Ich hab Kritik kassiert, und zwar für meinen letzten Post- sowohl wegen des Suchens an sich, als auch wegen des Inhalts.
Nun.
Da es sich um ein komplexes Thema handelt, muss ich es ein bisschen klein hacken, um besser dran rumnagen zu können.
Die Suche an sich ist da schon ein Ding, an dem sich so manches aufhängt. Paula zum Beispiel hat geschrieben, dass wer suche, nicht finden werde- und da bin ich anderer Meinung.
Sicher, es ist möglich, dass man zufällig jemandem über den Weg läuft, und ihn/sie findet. Früher war das so, und mit früher meine ich nicht nur knackigere Zeiten, attraktivere Zeiten- sondern zunächst mal Zeiten, in denen man mehr Freizeit hatte. In denen man nicht von morgens um halb acht bis abends um halb sechs in einem schlecht beleuchteten Büro saß – um ab acht Uhr auf der Couch wegzudämmern. Lather, rinse, repeat- am nächsten Tag geht’s von vorn los.
An den Wochenenden – ach, die Wochenenden, die waren schon mal Thema. Und was da Spannendes und Aufregendes los ist, braucht keinen zweiten Aufguss. Wichtiger noch: Es geht allen so.
Die freie Wildbahn ist demnach ziemlich wildleer. Weil kaum noch wer draußen spielen kommt, vor allem nicht die Altersklasse, die so gefragt ist von den Jahrgängen Vierzigplus.
Millionen von Singles sitzen in ihren einsamen kleinen Singles-Nestern und es tut sich nichts an der Veränderungsfront.
Jedes noch so große Ausmaß an Hoffnung ist da vergebens, denn: Um gefunden zu werden, muss ich gesucht worden sein- und umgekehrt.
Aktivität ist dabei unverzichtbar, glaube ich.
Finden anstelle des Suchens ist eine schöne Formulierung, wirklich- es schmeckt für alte Neurotiker/innen nur ungefähr so, wie der Tipp, einfach nicht aufs Essen zu achten, Diät würde sich dann von selbst ergeben. Weit gefehlt. Was sich findet, sind Vorräte der kalorienhaltigen Art, und das Bedürfnis nach größeren Jeans.
Mir gefällt jedoch an dem Ansatz, dass er das Problem auf einen Randplatz verdrängt. Es ist der Suche (oder der Chance, zu finden) nämlich sicher abträglich, zu verkrampfen und die Partnerlosigkeit bzw. -Suche zum zentralen Anliegen zu machen. Das würde bedeuten, sich selbst abzuwerten, was ein sicherer Fahrschein in unruhige Gewässer ist.
Und natürlich gehört dazu, dass man ein Leben hat, neben der Partnersuche.
Wenn also Suche, dann wo?
Die Möglichkeit, sich jemanden an seinem Arbeitsplatz zu suchen, ist trotz der statistisch ausgezeichneten Aussichten doch stark davon abhängig, welche Art Arbeitsplatz man hat. Und selbst wenn da ausreichend Auswahl vorhanden ist: Meine Befürchtung ist, dass so was zu Problemen führt, eben an dem Arbeitsplatz. Denn da hat man einen Ruf zu verlieren- wenn’s schief geht. Unter Umständen verbaut man sich Karrieremöglichkeiten, weil bestimmte Posten wegen einer Beziehung mit eine/r/m Vorgesetzten ausgeschlossen sind.
Für mich kommt das Büro nicht in Frage.
Was dann?
Naturgemäß sucht sich der Tiger sein Gnu am Wasserloch- da, wo auch eine nennenswerte Wahrscheinlichkeit besteht, nicht nur ein paar Zebras zum Quatschen zu treffen, sondern wo man auch über Stachelschweine lästern und aus einiger Entfernung die Antilopen bewundern kann.
Beziehungsbörsen scheinen die Wasserlöcher des 21. Jahrhunderts zu sein.
Das scheint alles merkwürdig, das schmeckt immer noch nach dem Verzweiflungsaroma der Anzeigen, die sich so amüsant lesen, wenn man jung und attraktiv ist: „Arme Witwe, frauliche Figur, zieht bei Gefallen sofort zum Mann“. Oder so. Ganz zu schweigen von all den stattlichen Erscheinungen, den finanziell Unabhängigen, den Nicht-Disco-Typen.
