Posts mit dem Label Unglücke werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Unglücke werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, August 20, 2015

Empire State Building Crash



Am 28. Juli 1945 flog ein Bomberpilot im Nebel über New York mit seiner Maschine irrtümlich in das Empire State Building, das zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt war. Das Gebäude hat den Einschlag - wie wir wissen - überstanden. Das Foto oben habe ich eben bei "The Old New York Page" auf Facebook entdeckt, das kannte ich bisher noch nicht. 







Dienstag, August 21, 2012

Park Place Disaster (1891)


Park Place Disaster - August 22, 1891, from the collection of the museum of the city of New York


Also - ehrlich gesagt, weiss ich auch noch nicht, um was es geht. Ich habe soeben dieses alte Bild in der Sammlung des Museums der Stadt New York entdeckt, werde mich aber erst jetzt in die Vergangenheit hineintasten, um herauszufinden, was es mit der Aufnahme auf sich hat.
http://collections.mcny.org

Die Bildbeschreibung verrät folgendes: Es handelt sich um das "Park Place Disaster", also ein Unglück, das sich in New York an der Straße "Park Place" ereignete und zwar am 22. August 1891, also morgen vor 121 Jahren. In der Sammlung des Museums der Stadt New York finden sich keine weiteren Bilder von diesem Ereignis.




"Park Place" ist eine kurze Straße, die man im Süden von Manhattan findet und zwar im Südwesten des City Hall Parks. Das Woolworth Building grenzt mit seiner Nordseite an diese Straße. Bei Flickr habe ich diese Aufnahme eines Monuments entdeckt, das an das Unglück erinnert:



"Hier sind die Überreste der nicht identifizierten Opfer begraben, die beim Park Place Disaster am 22. August 1891 ums Leben kamen."

Ein Kommentar merkte dazu an: "Faszinierend, ein großes Unglück, das sich nur wenige Schritte entfernt von dem zukünftigen World Trade Center-Areal ereignete und das völlig vergessen ist."

Bevor wir zur Geschichte selbst kommen, hier noch eine Farbzeichnung aus Harpers Weekly Magazine, die die Szenerie abbildete:
http://www.printsoldandrare.com/fires/index.html




Ein weiteres Bild von Ebay, auf dem "The Sudden Collapse of the Taylor Building" im Zusammenhang mit dem Park Place Disaster zu sehen ist:
http://www.ebay.com/itm/PARK-PLACE-DISASTER-TAYLOR-BUILDING-1891-Print-Matted-/140812787913




Jetzt noch mal die drei Einzelaufnahmen aus dem Ausgangsbild vom MCNY:






Aus mehreren Textquellen habe ich jetzt mal den auf der Seite GenDisasters ausgewählt, der Bericht stammt aus der Wochenzeitung "Aspen Weekly Times" aus Aspen, Colorado vom 29.08.1891. Der Inhalt der Berichterstattung verändert sich dabei mehrmals, je nach Stand der übermittelten Nachrichten, Häuser, Ereignisorte, Unglücksursachen und Namen wechseln dabei.
http://www3.gendisasters.com/new-york/3138/new-york,-ny-park-place-building-explosion-fire,-aug-1891

New York, 22. August 1891, 12:30 p.m. - An diesem Nachmittag ereignete sich in dem fünfstöckigen Backsteingebäude an den Hausnummern 68 und 70 Park Place, das sich im Besitz von JOHN EBENLE befindet, eine Explosion. Unmittelbar auf die Explosion folgte ein Feuer und das Gebäude brach innerhalb weniger Minuten in sich zusammen. Es steht zu befürchten, dass einige Menschen in dem Feuer umgekommen sind. Das Feuer hat sich auf die angrenzenden Gebäude ausgedehnt.


Kleiner Exkurs in den Stadtatlas von Bromley aus dem Jahr 1891:
http://www.davidrumsey.com






Weiter gehts:

New York, 22. August 1891, 1:15 p.m. - Es verbreiten sich Gerüchte, dass eine größere Anzahl im Park Place Feuer ums Leben kam (wörtlich : burned to death), ein Gerücht spricht von bis zu 50 Toten.


New York, 22. August 1891, 2:30 p.m. - Es scheint wahr geworden zu sein, dass möglicherweise eines der schlimmsten Unglücke, die sich bisher in dieser Stadt ereignet haben, sich gerade heute nach Mittag ereignet hat. Mindestens 50 Menschen haben dabei ihr Leben verloren.

