Wenn diefahrradfrau nicht radeln kann, weil draußen schon wieder alles weiß ist, dann kommt sie manchmal auf bekloppte Ideen. Und heute hat sie doch tatsächlich einen Brief geschrieben:
Mein lieber Herr Frühling,
leider haben Sie sich im letzten Jahr wieder einmal verabschiedet, ohne mir Ihre Handynummer dazulassen. Wie gern würd ich Sie jetzt direkt anrufen, um wenigstens kurz Ihre Stimme zu hören und Ihnen zu sagen, wie sehr ich Sie vermisse! Nun, ich werde versuchen, meine Gefühle in diesem Brief in die passenden Worte zu fassen...
Wie jedes Jahr kann ich Ihre Ankunft kaum erwarten. Von Tag zu Tag steigt die Vorfreude auf unser Wiedersehen und die Erinnerungen an unser letztes Zusammensein machen die Ungeduld beinahe unerträglich. Spätestens seit Sie uns im Januar ein paar Kostproben in Gestalt blühender Haselbüsche und glitzernder Sonnenstrahlen geschickt haben, wünsche ich Ihren Kollegen Herrn Winter dorthin, wo er hergekommen ist. Aber zu meinem großen Kummer hält er uns in diesem Jahr unbarmherzig in seinem Kälte-Würgegriff
Umso mehr hat es mich gefreut, als ich vor ein paar Wochen Ihre diesjährige Spring-Nooz-Box in Empfang nehmen durfte. Die enthaltenen Produkte kannte ich ja alle schon, aber dennoch war es etwas ganz Besonderes, so früh im Jahreslauf Ihre zartwärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut fühlen zu dürfen, während ringsum neues Leben zu erwachen begann: zwischen liegengebliebenem Herbstlaub aufkeimende Schneeglöckchen, im unerwarteten Sonnenlicht weißer als weiß reflektierende Birkenstämme und über allem ein mit lautem Hurra-Gezwitscher vorbeiziehender Vogelschwarm
- selbst mein Fahrrad schien dem plötzlichen Zauber zu erliegen und blinkte mir mit seinen Chromteilen einladend zu.
Aber noch bevor ich die Chance nutzen und Ihnen wenigstens ein kleines Stückchen entgegenradeln konnte, nahm auch diese unverhoffte Glückseeligkeit ein jähes Ende, denn Herr Winter reagierte mit kaum zu übertreffendem Ärger und lässt seither erst Recht nicht nach in seinem Bemühen, uns mit Schnee und Frost kalt zu stellen...
Liebster Herr Frühling, mein Herz ruft nach Ihnen! Es verlangt nach der Wärme, die Sie immer so großzügig in unsere Seelen streuen. Es verzehrt sich nach der Leichtigkeit, die stets mit Ihrer Ankunft einhergeht und die jeden Verdruss der langen Monate mit dem unbarmherzigen Herrn Winter vergessen lässt.
Zugegeben, offiziell beginnt Ihr Aufenthalt erst in ein paar Wochen so hat es zumindest Ihr Vorgesetzter Herr Kalender bekannt gegeben. Aber hatten Sie nicht angedeutet, dass Ihre Arbeitszeiten sich flexibel gestalten lassen und Sie dadurch ein früheres Eintreffen ermöglichen könnten? Hier ist jedenfalls alles bereit für Ihre Ankunft, die nicht nur ich sehnsüchtiger denn je erwarte: Auch mein Fahrrad lehnt überaus ungeduldig an der Hauswand und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich wieder täglich von mir ausgeführt zu werden, neue Wege zu entdecken und zu erfahren, was Leben bedeutet
Unzählige weitere Fahrräder stehen frisch geputzt bereit, um Ihnen einen würdigen Empfang zu gestalten!
Ich bitte Sie daher inständig: Machen Sie dem Warten ein Ende! Schicken Sie Herrn Winter und sein lähmendes Grau-in-Grau in den Jahresurlaub und erfreuen uns mit frischem Grün, zarten Knospen und lieblichem Vogelgesang. In der Hoffnung, dass meine Bitten Sie berührt haben und Sie sich vielleicht doch langsam auf den Weg machen werden, kann ich Ihnen bereits jetzt meine tiefste Dankbarkeit versichern.
In freudiger Erwartung
Eijeijei, da hab ich mir ja was zusammengeschrieben! Egal, musste mal sein... Jetzt noch ein paar Bildchen der letzten Wochen dazu:
...und dann sagt ihr mir bitte, ob ich diesen Brief abschicken soll - oder besser doch nicht...
;)
Bis bald!
diefahrradfrau