„Kirlianfotografie“ – Versionsunterschied

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Die '''Kirlian-''' oder '''Koronaentladungsfotografie''' (auch '''Hochfrequente Hochspannungsfotografie''') ist ein [[Fotografie|fotografisches]] Verfahren zur [[Visualisierung]] von Glimm- oder [[Koronaentladung]]en. Das Verfahren wurde von dem sowjetischen Ehepaar [[Semjon Dawidowitsch Kirlian|Semjon Kirlian]] und [[Walentina Chrissanowna Kirliana|Walentina Kirliana]] ab 1937 entwickelt.
Die '''Kirlian-''' oder '''Koronaentladungsfotografie''' (auch '''Hochfrequente Hochspannungsfotografie''') ist ein [[Fotografie|fotografisches]] Verfahren zur [[Visualisierung]] von Glimm- oder [[Koronaentladung]]en. Das Verfahren wurde ab 1937 von dem sowjetisch-armenischen Ehepaar [[Semjon Dawidowitsch Kirlian|Semjon Kirlian]] und [[Walentina Chrissanowna Kirliana|Walentina Kirliana]] entwickelt.


Technisch angewendet werden die zugrundeliegenden Effekte bei [[Koronakamera]]s, welche beispielsweise bei [[Hochspannungsleitung]]en Korona-Entladungen optisch sichtbar machen können. Weitere Anwendungsgebiete der Kirlianfotografie sind [[Kunst]] und [[Werbung]].
Technisch angewendet werden die zugrundeliegenden Effekte bei [[Koronakamera]]s, welche beispielsweise bei [[Hochspannungsleitung]]en Korona-Entladungen optisch sichtbar machen können. Weitere Anwendungsgebiete der Kirlianfotografie sind [[Kunst]] und [[Werbung]].


== Geschichte und Entwicklung ==
== Geschichte und Entwicklung ==
Der sowjetische Elektrotechnik-Ingenieur Semjon Davidowitsch Kirlian entdeckte 1937 diese Art der Fotografie durch Zufall, als er einen medizinischen Apparat reparieren sollte, und ließ das Verfahren 1949 mehrmals patentieren. Später forschte er weiter mit seiner Ehefrau Walentina Kirliana und dem Arzt [[Ruben Stepanow]] an der Kirlianfotografie.
Der sowjetische Elektrotechnik-Ingenieur Semjon Davidowitsch Kirlian entdeckte 1937 diese Art der Fotografie durch Zufall, als er einen medizinischen Apparat reparieren sollte, und ließ das Verfahren 1949 mehrfach patentieren.<ref>{{Patent| Land=SU| V-Nr=106401| Code=A1| Typ=Patentanmeldung| Titel=Способ получения фотографических снимков различного рода объектов| A-Datum=1949-09-05| V-Datum=1956-11-30| Erfinder=S. D. Kirlian}}</ref> Später forschte er weiter mit seiner Ehefrau Walentina Kirliana und dem Arzt [[Ruben Stepanow]] an der Kirlianfotografie.

[[Datei:A Kirlian Photography, male 1989.jpg|150px|mini|Kirlian-Fotografie eines Daumens]]
[[Datei:A Kirlian Photography, female 1989.jpg|150px|mini|Kirlian-Fotografie eines Daumens]]


== Funktionsweise ==
== Funktionsweise ==
Als Folge der [[Elektrische Feldstärke|elektrischen Feldstärke]] kommt es in Gasen, wie auch der Luft, zu einer [[Ionisierung]] und daher zu einer [[Gasentladung]]. Dabei darf die elektrische Feldstärke nicht zu hoch sein, um die sogenannte [[Koronaentladung]] bzw. [[Glimmentladung]] zu ermöglichen. Diese zählen zu den schwächsten elektrischen Entladungen und sind, wie fast alle Gasentladungen, mit Lichterscheinungen unterschiedlicher Stärke verbunden, die durch fotografische Verfahren abgebildet werden können. Technisch verwendet werden die durch schwache elektrische Entladungen hervorgerufenen Lichterscheinungen beispielsweise in [[Glimmlampe]]n und [[Plasmalampe]]n.
Als Folge der [[Elektrische Feldstärke|elektrischen Feldstärke]] kommt es in Gasen, zum Beispiel der Luft, zu einer [[Ionisierung]] und daher zu einer [[Gasentladung]]. Dabei darf die elektrische Feldstärke nicht zu hoch sein, um die sogenannte [[Koronaentladung]] beziehungsweise [[Glimmentladung]] zu ermöglichen. Diese zählen zu den schwächsten elektrischen Entladungen und sind, wie fast alle Gasentladungen, mit Lichterscheinungen unterschiedlicher Stärke verbunden, die durch fotografische Verfahren abgebildet werden können. Technisch verwendet werden die durch schwache elektrische Entladungen hervorgerufenen Lichterscheinungen beispielsweise in [[Glimmlampe]]n und [[Plasmalampe]]n.