Der Unfall kam so plötzlich, dass nicht eine einzige Person in den beiden großen Gebäuden an den Hausnummern 70 und 72 mit dem Leben davon kam. Es gibt nur einen Augenzeugen, der berichten konnte, wie es zu dem Unfall kam. Dieser Mann namens A. A. JOHNSON ist ein Hausmeister im Gebäude mit der Hausnummer 81 Park Place, also schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite vom Unfallort.

Er erzählte, dass er zur Mittagszeit auf den Stufen von Nummer 81 stand, als er das Geräusch einer Explosion hörte. Es kam schräg gegenüber von der anderen Straßenseite. Es war nicht laut. Fast unmittelbar danach brachen die Frontseiten der beiden Gebäude in sich zusammen und das gesamte Gebäude stürzte mit ohrenbetäubendem Krach ein. Dieses ereignete sich so plötzlich, dass es niemandem gelang, lebend aus dem Gebäude zu entkommen.

Im Erdgeschoss von einem der beiden Gebäude befand sich ein Restaurant, das voller Menschen war, die anderen zwei Stockwerke wurden von der "Southern Publishing Company" belegt, von "S. Loutelle and Company" (Art Designer) und von "Ellis and McDonald" (Buchbinder). Der Besitzer des Restaurants trug den Namen ROSENFELD. Es wird auch erzählt, dass ein Teil des Gebäudes von einer Arzneimittelfirma (drug firm) belegt war, wo auch die Explosion stattgefunden haben soll.

Natürlich ist nichts genaueres bekannt, als dass die Ruinen heftig brannten und alle Bemühungen darauf gerichtet waren, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen, damit die Rettungsarbeiten und die Bergung der Leichen in Angriff genommen werden konnte. Der Hausmeister von Nummer 81 sagte, dass das Unglück sich so schnell ereignete, dass er nicht eine Person gesehen hat, die entkommen konnte und sicher war, dass jeder in den beiden Gebäuden getötet wurde.

Die Explosion soll sich in der Blattmetall Fabrik (Metal Leaf Factory - Blechfabrik?) von Rosenfeld and Company im zweiten Stockwerk von 72 Park Place ereignet haben. Diese befand sich genau über einem Drogeriemarkt im Erdgeschoss des Gebäudes. Das war gegen 12:35 Uhr. MICHAEL CARROL, der in der Blechfabrik beschäftigt war, hatte diese gerade verlassen, um sein Mittagessen einzunehmen und gerade die Tür von Nummer 72 erreicht, als er eine schreckliche Explosion hörte, die ihn für einen Moment benommen machte. Dann sprang er auf und rannte um sein Leben. Als er entkommen war, sa er die Frontwände der Häuser mit den Nummern 70, 72 und 74 mit lautem Getöse einstürzen.Als die Wände herunterkamen, sah CARROL, dass viele Fußgänger, die den Ort gerade passierten, erwischt und unter Ziegeln und Steinen begraben wurden.

Es ist nicht bekannt, wieviele Mädchen sich in der Blechfabrik noch an ihrem Arbeitsplatz befanden, aber eine größere Menge befand sich im Restaurant im Erdgeschoss von Haus Nummer 70, das sich im Besitz von J. PETERSON befand. Dort hielt sich eine ganze Menschenmenge zum Mittagessen auf. Die Zahl derjenigen zum Zeitpunkt der Explosion wird auf zwischen 25 und 35 geschätzt. Weitere 10 bis 12 Mädchen hielten sich im Waschraum im Keller auf.
Trippe und Company, die Drogisten in den Häuzsern mit den Nummern 70 und 72, hatten ebenfalls eine größere Anzahl von Beschäftigten. Die drei Kinder von FRANK HAGGERTY, dem Hausmeister von Haus Nummer 61, spielten vor Haus Nummer 72, als sich die Explosion ereignete. Sie starben, während ihr Vater zu diesem Zeitpunkt auf der anderen Straßenseite stand.

Der letzte Bericht über den Grund für die Explosion besagte, dass die "New Yorker Dampfheizungs-gesellschaft" (New York Steam Heating Company) Dampf in das Gebäude lieferte. Es wird angenommen, dass die Explosion sich wegen eines Defekts in dem Heizkessel im Keller ereignete, in dem der gelieferte Heizungsdampf ankam. ROUNDSMAN TAYLOR war auf seinem Weg zum Mittagessen und durchquerte die Park Place, als er die Explosion hörte. Er rannte sofort zum dem Unglücksort und stellte dort fest, dass unbedingt etwas unternommen werden musste, weshalb er hinüber zu einem Haushaltswarenladen an der Vesey Street rannte und dort ein Dutzend Äxte mitnahm, die er den Feuerwehrleuten aushändigte, die gerade am Unglücksort eintrafen.

