In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts lebte der bereits hochberühmte Henrik Ibsen in München. Sein Kaffeehaus war das Café Maximilian, wo er einen ständig reservierten Tisch hatte. Um nicht von neugierigen Gästen begafft zu werden, saß er mit dem Rücken zum Lokal. Der Blick in einen an der Wand hängenden Spiegel erlaubte ihm die Beobachtung des Geschehens im Raum. Es hatte sich herumgesprochen, dass der bekannte Dramatiker im Maximilian verkehrte, und der Kaffeehausbesitzer profitierte davon. Wenn Ibsen für längere Zeit verreiste, engagierte das Café Maximilian daher einen Doppelgänger. Den zog man an wie das Original und setzte ihn mit dem Rücken zur Kundschaft vor den Spiegel. Die Gäste merkten den Schwindel nicht. Aber Ibsen. Als er unerwartet von einer Reise zurückkam, fand er seinen Stammplatz besetzt. Von sich selbst. Das war ihm Grund genug, dem Café Maximilian untreu zu werden.