Bei Koronaentladungen können die damit verbundenen Lichterscheinungen auch so schwach sein, dass sie nur unter bestimmten Bedingungen wie in abgedunkelten Räumen bzw. nur mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln wie Koronakameras optisch festgestellt werden können.
Bei Koronaentladungen können die damit verbundenen Lichterscheinungen so schwach sein, dass sie nur unter bestimmten Bedingungen wie abgedunkelten Räumen beziehungsweise nur mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln wie Koronakameras optisch festgestellt werden können.


Elektrische Entladungen sind nicht an bestimmte Formen oder Materialien der Objekte gebunden und können von allen [[Elektrische Leitfähigkeit|elektrisch leitfähigen]] Materialien wie Metallen, aber auch von lebenden Organismen wie Tieren und Pflanzen ausgehen. Bei ebenen, elektrisch leitfähigen Oberflächen treten fast homogene elektrische Feldstärken und eine über die Fläche fast gleichmäßige Entladung auf. Allerdings sind auch in diesen Fällen durch geringe Unebenheiten in der nur scheinbar ebenen Oberfläche unterschiedliche optisch erkennbare Entladungsmuster vorhanden. Bei Kanten oder Spitzen treten wegen des Randeffektes höhere elektrische Feldstärken auf mit der Folge, dass an jenen Punkten bzw. Bereichen bevorzugt die elektrischen Entladungen einsetzen.
Elektrische Entladungen sind nicht an bestimmte Formen oder Materialien der Objekte gebunden und können von allen [[Elektrische Leitfähigkeit|elektrisch leitfähigen]] Materialien wie Metallen, aber auch von lebenden Organismen wie Tieren und Pflanzen ausgehen. Bei ebenen, elektrisch leitfähigen Oberflächen treten fast homogene elektrische Feldstärken und eine über die Fläche fast gleichmäßige Entladung auf. Allerdings sind auch in diesen Fällen durch geringe Unebenheiten in der nur scheinbar ebenen Oberfläche unterschiedliche Entladungsmuster optisch erkennbar. Bei Kanten oder Spitzen treten wegen des Randeffektes höhere elektrische Feldstärken auf mit der Folge, dass an jenen Punkten beziehungsweise Bereichen die elektrischen Entladungen bevorzugt einsetzen.


Die Leuchterscheinungen, die auf der Fotografie von der [[Elektrode]] wie z.&nbsp;B. einem Finger ausgehen, sind in diesem Sinne keine »geheimnisvollen Strahlen«, sondern selbstleuchtende Entladungskanäle infolge einer Gasentladung. Die Entladung wird beeinflusst durch Form der Elektroden, Verteilung der elektrischen Leitfähigkeit, Feuchtigkeit im Gas, Verdampfung und andere physikalische Faktoren; auch spielt die Beschaffenheit der Oberfläche eine Rolle.
Die Leuchterscheinungen, die auf der Fotografie von der [[Elektrode]], wie zum Beispiel einem Finger, ausgehen, sind in diesem Sinne keine „geheimnisvollen Strahlen“, sondern selbstleuchtende Entladungskanäle infolge einer Gasentladung. Die Entladung wird beeinflusst durch die Form der Elektroden, Verteilung der elektrischen Leitfähigkeit, Feuchtigkeit im Gas, Verdampfung und andere physikalische Faktoren; auch spielt die Beschaffenheit der Oberfläche eine Rolle.