Im Unterschied zu Anzeigen in Zeitungen bieten die Möglichkeiten des Web 2.0 jedoch ein paar interessante zusätzliche Features. Mehr Platz, mehr Fotos, mehr Möglichkeiten sich zu präsentieren- und auch zu blamieren. Direkterer Kontakt via E-Mail und Chat, überregionale Reichweite, wenn man das will- und, last but not least: Jede(r), der dort registriert ist, weiß, dass der Andere ebenfalls sucht. Ob er/sie das auch ehrlich tut, weiß man natürlich nicht. Aber wenn der/die Auserwählte regelmäßig online geht, ist die Chance, dass er/sie ebenfalls noch auf der Suche ist, ganz gut. Natürlich ist Papier, respektive Webspace, mehr als geduldig, und ob das immer alles so stimmt, weiß man nicht- aber so ist das Leben...
Klar kann der Axtmörder von Lüchtinghausen hinter dem Nick "Blümchen59" lauern, das weiß man nie- und der Typ, der schreibt, er will eine Frau, mit der er alt werden kann, sucht vielleicht nur ein ONS. Wenn man den Äußerungen der Männer in ihren Profilen Glauben schenkt, dann gibts genauso viele Frauen, die nur den kurzen Kick suchen... Wie gesagt, ich denke, dass das wirkliche Leben die gleiche Art Überraschungen bieten kann- und wird. Das hängt zum nicht geringen Teil auch von einem selbst ab.
Ich habe also mein Profil reaktiviert, und schau mich auf dieser Plattform derzeit ein bisschen um. Ich begebe mich sozusagen in ein Setting, in dem ich die Chance habe, auch wen zu entdecken. Oder? Eine Suche mit den eingestellten Features meines Profils ergibt in der Regel eine Auswahl von 1000 Profilen. So viele verschiedene Menschen treffe ich im wirklichen Leben in einem ganzen Jahr nicht.
Ungeschickt formulierte, schlecht bebilderte und von Selbsteinschätzungsproblemen geschüttelte Profile wie im letzten Post angeführt gibt es- und ich halte es immer noch für legitim, das zu bemerken. Und meine Spottlust ist ungebremst. Jede(r), der/die sich dort präsentiert, ist sich klar drüber, dass viele Andere das eigene Profil lesen, und muss damit rechnen, dass er oder sie nicht gut ankommt. Manches ist kontraproduktiv, wie nicht erkennbare Gesichter auf Fotos- die Arbeit des Hochladens braucht man sich dann gar nicht zu machen.
Auch mein eigenes Profil schaue ich mir die Tage noch mal an, vor allem in Bezug auf besagte Selbsteinschätzung. Da kann man hoch- oder tiefstapeln, und das gilt es zu vermeiden. Deshalb wird mir eine Freundin dabei behilflich sein.
Wenn mir das alles zuviel wird, melde ich mich ab, und basta. Oder gehe einfach eine Weile nicht online- hat den Vorteil, dass man ans Ende der Vorschläge rutscht und nicht mehr bemerkt wird. Das ist das Cyber-Äquivalent der niedergeschlagenen Augen.
Seit meinen ersten Erfahrungen auf dem Gebiet der Beziehungsplattformen hab ich ein bisschen was dazu gelernt. Die richtige Seite aussuchen ist nicht unwichtig, nicht zu lange zu mailen, sondern recht schnell zu telefonieren und sich zu treffen (Mails können sehr irreführend sein), nichts persönlich zu nehmen und vor allem etwas Geduld zu haben.
In diesem Sinne.
Lily
Dienstag, 9. Dezember 2008
21rst Century Tiger
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10 Kommentare:
Hallo Lily,
Du hast so was von absolut Recht! Denn genau so ist es. Leider ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man viele Frösche küssen muss, bis man einen richtigen Prinzen findet - aber die verstecken sich da auch irgendwo!
Wenn man also wie Du mit realistischen Erwartungen an die Sache rangeht, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass es auch klappt.
Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen und hoffe, dass Du bis dahin weiterhin viel Spaß haben wirst bei der Durchsicht der Profile..*g*
Na, da stimme ich Dir natürlich zu, zuhause sitzen und abwarten, würde ich natürlich auch nicht, wenn ich Single wäre. Dem Zufall muss schon etwas größere Wahrscheinlichkeit eingeräumt werden.
Ich glaube, ich würde öffentliche Symposien, Kongresse und Tagungen besuchen zu bestimmten Themen, die von allen Berufs- und Interessengruppen veranstaltet werden. Da gibt's nette "Get Togethers" und "Gesellschaftsabende", wo sicher nicht nur Ehemänner herumlaufen.
Meine neue Single-Kollegin empfiehlt wärmstens Sportvereine (keine Fitnesstempel!)für gemischte Sportarten für entspanntes Kennenlernen ohne allzu großen Erfolgsdruck.
Drücke die Daumen, dass Du von "Mr Right" gefunden wirst.
Seid mir bitte nicht böse, aber ich finds etwas seltsam, gute Tipps von Menschen zu bekommen, die in langjährigen Beziehungen stecken. Die Zeit hat sich nun mal geändert und damals war es vermutlich anders...heute auch!
Und mir ist der Unterschied zwischen "geh auf eine Tagung" (die dich vermutlich noch nicht mals interessiert) oder guck im Internet ob du jemanden mit gleichen Interessen triffst noch nicht so klar. Ist suchen nicht gleich suchen? Ist das eine suchen besser und das andere schlechter??? Versteh ich wie gesagt nicht! Ich gebe zu, es ist nicht jedermans Sache, im Internet nach nem Partner zu suchen aber ich finde es anmaßend, wenn (gerade langjährige Beziehungstypen) meinen das be- und verurteilen zu können. Soll doch bitte jeder machen wie er meint!
Der eine wird so aktiv, der andere eben anders aber glaubt mir: aktiv werden muss man! Ich halte von dem Spruch "wer sucht der findet nix" gar nix! Hab das sehr lange so gehandhabt und die mich kennen wissen: nix ist passiert! Und glaubt mir: ich war viel unterwegs, daran lags nicht.Ein paar kuriose Vögel sind durch mein Leben geflattert und das wars! Meinen jetzigen Partner hab ich -oh wie verwerflich- durch eine Singlebörse kennen gelernt und ich hab mich noch nie so wohl und verliebt gefühlt wie jetzt!
Und Singlebörsen hin oder her: wenn man sich im richtigen Leben nicht ausstehen kann, wird das sowieso nix! Das ist ein erstes Kennenlernen und keine Garantie für den Start einer Beziehung. Es ist heute einfach schwierig, jemanden kennen zu lernen und warum denn nicht da? Ob ich jetzt auf ner Tagung mit suchend hungrigem Blick rumstehe nach dem Motto "wo ist der nächste bindungswillige Mann" oder mal im Internet schaue, ob mir einer gefällt, ich seh da keinen Unterschied...es ist ein erster Kontaktpunkt, nicht mehr, nicht weniger!
Und mit Verlaub gesagt @Paula den Kommentar deines Mannes auf die Frage, was er von "suchenden Frauen" hält versteh ich nicht...bisschen eingeschränkter Blickwinkel vielleicht??? Das hört sich so an, als ob alle Frauen, die im Internet unterwegs sind um einen Mann zu finden gefrustete, einsame Tussen sind (und ich nehme mich und Lily da aber sowas von raus und auch die vielen anderen, die ich kenne und dort unterwegs sind), die nix mit ihrem Leben anzufangen wissen außer wie sie einen Mann beglücken können und damit natürlich auf die Nase fallen, weil alle Männer im Internet ja nur triebgesteuert nen schnellen **** suchen. Da sträubt sich mir das Nackenhaar! Sowas gibts bestimmt, aber glaubt mir: das ist mit Sicherheit nicht der überwiegende Teil! Ich denke, das kann man aber nur beurteilen, wenn man sich mal richtig mit der Marterie auseinandergesetzt hat und nicht einfach mal eben "seinen Schatz fragt" welche Meinung er denn dazu hat und diese übernimmt...
Tja, also mir hat das Schicksal auch keinen Mann vor die Haustüre geworfen und mir gesagt: Guck mal, das ist ein Mann, mit dem du alt werden kannst!
