Felix ist weg von der Flasche. Ja, so spät. Ja, in so jungen Jahren. ;-).
Nach einem sehr aufschlussreichen Gespräch mit der Sonderpädagogin im Kindergarten habe ich mir ihren Rat zu Herzen genommen und gleich in die Tat umgesetzt. Mit großem Erfolg und viel einfacher als ich es mir vorgestellt habe.
alte Gewohnheiten
Es war eines von vielen Gesprächen, das wir in regelmässigen Abständen führen, um auszutauschen, was sich im Kindergarten tut, wie es zu Hause läuft und was für Themen gerade anstehen. Irgendwie ergab sich während des Redens ein rundes Bild: nämlich dass Felix noch einige "Baby-Gewohnheiten" hat, die wirklich nicht mehr altersgemäß sind.
Da war zum einen das Abend- und Morgen-Fläschchen mit Milch, das er liebte und verlangte und mit sichtbar genoss. Allerdings war mir schon im Sommerurlaub und bei unseren Spitalsaufenthalten aufgefallen, dass es ihn nicht besonders störte, wenn wir es einmal nicht mit hatten oder das Milchpulver zu Hause vergessen wurde.
Komischerweise realisierte ich erst im Gespräch, dass ich schon viel früher darauf reagieren hätte können. Es war für mich offensichtlich auch eine angenehme Gewohnheit geworden, weil es zum Abend- und Morgenritual dazu gehörte und Felix beruhigte. Morgens etwa nach dem (immer sehr frühen) Aufwachen war er mit Trinken beschäftigt und wir konnten noch 20 Minuten weiterdösen.
Grundsätzlich hielt ich auch an der Gewohnheit bewusst fest, weil sie bequem war: ich konnte mir sicher sein, dass Felix genug trank und er wollte es und war glücklich damit. Das war es aber auch schon.
Mir wurde klar, dass ich nicht darauf warten konnte, bis Felix nicht mehr wollte. Ich musste das für ihn entscheiden.
durch Neues ersetzen
So beschloss ich, die Flaschen sofort wegzuräumen. Der Papa war auch gleich einverstanden, und sagte sogar eher so etwas wie: "na endlich!". Wichtige Entscheidungen werden mit Felix immer besprochen, so auch diese. Am Abend verlangte er natürlich trotzdem nach der Flasche und fragte noch einige Male nach, warum es keine mehr gibt, akzeptierte aber sofort den Ersatz: eine tolle Gute-Nacht-Geschichte. Am nächsten Abend verlangte er gleich nach der Geschichte. Dass es so einfach werden würde, daran habe ich im Traum nicht gedacht. Alles was passierte war, dass Felix ganz harmlos neutral danach fragte und voll akzeptierte, dass es nun keine Flasche mehr gab. Ich muss zwar ein bisschen mehr darauf achten, dass er genügend trinkt, aber auch das hat sich inzwischen wieder eingespielt.
Herausforderung Glas
Jetzt sind seit etwa 3 Wochen die Babygläschen dran. Felix hat sich im Laufe der Kindergartenzeit weg vom pürierten Selbstgekochten wieder hin zu Gläschenkost "entwickelt". Gegen Ende waren es fast ausschliesslich Gläschen (bis zu 7 Stück am Tag). Er fing zwar an, auch andere "feste" Kost (Würstel, Wurst, Bananen, Suppe,...) zu probieren, aber davon konnte man ihn noch nicht ernähren. Ich hatte das Gefühl nur noch Gläschen heim zu schleppen, abgesehen davon, dass das auch ziemlich ins Geld geht. Bis ich es endgültig satt hatte.
Auch die Gläschen-weg-Entscheidung habe ich mit Felix und dem Kindergarten besprochen und wir setzen es gemeinsam sehr konsequent um. Zwar machen wir es nicht von heute auf morgen sondern lassen es langsam ausschleifen, aber so kommen wir auf etwa nur mehr 2-5 Gläschen in der Woche.
Kindergarten hilft mit
Felix machte seit Anfang des Jahres im Kindergarten riesige Fortschritte, was das Essen betrifft und das eignetlich genau in der Zeit, in der ich mir den Kopf zermartert habe, wie das mit der Umstellung gelingen soll. Das hilft natürlich enorm. Im Kindergarten wird ihm einfach jedes Essen, von dem sie denken, dass er es akzeptieren würde, angeboten. Lehnt er es ab, ist es o.k. Isst er es, ist es auch o.k. Ganz ohne Druck, einfach ein Angebot. Gibt es etwas, wo man von vornheirein sagen kann, dass er es nicht essen wird (z.Bsp. Palatschinken), dann bekommt er ein Gläschen.
Es ist genau so, wie Felix es braucht und wie wir es auch zu Hause machen. Sanft, aber mit Konzept und Konsequenz.
Einbindung verhilft zur Akzeptanz
Ich kaufe mit Felix zusammen ein, er entscheidet, was wir nehmen und am Nachmittag kochen wir zusammen. Er darf schneiden und mithelfen. Fast jedes Lebensmittel, das er schneidet, kostet er auch. Und wenn er es nur ableckt. Das sind so grosse Schritte nach vorne und war vor einem halben Jahr noch undenkbar.
Logopädie
Nach langer Pause, unter anderem wegen der vielen Krankheiten und nach einem Wechsel der Logopädin, arbeiten wir auch auf dieser Ebene weiter am Essensthema. Wir hatten jetzt drei Termine und sind auf einem guten Weg gemeinsam weitere Pläne zu erarbeiten, Felix zu einem "normalen" Essverhalten zu verhelfen. Ich werde berichten.