== Ablauf ==
== Ablauf ==
In einen abgedunkelten Raum wird eine Metallplatte gelegt. Auf dieser wird ein [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolator]], z.&nbsp;B. eine dünne Keramikplatte, befestigt. Auf der Isolationsplatte wird nun der zu belichtende Film angebracht, mit der fotoempfindlichen Seite nach oben. Auf den Film kommt das zu fotografierende Objekt, z.&nbsp;B. ein Blatt oder auch ein Mensch. Wichtig dabei ist, dass das Objekt ein elektrischer Leiter sein muss. An die Metallplatte wird anschließend eine [[Hochspannung]] von etwa 20&nbsp;[[Volt (Einheit)|kV]] angelegt, die beispielsweise aus einem [[Tesla-Transformator]] gewonnen wird. Je nach benötigter [[Belichtung (Fotografie)|Belichtungsdauer]] wird die elektrische Spannung für einige Bruchteile von Sekunden (ca. 100 μs) eingeschaltet. Es entsteht rund um das Objekt eine [[Koronaentladung]].
In einen abgedunkelten Raum wird eine Metallplatte gelegt. Auf dieser wird ein [[Isolator (Elektrotechnik)|Isolator]], zum Beispiel eine dünne Keramikplatte, befestigt. Auf der Isolationsplatte wird nun der zu belichtende Film angebracht, mit der fotoempfindlichen Seite nach oben. Auf den Film kommt das zu fotografierende Objekt, zum Beispiel ein Blatt oder auch ein Mensch.<ref name=":0">Einar Göhring: [http://www.aerzteblatt.de/pdf/95/27/a1743.pdf ''Kirlian-Fotografie: Filigrane Kristalle, mit Licht gemalt.''] In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' 95, Heft 27, 3.&nbsp;Juli 1998, S.&nbsp;A-1743.</ref> Wichtig dabei ist, dass das Objekt ein elektrischer Leiter ist. An die Metallplatte wird anschließend eine [[Hochspannung]] von etwa 20.000&nbsp;[[Volt (Einheit)|Volt]] angelegt, die beispielsweise aus einem [[Tesla-Transformator]] gewonnen wird. Je nach benötigter [[Belichtung (Fotografie)|Belichtungsdauer]] wird die elektrische Spannung für einige Bruchteile von Sekunden (etwa 100&nbsp;μs) eingeschaltet. Es entsteht rund um das Objekt eine [[Koronaentladung]].


Da bei Koronaentladungen nur geringe [[Elektrischer Strom|elektrische Ströme]] fließen, sind diese Entladungen im Regelfall ungefährlich.
Da bei Koronaentladungen nur geringe [[Elektrischer Strom|elektrische Ströme]] fließen, sind diese Entladungen im Regelfall ungefährlich.


== Alternativmedizinische Anwendung ==
== Alternativmedizinische Anwendung ==
In einem [[Alternativmedizin|alternativmedizinischen]] Ansatz sollen mit der Kirlianfotografie angebliche Rückschlüsse auf die [[elektrische Leitfähigkeit]] der Körperoberfläche gezogen werden, um zu beurteilen, ob so genannte Leitbahnen (in etwa [[Meridian (TCM)|Meridiane]] im Sinne der [[Traditionelle chinesische Medizin|traditionellen chinesischen Medizin]]) „blockiert“ seien. Dazu werden vorwiegend Hände und Füße abgebildet,<ref>Krista Federspiel: [http://www.focus.de/gesundheit/news/mystische-verfahren-gefahrenquellen_aid_144668.html ''Mystische Verfahren: Gefahrenquellen.''] In: ''Focus Magazin.'' 17.&nbsp;Januar 1994, online auf focus.de, abgerufen am 12.&nbsp;Januar 2017.</ref> weil die Meridiane nach der [[Akupunktur]]lehre an Fingerkuppen und Zehen beginnen und enden sollen. Durch den Vergleich der Kirlianfotografien von Menschen mit bekannten Krankheiten mit solchen von Menschen, bei denen keine Krankheit bekannt war, wird dann nach krankheitstypischen Abweichungen gesucht, und manche [[Heilpraktiker]] glauben, dies [[Diagnose|diagnostisch]] nutzen zu können.<ref>Helmut Hildebrandt: ''Pschyrembel. Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren.'' 2. Auflage. de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016609-7.</ref> In der Medizin werden [[Reproduzierbarkeit]] und diagnostische Aussagekraft der Kirlianfotografie jedoch klar verneint.<ref name=":0" /><ref>[[Edzard Ernst]]: ''Medizin: Komplementärmedizinische Diagnoseverfahren.'' In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' Jahrgang&nbsp;102, Heft&nbsp;44, 4.&nbsp;November 2005, S.&nbsp;A&nbsp;3034–3037. Auf Aerzteblatt.de ([https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=48961 PDF]; 55&nbsp;kB), abgerufen am 13.&nbsp;August 2021.</ref>

