schutz

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Schwarzschnabelstorch (Ciconia boyciana)

Verschiedene Storchenarten gelten als bedroht. In Europa, Afrika und Amerika sind die Bestände relativ gesichert. In Europa und Afrika liegt das am hohen Stellenwert der Störche, in Amerika an ihrem großen Verbreitungsgebiet. Anders ist es in Asien, wo die Mehrzahl der Storcharten zu Hause ist. Hier sind viele Arten aus verschiedenen Gründen gefährdet.

Die Population des Weißstorchs wurde 2009 auf 500.000 bis 520.000 Individuen geschätzt[7] und er gilt nicht als gefährdet. Als stark gefährdet gelten hingegen die folgenden Arten:

  • Schwarzschnabelstorch: Heute brütet diese Art im äußersten Osten Sibiriens und überwintert im Osten Chinas. In Japan starb er 1970 aus, in Korea 1977. Auch im heutigen Verbreitungsgebiet sind die Störche durch Waldrodungen, Trockenlegungen und Überfischungen bedroht.[8]
  • Höckerstorch: Diese Art hat nur ein kleines Verbreitungsgebiet in Sumatra und Borneo. Die Vernichtung des Regenwalds ist hauptverantwortlich für den Rückgang der Art, dessen Population in den 1990ern auf weniger als 300 Tiere geschätzt wurde.
  • Argala-Marabu: Dieser Marabu hat einen besonders dramatischen Rückgang erlebt. Er war im 19. Jahrhundert überaus häufig. Eine Kolonie im heutigen Myanmar soll Millionen Individuen umfasst haben, in Kalkutta brütete er auf den Hausdächern. Heute ist die Art auf den indischen Bundesstaat Assam beschränkt. Das massenhafte Fällen von Nistbäumen hat beim Rückgang der Art eine Rolle gespielt, insgesamt sind die Gründe für die extrem schnelle Bestandsabnahme aber unklar.
Wiktionary: Störche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Störche (Ciconiidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rudolf Schützeichel: Althochdeutsches Wörterbuch. 5. Auflage, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10636-0, S. 272.
  2. Walter E. Boles: A review of the Australian fossil storks of the Genus Ciconia (Aves: Ciconiidae), with the Description of a New Species. In: Records of the Australian Museum Band 57, 2005, S. 165–178.
  3. M. Philip Kahl: A revision of the family Ciconiidae (Aves). In: Journal of Zoology 1972, Nr. 167, S. 451–461.
  4. M. Philip Kahl: Family Ciconiidae, storks. In: Check-list of Birds of the World. Band 1, 1979, S. 245–252.
  5. a b Rodrigo Petry Corrêa de Sousa, Paula Sabrina Bronze Campos, Michelly da Silva dos Santos, Patricia Caroline O’Brien, Malcolm Andrew Ferguson-Smith und Edivaldo Herculano Corrêa de Oliveira: Cytotaxonomy and Molecular Analyses of Mycteria americana (Ciconiidae: Ciconiiformes): Insights on Stork Phylogeny. Genes, Band 14, Ausgabe 4, 2023, doi:10.3390/genes14040816
  6. http://www.ma-gazin.de/der-storch-wars-wo-die-babys-wirklich-herkommen/
  7. Factsheet Ciconia ciconia auf BirdLife International
  8. Factsheet Ciconia boyciana auf BirdLife International