Von daher halte ich es mit Frau Vivaldi: küsse alle* Frösche auf deinem Weg und vielleicht ist ein Frosch dabei, bei dem man gern die Fröschin sein mag. ;)
*(o.k. - vielleicht nicht alle! ;)
@Kate: Cool it Baby, da hast Du aber etwas in den falschen Hals bekommen!
"Ist suchen nicht gleich suchen? Ist das eine suchen besser und das andere schlechter???"
Darum geht's mir gar nicht, ich komme aus einer Generation,die damals sagte "wer zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment" keine moralischen Grenzen, im Gegenteil, die habe ich schon in den Siebzigern über den Haufen geworfen.
Suchen ist gleich suchen, egal ob life oder im Internet, und das eine ist nicht "besser" als das andere. Es geht mir darum, dass es ums Finden geht, was besser funktioniert oder zum Scheitern verurteilt ist und warum, und erlaube mir eine Meinung dazu, auch wenn ich momentan nicht Single bin. Wenn's funktioniert, wie bei Dir, wunderbar, herzlichen Glückwunsch!
Und was meinen Schatz angeht, den habe ich befragt, um mal eine Meinung aus Männersicht zu bekommen, das Thema und meinen Standpunkt dazu hatte ich vorher schon. Er provoziert gern, er meint, dass sich natürlich findet, wer ähnliche Interessen hat und glaubt nur an glückliche und dauerhafte Partnerschaften von Leuten, die auch allein mit sich glücklich sein können.
Und mit "hungrigem Blick" würde ich schon gar nicht auf ne Tagung gehen, lieber vorher satt essen, es mir selbst besorgen und mal gucken was oder wer mich interessieren könnte.
@Paula: oh glaub mir, ich bin cool, wenn ich mich aufgeregt hätte, würde der Kommentar anders klingen. Es kam nun mal etwas "von oben herab" rüber und da hab ich ein Problem mit, wenn man gar nicht wirklich weiß, wovon man spricht. Ich gestehe jedem seine eigene Meinung zu, deshalb vertrete ich meine ja auch.
Und ich versteh immer noch nicht, was die Einstellung "man muss erst mit sich selber klar kommen" mit dem Thema "nen Partner finden" zu tun hat. Ich komm prima mit mir klar, Lily auch mit sich und trotzdem guckt man...nun gut, wir haben da einfach unterschiedliche Ansätze was das Thema betrifft.
nur damit keine Missverständnisse aufkommen
@ Lily: also die "Kritik", auf die Du anspielst, kann nicht von mir kommen, mein Posting zum Thema Suche im Internet vom 24.11. wurde angeregt durch den Blog von "Mrsright".
@ Kate
Zugegeben, meine Single-Zeit liegt schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück, meine Haltung war aber auch damals schon so. "Du bist der geborene Single" sagt mein Schatz immer zu mir, wenn wir uns fragen, warum wir es so lange miteinander ausgehalten haben, vielleicht gerade deshalb.
@Paula: Nein, die Kritik kam nicht von dir.
Die hab ich per Mail bekommen.
Der Tenor der Kritik war -nicht nur, aber auch- dass das Suchen per Portal dem Finden abträglich sei.
Dass der Finden-Ansatz (anstelle eines Suchen-Ansatzes) dem Thema angemessener sei.
Wie das konkret aussehen sollte, ist nicht besprochen worden. Also ist der Nützlichkeitsindex eher im Bereich semantischer Unterschiede, ziemlich weit unten, anzusiedeln.
Zusammenfassend möchte ich noch mal festhalten, dass a) jeder suchen und finden möge, wie es ihm beliebe, b) das auch von jedermann respektiert werden sollte, weil niemandem, egal, wie "qualifiziert-durch-Single-Zeit" oder wie lang aus dem "Geschäft" der Partnersuche ausgeschieden, ein Urteil darüber zusteht was wer auf dem Sektor unternimmt oder nicht unternimmt.
Was anderes sind gute Tipps in Bezug auf Sicherheit oder Erhöhung der eigenen Chancen. Das sollte man schon versuchen, anzubringen.
LG
Lily
Wunderbar, dann ist ja alles klar, das könnte ich jetzt so unterschreiben.
;-)Paula
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