{{Belege fehlen}}
Diese Art der Fotografie findet auch in der [[Alternativmedizin]] Verwendung, da Rückschlüsse auf die [[elektrische Leitfähigkeit]] der Körperoberfläche gezogen werden können. Dabei könne beurteilt werden, ob energetische Leitbahnen, die [[Meridian (TCM)|Meridiane]], im Sinne dieser Lehre blockiert seien. Fotografiert werden vorwiegend Hände (Fingerkuppen) und Füße (Zehen),<ref>[http://www.focus.de/gesundheit/news/mystische-verfahren-gefahrenquellen_aid_144668.html ''Mystische Verfahren: Gefahrenquellen.''] auf: ''focus.de''</ref> denn nach Vorstellung der [[Traditionelle Chinesische Medizin|traditionellen Chinesischen Medizin]] beginnen und enden die Meridiane nach der [[Akupunktur]]lehre an Fingerkuppen und Zehen.
Durch den Vergleich der Fotografien von Händen von Personen mit bestimmten bekannten Krankheiten und den Fotografien von Personen, von denen keine Krankheit bekannt war, lassen sich angeblich krankheitstypische Abweichungen feststellen und so die Aufnahmen diagnostisch einsetzen. Daher arbeiten manche [[Heilpraktiker]] mit der Kirlianfotografie als Grundlage für ihre Anamnese.

Die Anwendung soll zur Diagnostik von Erkrankungen und zum Nachweis eines Behandlungserfolgs herangezogen werden.<ref>H. Hildebrandt: ''Pschyrembel. Wörterbuch der Naturheilkunde.'' 2. Auflage. De Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016609-7.</ref> In einem Übersichtsartikel des [[Deutsches Ärzteblatt|Deutschen Ärzteblatts]] zu [[Alternativmedizin|komplementärmedizinischen]] [[Diagnose|Diagnoseverfahren]] werden mehrere Untersuchungen zitiert, die keine diesem Zweck entsprechende [[Reproduzierbarkeit]] der Kirlianfotografie ergaben.<ref name="ernst1">[[Edzard Ernst]]: ''[http://www.aerzteblatt.de/pdf/95/27/a1743.pdf Komplementärmedizinische Diagnoseverfahren.]'' In: ''Dtsch Arztebl.'' 102(44), 2005, S. A-3034 / B-2560 / C-2410.</ref>


== Gefahren ==
== Gefahren ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
=== Monografien ===
* Sebastian Büttrich, Niels Gottschalk: {{Webarchiv | url=http://www.uni-stuttgart.de/philo/fileadmin/doc/pdf/gottschalk/kirlian.html | wayback=20121128154659 | text=''Kirlianfotografie.''}} Dokumentation der Projektwerkstatt Physik, TU Berlin 1989/1990
==== Grundlagen ====
* Brian Snellgrove: ''Bilder der Aura. Das Praxisbuch zur Kirlian-Fotografie''. Goldmann, 1998, ISBN 3-442-14119-2.
* [[Philipp Lenard]], F. Schmidt, R. Tomaschek: [http://d-nb.info/560677138 ''Phosphoreszenz und Fluoreszenz.''] In: ''Handbuch der Experimentalphysik.'' Band&nbsp;23, 1. und 2.&nbsp;Teil, Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1928.
* Dieter Knapp: ''Unser strahlender Körper. Energiefeldfotografien für Diagnose und Heilung''. Knaur, 1996, ISBN 3-426-76127-0.