Die Feuerwehrleute und Umstehenden schlugen bald ein Loch in die Seitenwand von Nummer 70, durch das siebzig Leute krochen, die alle Prellungen trugen. Die Zeugenaussagen dieser Menschen, die sich zur Unglückszeit in der Nachbarschaft befanden, berichteten, dass sie zuerst ein tiefes Rumpeln von einer Explosion wahrnahmen, auf die fast sofort der Zusammenbruch des Gebäudes folgte, die Wände fielen mit schrecklichem Getöse nach außen.

Nach drei Feueralarmen folgte das Eintreffen der Ambulanzen aus den Hospitälern. Als größte Schwierigkeit erwiesen sich die Bemühungen, eine mehrere tausend Personen umfassende Menschenmenge von dem Unglücksort fernzuhalten, als bekannt wurde, dass es am Unglücksort eine hohe Anzahl von Toten gegeben hatte. Die Polizei schätzte die Opfer zwischen 60 und 70.



New York, 25. August 1891 - Von Mitternacht bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Stadt morgens wieder zum Leben erwachte, offenbarten die Anblicke, die sich den Schaulustigen am Unglücksort boten, dass die schlimmsten Befürchtungen über das Ausmaß der Katastrophe sich in vollem Umfang bestätigten. Jene Leichen, die in dieser Zeit geborgen wurden, zeigten schreckliche Möglichkeiten von entstellten, schattenhaften Visionen menschlicher Formen, zerkleinert und zerquetscht, inmitten von Maschinenteilen und schweren Holzbalken, doch die Polizei und die Feuerwehr stellten in Aussicht, dass das Schlimmste noch kommen sollte. Die größere Anzahl der unglücklichen Opfer würde sich noch unter den Trümmern befinden und auf ihre Bergung warten.

Solche zerfleischten Überreste von Menschen waren während der Suche entdeckt wurden, die die Nacht hindurch stattfand. Leichen, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und so schrecklich anzusehen, dass selbst die Feuerwehrleute ihren Blick abwandten, geschwächt von ihrem Anblick. Die Italiener, die das erste Mal eingesetzt waren, seitdem sie eingestellt wurden, leisteten gute Arbeit, als sie die schrecklichen Überreste der Opfer aufsammelten. FOREMAN FARLEY vom Truck Nummer 15, der mit der Aufgabenerledigung in der vergangenen Nacht beauftragt war, konnte Fortschritte vermelden, obwohl seine Männer gegen große Schwierigkeiten anzukämpfen hatten. Am Morgen waren 20 Leichen identifiziert, darüber hinaus gab es weitere 18 unidentifizierte im Leichenschauhaus und vier in den Ruinen, das machte zusammen 42 Leichen, die dokumentiert waren.

Die Leiche von FREDERICK TRIPP, dem Leiter des Drogeriemarktes an der Hausnummer 76 Park Place, wurde um 09:15 Uhr gefunden. Sie war so schrecklich zerstückelt und verbrannt, dass es zunächst unmöglich schien, herauszufinden, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Schließlich jedoch entdeckten Freunde von MR. TRIPP einen Diamantring an seinem Finger und eine goldene Uhr mit den Initialen F.W.T. , die man bei der Leiche fand, die danach aus den Ruinen an der Park Place geborgen wurde. Zu dieser Stunde konnten 32 Leichen erfolgreich identifiziert werden und eine teilweise.


Die Leiche von WM. H. ELLIS, von der Firma Ellis und McDonald, im Haus Nummer 76 Park Place, wurde um 11 Uhr aus den Ruinen getragen. Sie war verbrannt und verstümmelt und hatte beinahe alle Ähnlichkeit mit Menschen verloren, auch die Kleidung war nicht zu erkennen. In einer Tasche fand man aber ein Taschenbuch mit zahlreichen Papieren, die den Namen von WILLIAM H. ELLIS trugen, was die Rückschluss zuließ, dass die Leiche seine war. MR ELLIS war 49 Jahre alt . W.T. McDONALD, sein Partner, wird noch vermisst, es besteht aber die Vermutung, dass auch er sich unter den Toten befindet.

