Aus dem Kurs: Kreative Ideen in 10 Minuten

Irrtümer und Mythen über Kreativität

Aus dem Kurs: Kreative Ideen in 10 Minuten

Irrtümer und Mythen über Kreativität

Was ist überhaupt Kreativität, die ihre Wortherkunft dem lateinischen Verb creare, schaffen, erschaffen, hervorbringen, verdankt? Bevor wir mit unserem Latein schon jetzt am Ende sind, rollen wir das Spielfeld mit der Gegenfrage auf, was Kreativität nicht oder nicht nur ist. Vier beispielhafte Mythen illustrieren, welche teilweise irreführenden Vorstellungen wir von Kreativität haben, mögen sie auch noch so kreativ sein. Mythos Nummer 1: Kreativität ist eine Frage des Talents und eine Eigenschaft, die sich vor allem Künstler und Marketingabteilungen auf die Fahnen schreiben. Picasso hingegen malt ein größeres Bild für uns: "Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben." In dem am meisten angesehenen TED-Talk aller Zeiten mit dem Titel Ersticken Schulen die Kreativität? knüpft Sir Ken Robinson an diese Kreativität, die wir alle von Kindheit an in uns tragen, an: "Ich bin überzeugt, dass wir nicht in die Kreativität hineinwachsen, sondern aus ihr heraus oder wir werden vielmehr heraus unterrichtet." Im Bezug auf Sie persönlich lauten die Fragen: Wobei waren Sie schon immer kreativ? Wo sind Sie in Ihrem Element? Wofür brennen Sie und wie springt dieser Funke in Ihre Denk- und Arbeitsstrukturen über? Darum geht es auch dem Mediziner Edward de Bono: "Jeder Mensch ist von Natur aus kreativ, den meisten fehlt es nur an der Methode." Mythos Nummer 2: Kreativität ist ein geheimnisvolles Zufallsprodukt aus dem kreativen Chaos. Dabei fallen zündende Ideen und Zufälle nur denen zu, die fleißig sind und einen kreativen Prozess durchlaufen. Jahrhunderterfinder Thomas Edison drückt es treffend in Zahlen aus: Genie: 1 Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration. Was einem Geistesblitz, wie der einer funktionstüchtigen Glühbirne vorausgeht, sind jede Menge Malocherschweiß, harte, disziplinierte Arbeit und eine ausdauernde Marathonmentalität, denn kreative Prozesse sind iterative Prozesse, die wir mehrfach durchlaufen und lassen sich in die vier Phasen Vorbereitung, Inkubation, Erleuchtung und Verifikation einteilen. Mythos Nummer 3: Kreativität funktioniert auf Knopfdruck und Kommando. Warum ist die Aufforderung "Sei kreativ" zum Scheitern verurteilt? Der Psychologe Peter Kruse stellt klar: "Kultur ist eine indirekte Variable. Kultur kann ich nicht erzeugen." Wenn Sie Kreativität erzeugen wollen, können Sie sich fragen: Was sind systemische Rahmenbedingungen, in denen Kreativität erscheint? Aber Sie können Kreativität nicht machen. Daher mein Appell an Sie: Ebnen Sie durch systemische Rahmenbedingungen den Weg für Kreativität. Mythos Nummer 4: Kreativität bedeutet das Schaffen von etwas völlig Neuem. Im Gegenteil, grundsätzlich greifen wir auf unsere Erfahrungen und bereits Bestehendes zurück und entwickeln es durch drei grundlegende, kognitive Strategien weiter: Biegen, Brechen und Verbinden. Diesen kreativen Software-Dreiklang unseres Gehirns erklären David Eagleman und Anthony Brant in Ihrem Buch über Kreativität. Beim Biegen wird das Original verbogen oder in eine neue Form gebracht. Beim Brechen wird das Ganze auseinandergenommen und beim Verbinden werden zwei oder mehrere Quellen kombiniert. Einen wichtigen und auf Organisationen übertragbaren Aspekt liefern die beiden Autoren gleich mit: Die Gehirnzellen können sich frei miteinander verbinden, sodass keine Hirnregion für sich allein arbeitet. Wie in einer Gesellschaft stehen sie in einem lebhaften Austausch. Sie verhandeln und kooperieren miteinander. Wie lebhaft wird in Ihrem Team ausgetauscht, verhandelt und kooperiert, vor allem in Hinblick auf kreatives Brechen, Biegen und Verbinden?

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