* Earle Lane: ''electrophotography, Psychoenergetic Handbook#1 '' 1975 And/Or Press (Kirlian Photography, Electro-Acupuncture, Biofeedback, Building a Kirlian Instrument)
==== Kirlianfotografie ====
* [http://www.madra.dp.ua/english/doc/bibliographies.html Kirlian Photography Bibliography]
* Willi Franz: ''Handbuch der Kirlianfotografie – Die Technik der Kirlianfotografie in Theorie und Praxis.'' Hannemann, Steimbke 1987, ISBN 3-88716-028-2.<br />4.&nbsp;erw. Auflage unter dem Titel: ''Handbuch der Kirlianfotografie : Theorie und Techniken / Willi Franz. Mit einem Nachwort von Peter Hoffmann.'' Naglschmid, Stuttgart 1997, ISBN 3-925342-37-0.
* Peter Lay: ''Kirlian-Fotografie - faszinierende Experimente mit paranormalen Leuchterscheinungen.'' Franzis Verlag, Poing 2000, ISBN 3-7723-5974-4.
* Peter Lay: ''Kirlian-Fotografie – Faszinierende Experimente mit paranormalen Leuchterscheinungen.'' Franzis, Poing 2000, ISBN 3-7723-5974-4;<br />Mit zwei anderen Büchern wieder veröffentlicht in: ''Außergewöhnliche Phänomene – Das große Experimentier-Handbuch.'' Franzis, Poing 2007, ISBN 978-3-7723-4398-8.
* Willi Franz: ''Handbuch der Kirlianfotografie - die Technik der Kirlianfotografie in Theorie und Praxis.'' Hannemann, Husum 1987, ISBN 3-88716-028-2.

=== Artikel ===
* David G. Boyers, William A. Tiller: ''Corona Discharge Photography.'' In: ''Journal of Applied Physics.'' Nr.&nbsp;44, Ausgabe&nbsp;7, 1973, S.&nbsp;3102–3112.
* Fritz Binder, Manfred Kirschner: ''Blitze aus der Fingerspitze. Spuk oder Physik.'' In: ''Bild der Wissenschaft.'' Heft&nbsp;3, 1975, S.&nbsp;38–49.
* John Oliver Pehek, H. J. Kyler, D. L. Faust: ''Image modulation in corona discharge photography.'' In: ''Science.'' Nr.&nbsp;194, Ausgabe 4262, 15.&nbsp;Oktober 1976, {{ISSN|0036-8075}}, S.&nbsp;263–270, [[doi:10.1126/science.968480]].
* ''Kirlianfotografie. Hochspannung 20kV mit Zündspule.'' In: ''Elektor.'' Heft 5, 1977, S.&nbsp;22.
* Fritz Binder: ''Kirlian Fotografie. Das fehlinterpretierte Foto.'' In: ''ZOOM.'' 3-4, 1982, S.&nbsp;40&nbsp;ff.
* Allan Mills: ''Kirlian photography.'' In: ''History of Photography.'' Heft&nbsp;33, Ausgabe&nbsp;3, 29.&nbsp;Juni 2009, S.&nbsp;278–287, [[doi:10.1080/03087290802582988]].


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Kirlian photography|Kirlianfotografie}}
{{Commonscat|Kirlian photography|Kirlianfotografie}}
* [http://www.artworx.de/medkunst.htm Der Arzt als Künstler]
* [http://www.artworx.de/medkunst.htm Der Arzt als Künstler – Kirlian-Fotografie]
* [https://www.youtube.com/watch?v=ic6z7e08pMc Die TESLA-KIRLIAN-Phänomene: Eine Hommage (2017)] – YouTube-Video
* [http://www.aerzteblatt.de/pdf/95/27/a1743.pdf Kirlian-Fotografie: Filigrane Kristalle, mit Licht gemalt]
* {{Patent| Land=US| V-Nr=4386834| Code=A| Titel=Kirlian photography device| A-Datum=1981-07-06| V-Datum=1983-06-07| Anmelder=Kirlian Equipment Corp| Erfinder=William K. Toolan}}
* [http://www.google.com/patents?vid=USPAT4386834 Die original Patentschrift (englisch)]
* [http://www.madra.dp.ua/english/doc/bibliographies.html Kirlian Photography Bibliography] (russisch)
* {{Webarchiv | url=http://www.uni-stuttgart.de/philo/fileadmin/doc/pdf/gottschalk/kirlian.html | wayback=20121128154659 | text=Kirlianfotografie. Dokumentation der Projektwerkstatt Physik}} TU Berlin 1989/1990


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 10. Juni 2024, 22:07 Uhr

Kirlianfotografie zweier Münzen

Die Kirlian- oder Koronaentladungsfotografie (auch Hochfrequente Hochspannungsfotografie) ist ein fotografisches Verfahren zur Visualisierung von Glimm- oder Koronaentladungen. Das Verfahren wurde ab 1937 von dem sowjetisch-armenischen Ehepaar Semjon Kirlian und Walentina Kirliana entwickelt.