Bis 10:14 Uhr konnten drei der zwölf Druckerpressen geborgen werden; der Einsatzleiter entschied, dass es unmöglich war, die großen eisernen Maschinen als ganzes herauszubekommen, daher ließ er seine Männer sie mit Vorschlaghämmern auseinanderschlagen. Dieser Planwechsel fürhte dazu, dass man in der Lage war, die Trümmer schneller zu entfernen. Dennoch wird es noch ungefähr 48 Stunden dauern, bis man sich zu den Kellern und den darunter befindlichen Geschossen vorgearbeitet hat, wo die meisten Toten vermutet werden. Um halb 11 entfernten die Arbeiter Balken, die zwei weitere Leichen enthüllten, eine auf dem Grundstück von Nummer 60 Park Place, eine auf Nummer 74. Bei der ersten wird vermutet, dass es sich um eine Frau handelte. Diese konnten jedoch nicht unter der Last der schweren Maschinen hervorgezogen werden, ohne dass man die Leichen noch weitere Gewalt angetan hätte, daher waren die Bemühungen der Arbeiter in den späten Morgenstunden darauf ausgerichtet, die schweren Hindernisse wegzuschleppen. Um 10:45 Uhr konnte ein Derbyhut aus einem Haufen von Balken gezogen werden. Darunter wurden zwei oder drei weitere Leichen entdeckt. Sie können jedoch nicht erreicht werden, bevor die große Menge an Eisenschrott entfernt ist.   


New York, 25. August 1891. - Die Arbeiten wurden an Auftragnehmer übergeben, die die Bergungsarbeiten am Abend und in der Nacht fortsetzten mit dem Ergebnis, dass zwei weitere Leichen bis um zwei in der Nacht geborgen werden konnten. Um Zwei in der Nacht hatte man 52 Leichen aus den Ruinen herausgeholt.
(The Aspen Weekly Times Colorado 1891-08-29)


Die zunächst geäußerte Vermutung, dass eine Heizkesselexplosion das Unglück verursacht hatte, wurde später zumindest von einigen Sachverständigen in Frage gestellt. Eine andere These ging davon aus, dass das am 15. Oktober 1872 fertiggestellte Taylor Building eigentlich als Büro- und Wohngebäude gedacht war, durch die Nutzung einiger Etagen als Fabrikräume und das Aufstellen schwerer Maschinen aber die Statik des Gebäudes schlicht überfordert wurde, was schließlich den Einsturz verursachte. Siehe auch hier in der New York Times vom 13. September 1891:
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=F00814FD385D15738DDDAA0994D1405B8185F0D3




Montag, August 06, 2012

Austria, Arctic, Pacific, Lyonnais and Tempest



Nachdem ich in den letzten Beiträgen verstärkt auf die Gegenwart von New York City geblickt habe, ist jetzt mal wieder die Vergangenheit dran. Wobei New York hier nur eine Nebenrolle spielt. Wir reisen zurück in die 1850er und blicken exemplarisch auf einige Schiffsunglücke, die sich in diesem Jahrzehnt auf der Fahrt zwischen dem Alten Europa und der neuen Welt ereignet haben.

Auch wenn Überseereisende Mitte des 19. Jahrhunderts schon mit dampfgetriebenen Passagierschiffen den Ozean überqueren konnten, so war eine Atlantiküberfahrt damals noch eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit. Das eine oder andere Schiff geriet in Seenot sank während schwerer Stürme oder nach einer Kollision. Andere Schiffe verließen auch einfach nur den Hafen und kamen niemals am Ziel an, sondern verschwanden unterwegs spurlos.

Austria (Juni 1857-September 1858)




Die Austria wurde 1857 in Schottland gebaut und zunächst als Truppentransporter eingesetzt. Im Mai 1858 wurde das Schiff durch die deutsche HAPAG übernommen und für Überseefahrten auf der Strecke Hamburg - New York eingesetzt. Auf einer Fahrt von Hamburg nach New York, die vom 01.09.1858 bis zum 18.09.1858 dauern sollte, ereignete sich am 13.09.1858 ein schweres Unglück. Beim vorschriftsmäßigen Desinfizieren / Ausräuchern der unteren Decks mit einem Bottich Teer und einer rotglühenden Kette geriet das Schiff versehentlich in Brand. Bei dem Unglück starben 456 Passagiere und Besatzungsmitglieder, nur 85 Menschen konnten gerettet werden.

Einzelheiten über das Ende der "Austria" kann man hier nachlesen:

Die nachfolgenden Bilder des Unglücks und das zu Beginn des Beitrags gezeigte Gemälde wurden mit der Google Bildersuche aufgespürt:






Die "Collins Line"




1847 gründete der amerikanische Geschäftsmann Edward Knight Collins eine Reederei, die die Monopolstellung der englischen "Cunard Line" auf der Transatlantikroute von England nach New York beenden sollte. Die "Collins Line" verfügte über vier Segeldampfer, die 1849 und 1850 gebaut worden waren: die "Atlantic", die "Pacific", die "Baltic" und die "Arctic". 1857 wurde die Flotte noch um ein fünftes Schiff, die "Adriatic" ergänzt. Bauen ließ Collins seine Schiffe in der Werft von William Brown und Jacob Bell in New York. Sein großer Verdienst lag darin, dass er erstmalig die Passagierschiffe nicht wie Frachtschiffe, sondern wie eine Art Hotel gestaltete, um die Reise nach Übersee so komfortabel wie möglich zu gestalten. Die Geschichte der Collins Line endete bereits in den Jahren 1857 / 1858.


Arctic (Oktober 1850 - September 1854)



In Auftrag gegeben wurde die Arctic 1849 durch die "New York & Liverpool United States Mail Steamship Company", alternativ "Collins Line" genannt. Sie lief im Januar 1850 vom Stapel und wurde im Oktober 1850 in Betrieb genommen. Sie verkehrte zwischen New York und Liverpool. Mit der schnellsten Überfahrt in 9 Tagen, 17 Stunden und 15 Minuten gewann sie im Februar 1852 das blaue Band für die schnellste Überfahrt zwischen Nordamerika und Europa mit Ostkurs und konnte diesen Rekord 4 Jahre halten.

Am 21. September 1854 legte die Arctic in Liverpool zu einer erneuten Überfahrt ab und stieß am 27. September vor der Küste Neufundlands im dichten Nebel mit dem französischen Dampfschiff "Vesta" zusammen. Obwohl die Arctic das bedeutend größere Schiff der beiden war, bedingte die Bauweise überwiegend auf Holzbasis, dass der Segeldampfer die größeren Schäden bei der Kollision davontrug, die schließlich zum Untergang des Schiffes führten. Ungefähr 350 Besatzungsmitglieder und Passagiere kamen bei dem Unglück ums Leben, nur 32 Menschen konnten gerettet werden, darunter der Kapitän.

Die New York Times vom 12. Oktober 1854 berichtete sehr ausführlich über "The Loss of the Arctic":





Pacific (Mai 1850 bis Januar 1856)


Der Stapellauf der Pacific fand bereits im Februar 1849 statt, die Jungfernfahrt von New York nach Liverpool aber erst im Mai 1850. Im September 1850 errang die Pacific das "Blaue Band" auf der Strecke von Liverpool nach New York.

Nach gut fünf Jahren in Betrieb und einem Werftaufenthalt 1854, um sie nach dem Untergang des Schwesternschiffs Arctic sicherer zu machen, endete die Geschichte Anfang 1856. Auf einer Fahrt von Liverpool nach New York ab dem 23.01.1856 verschwand die Pacific, wahrscheinlich, ohne noch eine weitere Spur zu hinterlassen. An Bord waren zwischen 200 und 240 Menschen. Als Ursachen werden ein Feuer, eine Explosion, vielleicht aber auch eine Kollision mit Eisbergen vermutet, die 1856 zahlreiche Schiffsuntergänge verursachten.



Die deutsche Wikipedia über die Pacific:

Die New York Times vom 21.03.1856 über "The Search for the Pacific"


Doch die Pacific ist nicht das einzige Schiff, dass in den 1850ern auf der Transatlantikroute spurlos verschwindet. Ein ähnliches Schicksal ereilte die "City of Glasgow" 1854 auf dem Weg von Liverpool nach Philadelphia oder die


Tempest (April 1855 bis Februar 1857)




Die Tempest war für die Anchor Line zunächst noch als Segelschiff gebaut worden und wurde 1856 zum Dampfschiff umgerüstet. Sie unternahm zwischen Oktober 1856 und Februar 1857 insgesamt drei Reisen zwischen Glasgow und New York. Zweimal fuhr sie von erfolgreich von Glasgow nach New York und einmal erfolgreich zurück. Am 13. Februar 1857 (vielleicht auch 26. Februar 1857) legte die Tempest zu ihrer vierten Überfahrt in New York ab und ward nicht mehr wiedergesehen. An Bord waren etwa 150 Menschen. Möglicherweise ging das Schiff in einem schweren Atlantiksturm unter.



Lyonnais (1856 - November 1856)




Das letzte Schiff, auf das wir in diesem Beitrag blicken, ist der französische Dreimaster mit dem Namen "Lyonnais", der im Jahr 1856 in Betrieb genommen wurde und die Route zwischen Le Havre und New York befuhr. Am Samstag, dem 01. November 1856 legte die Lyonnais in New York mit 146 Menschen an Bord zur Rückfahrt nach Frankreich ab.