Technisch angewendet werden die zugrundeliegenden Effekte bei Koronakameras, welche beispielsweise bei Hochspannungsleitungen Korona-Entladungen optisch sichtbar machen können. Weitere Anwendungsgebiete der Kirlianfotografie sind Kunst und Werbung.

Geschichte und Entwicklung

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Der sowjetische Elektrotechnik-Ingenieur Semjon Davidowitsch Kirlian entdeckte 1937 diese Art der Fotografie durch Zufall, als er einen medizinischen Apparat reparieren sollte, und ließ das Verfahren 1949 mehrfach patentieren.[1] Später forschte er weiter mit seiner Ehefrau Walentina Kirliana und dem Arzt Ruben Stepanow an der Kirlianfotografie.

Kirlian-Fotografie eines Daumens
Kirlian-Fotografie eines Daumens

Als Folge der elektrischen Feldstärke kommt es in Gasen, zum Beispiel der Luft, zu einer Ionisierung und daher zu einer Gasentladung. Dabei darf die elektrische Feldstärke nicht zu hoch sein, um die sogenannte Koronaentladung beziehungsweise Glimmentladung zu ermöglichen. Diese zählen zu den schwächsten elektrischen Entladungen und sind, wie fast alle Gasentladungen, mit Lichterscheinungen unterschiedlicher Stärke verbunden, die durch fotografische Verfahren abgebildet werden können. Technisch verwendet werden die durch schwache elektrische Entladungen hervorgerufenen Lichterscheinungen beispielsweise in Glimmlampen und Plasmalampen.

Bei Koronaentladungen können die damit verbundenen Lichterscheinungen so schwach sein, dass sie nur unter bestimmten Bedingungen wie abgedunkelten Räumen beziehungsweise nur mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln wie Koronakameras optisch festgestellt werden können.

Elektrische Entladungen sind nicht an bestimmte Formen oder Materialien der Objekte gebunden und können von allen elektrisch leitfähigen Materialien wie Metallen, aber auch von lebenden Organismen wie Tieren und Pflanzen ausgehen. Bei ebenen, elektrisch leitfähigen Oberflächen treten fast homogene elektrische Feldstärken und eine über die Fläche fast gleichmäßige Entladung auf. Allerdings sind auch in diesen Fällen durch geringe Unebenheiten in der nur scheinbar ebenen Oberfläche unterschiedliche Entladungsmuster optisch erkennbar. Bei Kanten oder Spitzen treten wegen des Randeffektes höhere elektrische Feldstärken auf mit der Folge, dass an jenen Punkten beziehungsweise Bereichen die elektrischen Entladungen bevorzugt einsetzen.

Die Leuchterscheinungen, die auf der Fotografie von der Elektrode, wie zum Beispiel einem Finger, ausgehen, sind in diesem Sinne keine „geheimnisvollen Strahlen“, sondern selbstleuchtende Entladungskanäle infolge einer Gasentladung. Die Entladung wird beeinflusst durch die Form der Elektroden, Verteilung der elektrischen Leitfähigkeit, Feuchtigkeit im Gas, Verdampfung und andere physikalische Faktoren; auch spielt die Beschaffenheit der Oberfläche eine Rolle.

In einen abgedunkelten Raum wird eine Metallplatte gelegt. Auf dieser wird ein Isolator, zum Beispiel eine dünne Keramikplatte, befestigt. Auf der Isolationsplatte wird nun der zu belichtende Film angebracht, mit der fotoempfindlichen Seite nach oben. Auf den Film kommt das zu fotografierende Objekt, zum Beispiel ein Blatt oder auch ein Mensch.[2] Wichtig dabei ist, dass das Objekt ein elektrischer Leiter ist. An die Metallplatte wird anschließend eine Hochspannung von etwa 20.000 Volt angelegt, die beispielsweise aus einem Tesla-Transformator gewonnen wird. Je nach benötigter Belichtungsdauer wird die elektrische Spannung für einige Bruchteile von Sekunden (etwa 100 μs) eingeschaltet. Es entsteht rund um das Objekt eine Koronaentladung.

Da bei Koronaentladungen nur geringe elektrische Ströme fließen, sind diese Entladungen im Regelfall ungefährlich.