In der Nähe der Insel Nantucket vor der Küste von Massachusetts kollidierte die Lyonnais am 02. November mit der amerikanischen Bark "Adriatic". Trotz eines verzweifelten gemeinsamen Kampfes von Besatzung und Passagieren gelang es nicht, den Untergang des Schiffes zu verhindern, das am 03. November schließlich sank. Obwohl alle Menschen das Schiff noch mit Rettungsbooten und einem Floß verließen, überlebten nur 16 den Untergang, das Floß ging unter und die Boote der übrigen wurden nie gefunden.


Die New York Times berichtete am 15. November 1856 und am 24. Dezember 1856 über das Unglück:
http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?res=9807E3DB1039E134BC4D52DFB767838D649FDE

http://query.nytimes.com/mem/archive-free/pdf?_r=1&res=9503E0D81039E134BC4C51DFB467838D649FDE




Samstag, April 14, 2012

Titanic desaster



In dieser Nacht jährt sich zum hundertsten Mal das Ende der ersten und zugleich letzten Fahrt des englischen Passagierdampfers "Titanic", die mit der Geschichte von New York City untrennbar verbunden ist, weil New York wie bei unzähligen anderen Atlantiküberquerungen der Zielhafen war.

Auch in diesem Blog habe ich der Titanic schon das eine oder andere Mal ein paar Zeilen gewidmet.
http://nygeschichte.blogspot.de/2006/10/der-unglckspier.html
http://nygeschichte.blogspot.de/2008/04/titanic-survivors.html
http://nygeschichte.blogspot.de/2012/02/karl-howell-behr.html




Auch die Bowery Boys haben dem Ereignis aktuell drei Beiträge gewidmet, einer befasst sich mit verschiedenen Überlebenden des Schiffsuntergangs, der andere mit einem Broadway Musical, das 1976 aufgeführt wurde und der dritte mit Pier 59.
http://theboweryboys.blogspot.de/2012/04/doctor-alice-saks-heiress-and.html
http://theboweryboys.blogspot.de/2012/04/sigourney-weaver-boards-off-broadway.html
http://theboweryboys.blogspot.de/2012/04/where-golf-balls-fly-pier-59-at-chelsea.html



Für diejenigen, die aber noch wesentlich tiefer in die Schnittmenge zwischen New York City und dem Titanic Untergang eintauchen möchten, kann ich folgenden Tipp geben: Bei Scouting NY gibt es aktuell eine zweiteilige Serie namens "The Titanic Guide to New York City", bei dem Scout mit der ihm eigenen Präzision die Stadt nach Spuren des Unglücks abgesucht hat und das mit einem großen Facettenreichtum. Da bleiben erst mal keine Fragen mehr offen:
http://www.scoutingny.com/?p=5227
http://www.scoutingny.com/?p=5259

Sonntag, April 01, 2012

The most beautiful suicide



Auf diesen Beitrag bin ich heute früh gestoßen, als ich Material zum Rebloggen bei tumblr gesucht habe. Natürlich ist das, was man hier zu sehen bekommen wird, moralisch anstößig. Wer also nicht erfahren möchte, warum die Aussichtsplattform des Empire State Buildings so einen massiven Zaun drumherum hat, der von einem Normalsterblichen nicht mehr ohne weiteres überwunden werden kann, der sollte an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören.

Bildmaterial gefunden bei tumblr und mit Unterstützung von Googlebildersuche
picture sources: tumblr and Google picture search
Inspiration:

Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1931 war die Aussichtsplattform des Empire State Buildings in den ersten 15-20 Jahren noch barrierefrei.






Bei dieser Aufnahme aus den 1950ern kann man dagegen jenen Zaun wiederkennen, mit dem sich auch alle diejenigen Besucher des Empire State Buildings konfrontiert sehen, die in der Gegenwart einen Besuch der Aussichtsplattform im 86. Stockwerk wagen.


Nicht ausschließlich schuld, aber auch nicht ganz unbeteiligt war diese junge Dame namens Evelyn McHale daran, dass der Zaun auf die Brüstung der Aussichtsplattform kam:


Seit der Fertigstellung 1931 sind 36 Menschen vom Empire State Building aus in den Tod gesprungen, darunter 17, die die Aussichtsplattform im 86. Stock als Ausgangspunkt gewählt haben. Evelyn McHales Freitod am 1. Mai 1947 war die Nummer 12 in der Gesamtliste und sie war eine von 5 Personen, die in einem Zeitraum von drei Wochen vom Observation Deck in den Tod gesprungen sind. Als Reaktion hierauf wurde der oben gezeigte und bis heute erhaltene 10 Fuß hohe Zaun errichtet und Wächter wurden ausgebildet, um mögliche Springer zu erkennen. Nachdem die Barriere errichtet worden war, sind die Springer auf andere Gebäudeteile ausgewichen, üblicherweise auf die Fenster der Büroräume. Der letzte Selbstmord wurde von einem 23jährigen Student der Universität Yale ausgeführt, dem es am 30. Mai 2010 gelungen war, den Zaun auf dem Observation Deck zu überwinden.



Der Fotograf Robert C. Wiles nahm dieses Bild Minuten nach dem Tod von Evelyn McHales auf, nachdem sie von der Aussichtsplattform gesprungen und auf einem Auto aufgeschlagen war. Während die tote Frau fast keine Verletzungen davon getragen zu haben scheint und eher wie jemand aussieht, der sich zum Schlafen auf das Autodach gelegt hat, verdeutlichen das eingedrückte Autodach und die zerstörten Scheiben, welche Kräfte beim Aufprall auf das Auto gewirkt haben.
http://www.codex99.com/photography/43.html

Evelyn Francis McHale wurde am 20. September 1923 in Berkeley, Kalifornien, geboren. Sie war das sechste von sieben Kindern aus der Verbindung zwischen Vincent und Helen McHale. Gegen 1930 zog die Familie nach Washington D.C. um, weil Vincent einen neuen Arbeitsplatz erhalten hatte, aber schon kurz danach verließ Helen die Familie aus unbekannten Gründen. Die Ehe wurde geschieden und Vincent erhielt das Sorgerecht für die Kinder. Später zog er mit der Familie weiter nach Tuckahoe, New York, wo Evelyn die High School besuchte.

Im Anschluss an die High School trat Evelyn McHale in den "Women's Army Corps" ein und war in Jefferson, Missouri, stationiert. Es wird berichtet, dass sie nach Ende des Dienstes ihre Uniform verbrannt haben soll. Evelyn zog nach Baldwin, New York, um dort mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin zusammenzuleben und als Buchhalterin in einem Beerdigungsunterhmen zu arbeiten. Dort verlobte sie sich mit Barry Rhodes, einem ehemaligen Soldaten, der am Lafayette College in Easton, Pennsylvania, studierte. Sie hatten die Absicht, im Haus von Barry's Bruder in Troy, New York, im Juni 1947 zu heiraten.

Am 30. April 1947 besuchte sie ihren Verlobten in Easton, vermutlich um seinen 24. Geburtstag zu feiern und nahm danach einen Zug zurück nach New York City am 01. Mai 1947 um 07:00 Uhr vormittags. Barry berichtete Reportern, dass "sie glücklich und normal wie jedes Mädchen vor einer Hochzeit war, als ich sie zum Abschied küsste.".

Natürlich werden wir nie erfahren, was während der 66minütigen Zugfahrt zurück nach Hause durch Evelyns Kopf ging. Aber nach ihrer Ankunft in New York ging sie zum Governor Clinton Hotel, wo sie einen Abschiedsbrief schrieb und kurz vor halb elf am Vormittag eine Karte für die Aussichtsplattform im 86. Stock des Empire State Buildings kaufte.



Auf der Postkarte oben sieht man links das Hotel Governor Clinton an der Ecke 7th Avenue / 31st Street, rechts die Pennsylvania Station, die ich in der nachfolgenden Karte mit C (Hotel) und P (Penn Station, heute Madison Square Garden) markiert habe. Das Empire State Building (ESB) liegt von diesem Ort nur etwa fünf bis zehn Minuten Fußweg entfernt.



Gegen zwanzig vor Elf am Morgen nahm der Polizist John Morrisey, der den Verkehr an der Ecke 34th Street / Fifth Avenue regelte, ein weißes Halstuch wahr, das von den oberen Stockwerken des Gebäudes herabschwebte. Nur Augenblicke später hörte er einen Knall und sah eine Menge, die sich an der 34th Street sammelte. Evelyn war gesprungen und landete auf dem Dach einer Cadillac Limousine der Vereinten Nationen, die an der 34th Street etwa 60 Meter westlich der Fifth Avenue geparkt war. Gegenüber nahm auch Robert C. Wiles, ein Student und Fotograf, den Tumult wahr und eilte zu dem Ort, wo er mehrere Fotos aufnahm, darunter jenes oben, das etwa vier Minuten nach Evelyns Tod entstand. Später auf der Aussichtsplattform fand Detective Frank Murray ihre Jacke, die zusammengefaltet über die Mauer der Aussichtsplattform hing, ein braunes Schminkköfferchen gefüllt mit Familienfotos und ein schwarzes Taschenbuch mit folgender Notiz:

"Ich möchte nicht, dass irgendjemand aus meiner Familie irgendeinen Teil von mir sieht. Können Sie bitte meine Leiche verbrennen lassen? Ich bitte Sie und meine Familie, nichts zu veranlassen, das mir oder der Erinnerung an mich dient. Mein Verlobter hat mich gebeten, ihn im Juni zu heiraten. Ich glaube nicht, dass ich eine gute Ehefrau für irgendwn sein würde. Es wird ihm viel besser ohne mich ergehen. Sagt meinem Vater, dass ich zu viele von den Neigungen meiner Mutter habe."