Alternativmedizinische Anwendung

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In einem alternativmedizinischen Ansatz sollen mit der Kirlianfotografie angebliche Rückschlüsse auf die elektrische Leitfähigkeit der Körperoberfläche gezogen werden, um zu beurteilen, ob so genannte Leitbahnen (in etwa Meridiane im Sinne der traditionellen chinesischen Medizin) „blockiert“ seien. Dazu werden vorwiegend Hände und Füße abgebildet,[3] weil die Meridiane nach der Akupunkturlehre an Fingerkuppen und Zehen beginnen und enden sollen. Durch den Vergleich der Kirlianfotografien von Menschen mit bekannten Krankheiten mit solchen von Menschen, bei denen keine Krankheit bekannt war, wird dann nach krankheitstypischen Abweichungen gesucht, und manche Heilpraktiker glauben, dies diagnostisch nutzen zu können.[4] In der Medizin werden Reproduzierbarkeit und diagnostische Aussagekraft der Kirlianfotografie jedoch klar verneint.[2][5]

Wie bei allen Experimenten mit Hochspannung kann es durch unsachgemäße Anwendung zu Stromunfällen kommen. Besonders gefährdet sind Personen mit Herzschrittmacher oder Herzschwäche. Bei unzureichender Belüftung können sich durch den Vorgang der Gasentladung in Luft schädliche Gase wie Stickstoffdioxid oder Ozon ansammeln.

Kirlianfotografie

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  • Willi Franz: Handbuch der Kirlianfotografie – Die Technik der Kirlianfotografie in Theorie und Praxis. Hannemann, Steimbke 1987, ISBN 3-88716-028-2.
    4. erw. Auflage unter dem Titel: Handbuch der Kirlianfotografie : Theorie und Techniken / Willi Franz. Mit einem Nachwort von Peter Hoffmann. Naglschmid, Stuttgart 1997, ISBN 3-925342-37-0.
  • Peter Lay: Kirlian-Fotografie – Faszinierende Experimente mit paranormalen Leuchterscheinungen. Franzis, Poing 2000, ISBN 3-7723-5974-4;
    Mit zwei anderen Büchern wieder veröffentlicht in: Außergewöhnliche Phänomene – Das große Experimentier-Handbuch. Franzis, Poing 2007, ISBN 978-3-7723-4398-8.
  • David G. Boyers, William A. Tiller: Corona Discharge Photography. In: Journal of Applied Physics. Nr. 44, Ausgabe 7, 1973, S. 3102–3112.
  • Fritz Binder, Manfred Kirschner: Blitze aus der Fingerspitze. Spuk oder Physik. In: Bild der Wissenschaft. Heft 3, 1975, S. 38–49.
  • John Oliver Pehek, H. J. Kyler, D. L. Faust: Image modulation in corona discharge photography. In: Science. Nr. 194, Ausgabe 4262, 15. Oktober 1976, ISSN 0036-8075, S. 263–270, doi:10.1126/science.968480.
  • Kirlianfotografie. Hochspannung 20kV mit Zündspule. In: Elektor. Heft 5, 1977, S. 22.
  • Fritz Binder: Kirlian Fotografie. Das fehlinterpretierte Foto. In: ZOOM. 3-4, 1982, S. 40 ff.
  • Allan Mills: Kirlian photography. In: History of Photography. Heft 33, Ausgabe 3, 29. Juni 2009, S. 278–287, doi:10.1080/03087290802582988.
Commons: Kirlianfotografie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Patentanmeldung SU106401A1: Способ получения фотографических снимков различного рода объектов. Angemeldet am 5. September 1949, veröffentlicht am 30. November 1956, Erfinder: S. D. Kirlian.
  2. a b Einar Göhring: Kirlian-Fotografie: Filigrane Kristalle, mit Licht gemalt. In: Deutsches Ärzteblatt. 95, Heft 27, 3. Juli 1998, S. A-1743.
  3. Krista Federspiel: Mystische Verfahren: Gefahrenquellen. In: Focus Magazin. 17. Januar 1994, online auf focus.de, abgerufen am 12. Januar 2017.
  4. Helmut Hildebrandt: Pschyrembel. Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. 2. Auflage. de Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016609-7.
  5. Edzard Ernst: Medizin: Komplementärmedizinische Diagnoseverfahren. In: Deutsches Ärzteblatt. Jahrgang 102, Heft 44, 4. November 2005, S. A 3034–3037. Auf Aerzteblatt.de (PDF; 55 kB), abgerufen am 13. August 2021.