Ihre Leiche wurde von ihrer Schwester Helen Bronson identifiziert und ihren Wünschen entsprechend, wurde sie verbrannt und es gibt kein Grab. Dennoch hat Evelyn McHale einen gewissen Grad an Unsterblichkeit erhalten, nachdem Wiles Photographie im Life Magazine veröffentlicht worden war und durch Weiterverbreitung zu einem der photographischen Ikonen des 20. Jahrhunderts wurde. Es blieb die einzige Fotografie, die Wiles jemals veröffentlichte.

Der New Yorker Künstler Andy Warhol verwendete die Fotografie später in seinem Werk "Suicide (Fallen Body)", einem Teil der Reihe "Death and Desasters" (1962-1967).



Eine eingefärbte Version der Fotografie scheint wiederum eine Industrial Rock Band namens Machines of Loving Grace zu ihrem Albumcover inspiriert zu haben:



Hier habe ich neben dem oben abgebildeten Cover auch noch das Video eines Experimentalfilmers gefunden, der den Freitod von  Evelyn McHade verarbeitet hat, sowie zwei Songs, die durch die Geschichte inspiriert wurden:
http://thestreetlampdoesntcast.blogspot.de/2011/10/griff-says-evelyn-mchale-most-beautiful.html

Donnerstag, März 15, 2012

Brooklyn Bridge meets Floating Crane


Das historische New Yorker Bauwerk wurde vorgestern am späten Abend durch einen vorbeifahrenden Schwimmkran gekratzt, musste ich aus meiner online-Tageszeitung erfahren. Seht selbst:
http://www.rp-online.de/panorama/ausland/kran-reisst-unterseite-der-brooklyn-bridge-auf-1.2753768

Das die halbe Unterseite von Wellblechplatten verhüllt ist, hängt damit zusammen, dass bereits seit längerem Renovierungsarbeiten an der Brücke stattfinden. Bei unserem Aufenthalt in New York Ende September 2010 war die Brücke noch umfangreicher eingepackt, mit der Folge, dass die halbe Überfahrt über die Brücke ohne Sicht auf die Umgebung war.


Aber nun ein Blick auf das, was die Rheinische Post zum Ereignis schreibt:

Ein Schwimmkran passte nicht unter die New Yorker Brooklyn Bridge hindurch und riss bei der Passage am späten Dienstagabend (Ortszeit) die Unterseite der Brücke meterweit auf. Die bei Touristen beliebte und für den innerstädtischen Verkehr wichtige Brücke zwischen Manhattan und Brooklyn wurde etwa drei Stunden lang gesperrt.


Der Schaden betraf allerdings nur ein Baugerüst und Verkleidungen, die Struktur der Brücke selbst blieb intakt. Menschen wurden nicht verletzt. Die Barkasse mit dem Kran im Schlepp war stromabwärts unterwegs und nach dem Unfall einfach weitergefahren. "Ich habe gehört, wie das Teil die Brücke aufriss und wie Bruchstücke runterfielen und so", zitiert der Sender NY1 einen Teenager. Von der Feuerwehr hieß es, New York habe noch einmal Glück gehabt: "Wenn der Kran etwas höher gewesen wäre, wenn Flut gewesen wäre, dann wäre die Brücke richtig stark beschädigt worden. Aber so bekommen wir das wieder in den Griff." Die Barkasse konnte gestoppt werden.

Die Brooklyn Bridge gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen New Yorks und zumindest ihre Idee ist Made in Germany. Konzipiert hat sie John Augustus Roebling, der als Johann August Röbling 1806 in Preußen geboren worden war. Als er 1869 zu Beginn der Bauarbeiten starb, setzten sein Sohn und schließlich dessen Frau die Arbeiten fort. Tausende Touristen nutzen jeden Tag den Spaziergang über den East River von einer Seite New Yorks in die andere. Für die New Yorker ist sie eine wichtige Verkehrsader, deren Sperrung den Verkehr im Süddteil der Stadt erheblich bremst.

Hier noch ein paar Bilder von der Unglücksstelle: